Weiterhin stark gefordert
11.06.2024 Region UnterfreiamtMitgliederversammlung des Reussparks
Der Umbau der beiden Küchen ist abgeschlossen. Die gesamte Telefonanlage wurde notfallmässig ersetzt. Die Bettenbelegung ist wieder gestiegen. Und eine Umfrage ergab ein positives Gesamtbild. An der GV gab es Spannendes zu ...
Mitgliederversammlung des Reussparks
Der Umbau der beiden Küchen ist abgeschlossen. Die gesamte Telefonanlage wurde notfallmässig ersetzt. Die Bettenbelegung ist wieder gestiegen. Und eine Umfrage ergab ein positives Gesamtbild. An der GV gab es Spannendes zu erfahren.
Chregi Hansen
Die grosse Erleichterung ist den zwei Verantwortlichen anzusehen. Genau in der Woche der GV erfolgte der Umzug der Hauptküche aus dem Provisorium zurück in die sanierten Räume. Präsident Kurt Notter spricht von einem «ambitionierten Projekt», denn neben der Hauptküche wurde auch diejenige im Restaurant umgebaut. Und Direktor Urs Bosisio ist ein Stein vom Herzen gefallen, dass in der neuen Küche alles funktioniert. Schliesslich wollen nach der GV fast 200 Gäste kulinarisch verwöhnt werden.
«Die Mitarbeitenden haben während den Küchensanierungen einen riesigen Effort geleistet. Die Arbeitsverhältnisse in den Containern waren alles andere als angenehm», sagt Notter. Umso glücklicher sei man, dass jetzt (fast) alles so funktioniert wie geplant. «Gewisse Abläufe müssen sich jetzt noch einspielen», sagt der Direktor. Beide sind froh, ist dieses Grossprojekt jetzt abgeschlossen. Zwar liege der Fokus der Arbeit auf der Betreuung und Pflege der Bewohner und Bewohnerinnen, betont Notter. «Aber dafür braucht es auch eine funktionierende Infrastruktur. Dieser müssen wir Sorge tragen.»
Von der Aussenwelt abgetrennt
Und dass schnell etwas schiefgehen kann, haben die Verantwortlichen vor Kurzem erfahren. Innert weniger Tage fiel die gesamte Telefonanlage aus und konnte nicht mehr repariert werden. «Wir mussten in kürzester Zeit alles austauschen, auch da war ein grosser Effort gefragt», schaut der Direktor zurück. Damit man vor solch unliebsamen Überraschungen verschont bleibt, wird nun eine Zustandsanalyse der gesamten Institution durchgeführt. Basierend darauf werden die anstehenden Sanierungsarbeiten geplant.
An der Versammlung selbst gibt es viel Positives zu hören. Die Bettenbelegung ist wieder angestiegen und lag letztes Jahr bei 95,7 Prozent. «Aktuell liegt sie sogar noch höher», freut sich Bosisio. Auch in Sachen Personal sei man gut unterwegs, 452 Mitarbeitende teilen sich 311 Vollzeitstellen, dazu kommen 93 Lernende und 11 Praktikanten. Damit liegt man in Sachen Ausbildung weit über den Werten von vergleichbaren Institutionen. «Der Fachkräftemangel bleibt ein Thema. Wir müssen darum unser Personal selbst ausbilden», sagt der Direktor. Und man müsse dafür besorgt sein, dass die Angestellten auch bleiben. Und das scheint zu gelingen, die Fluktuationsrate ist geringer als in vergleichbaren Heimen. Dazu habe sicher auch die Mitarbeiterkampagne «Lachen macht Freude» beigetragen, ist Urs Bosisio überzeugt. «Mit den verschiedenen Aktionen wollten der Vorstand und die Geschäftsleitung dem Personal ihre Wertschätzung ausdrücken», erklärt der Direktor.
Neue Unternehmenskultur
Auch in diesem Jahr wird intensiv an einer neuen Unternehmenskultur und Führungsphilosophie gearbeitet. Dabei bilden die Zufriedenheit, das Vertrauen und das Einführen von Unternehmertum die drei tragenden Säulen. Im vergangenen Jahr stand die Förderung der Zufriedenheit im Zentrum, dieses Jahr geht es um die Förderung des Vertrauens. «Wir müssen uns alle aufeinander verlassen können. Über die Abteilungsgrenzen hinaus», macht Bosisio deutlich. Zudem wird an einem neuen Leitbild gearbeitet, dies unter Einbezug der Mitarbeitenden. Alles in allem soll der Reusspark in Zukunft weniger hierarchisch geführt werden.
Peterhans wehrt sich gegen Darstellung
Wobei sich der frühere Direktor Thomas Peterhans gegen die Darstellung protestierte, dass der Geschäftsführer in der Vergangenheit alles allein bestimmt hat. «Es gibt im Reusspark schon seit Jahrzehnten eine Geschäftsleitung, die regelmässig tagt und gemeinsam entscheidet», betont er. Letztlich aber verlange es das Reglement, dass offiziell der Direktor mit seinem Namen hinsteht. Präsident Kurt Notter macht deutlich, dass es bei der Kritik an der bisherigen Führungskultur nicht um das langjährige Wirken von Thomas Peterhans geht, sondern um dasjenige seiner Nachfolgerin. «Wir sind aber daran, das Organisationsreglement zu überarbeiten. Aktuell ist tatsächlich nur der Direktor allein entscheidungsberechtigt», gibt er zu.
Die normalen Traktanden der Versammlung sind schnell behandelt. Die Jahresberichte und die Jahresrechnung werden einstimmig genehmigt. Eine kurze Diskussion samt Antrag entsteht bei der geplanten Erhöhung des Jahresbeitrags. Ein Mitglied stört sich daran, dass der Beitrag bei den Einzelmitgliedern um zwei Drittel von 30 auf 50 Franken steigt, bei den Kollektivmitgliedern aber nur um einen Viertel von 80 auf 100 Franken. Sein Vorschlag auf eine Erhöhung auf 130 Franken findet aber keine Mehrheit.
Es braucht neue Pflegebetten
Am Schluss der Versammlung geht Urs Bosisio auf die grossen Herausforderungen der Zukunft ein. Laut einer Studie steigt die Zahl der über 80-jährigen Personen stark an. Im Jahr 2019 waren es im Aargau noch rund 31 000 Personen, im Jahr 2050 dürften es 100 000 sein. Dies hat Einfluss auf die Zahl der benötigten Pflegeplätze. Eine Berechnung geht davon aus, dass es in den kommenden 25 Jahren 5200 neue Betten braucht. Aber das nützt nichts, wenn nicht auch genügend Personal gefunden wird. Hier geht man in den Pflegeheimen in den kommenden Jahren von einem steigenden Bedarf von 72 Prozent aus. «Die Zahlen sind bekannt, alle wissen es, aber niemand macht etwas», ärgert sich Bosisio. Für den Reusspark-Direktor ist darum klar: «Wir als Gesellschaft laufen in ein riesiges Problem.»