Wie aus dem Bilderbuch
29.10.2024 Bremgarten
Markt der Vielfalt zeigt sich von seiner besten Seite
Rund 30 000 Besucher nutzten am Wochenende die Gelegenheit, Bremgarten anlässlich des wohl vielfältigsten Marktes der Schweiz einen Besuch abzustatten. Einmal mehr wurden sie nicht enttäuscht. Und auch ...
Markt der Vielfalt zeigt sich von seiner besten Seite
Rund 30 000 Besucher nutzten am Wochenende die Gelegenheit, Bremgarten anlässlich des wohl vielfältigsten Marktes der Schweiz einen Besuch abzustatten. Einmal mehr wurden sie nicht enttäuscht. Und auch die Verantwortlichen sind hochzufrieden.
Marco Huwyler
Wenn er sich ein Marktwochenende zum Abschied hätte malen können, dann wäre der Markt der Vielfalt 2024 wohl nicht viel anders verlaufen, als er dies am vergangenen Wochenende tat. Für Fredy Zobrist war die diesjährige Ausgabe «seines» Marktes schlicht «traumhaft». «Die Stimmung war eigentlich perfekt», lächelt der 80-Jährige nach seinem letzten Markt als Präsident des «Historischen Handwerks», das er vor 23 Jahren ins Leben rief und damit die einzigartige Vielfalt des Bremgarter Herbstmarkts begründete. «Es war noch einmal genauso, wie wir uns das ursprünglich ausgemalt hatten», sagt Zobrist. Entspannte, lachende Besucher. Glückliche Marktfahrer und Handwerker, die angesichts der einzigartigen Kulisse und zahlreichen, interessierten Menschen in ihrer Leidenschaft aufgehen. Und ganz viele faszinierte und leuchtende Kinderaugen, die hier Erlebnisse und Erfahrungen machen, die lange in Erinnerung bleiben. «Das freut mich jeweils besonders», sagt Zobrist. «Dass die Angebote zum Mitmachen und Ausprobieren tatsächlich von ganz vielen Kindern genutzt werden. Der Eifer und Stolz in ihren Gesichtern – da geht mir das Herz auf.» Und dieses Jahr waren es besonders viele. Denn wieder einmal war Bremgarten an Markttagen das Wetterglück hold. Nebel wie am Samstag vermag hier die Stimmung nicht zu trüben – schliesslich passt er zu einem Herbstmarkt. Und am Sonntag bescherte Petrus dem Städtli gar einen goldenen Herbsttag.
Auch wirtschaftlich für viele ein Segen
So verwundert es nicht, dass auch Marktchef Reto Lorenzi von einer «wunderbaren» Marktausgabe spricht, die noch etwas mehr Besucher nach Bremgarten lockte als in anderen Jahren. «Es dürften wohl gegen 30 000 gewesen sein», sagt Lorenzi. Und trotz dieser Menschenmassen – vor allem am Sonntag – kam es zu keinerlei negativen Zwischenfällen. «Keine Ambulanz, keine Polizei – genauso, wie man sich das als Marktchef wünscht», lächelt Lorenzi. Auch er, der sich vorab um die Marktfahrenden des Warenmarkts kümmert, hörte bei seinen Rundgängen viel Positives als Feedback – auch aus wirtschaftlicher Sicht. «Die Händler spüren zwar die Wirtschaftslage – die Kaufkraft war auch schon besser – doch man kommt dennoch sehr gerne zu uns nach Bremgarten», sagt der Marktchef. «Im Vergleich wirtschaftet man im Städtli eher besser als anderswo.»
Plattform für Weiler-Projekt
Ein positives Fazit zieht man auch bei «Abenteuer-Zeitreise» – wenngleich dort finanzielle Aspekte gar keine Rolle spielen. Der Verein war auch in vergangenen Jahren Teil des nicht kommerziellen historischen Handwerkerteil des Marktes, engagierte sich heuer aber speziell. Mit einem «Weiler» auf dem Schellenhausplatz, wo Interessierte in einer «Zeitreise» mitten in die Welt des Mittelalters tauchen konnten – ein Testlauf für die Vision des Vereins, der einen solchen Weiler dereinst permanent betreiben möchte.
«Wir sind glücklich, wie es gelaufen ist», sagt Präsidentin Silvia Aeschimann. «Wirklich viele Menschen haben sich tatsächlich auf das Abenteuer eingelassen, haben eine Zeitreise gebucht und sind für eine Weile mit uns in den faszinierenden mittelalterlichen Alltag eingetaucht.» Um für das Projekt zu weibeln, lud der Verein am Markt der Vielfalt im Foyer des Zeughauses auch zu drei Podien. Was diese anbelangt, ist das Resümee gespalten. «Einerseits waren die dort entstandenen Diskussionen wirklich fruchtbar und gut –, andererseits hatte es leider nur wenig Zuhörer», sagt Aeschimann.
Einer davon war Fredy Zobrist, der dem Verein die spezielle Plattform an seiner Markt-Dernière gerne ermöglichte. Denn auch er fände einen permanenten mittelalterlichen Weiler eine vorzügliche Idee – am liebsten in Bremgarten. «Ich bin davon überzeugt, dass sowas auch abseits von Markttagen viele Besucher ins Städtli locken würde – und deshalb auch aus Tourismussicht sehr interessant wäre», meint Zobrist.
Pizzagenuss als letzte Amtshandlung
Doch derlei ist Zukunftsmusik. Nach dem Abschluss seines letzten Marktes der Vielfalt freut sich der Gründervater in diesen Tagen vor allem über die Gegenwart. «Klar verspüre ich auch ein wenig Wehmut – aber das Glück über einen so tollen letzten Markt überwiegt klar», sagt er. Selbst der Abbau verlief reibungslos. «Um 22 Uhr waren wir schon bei der gemeinsamen Abschlusspizza», lacht der 80-Jährige.
Und eines ist klar – wenn auch nicht mehr als Präsident sieht man Zobrist ganz gewiss auch nächstes Jahr wieder zwei Tage lang mitten im fröhlichen Gewimmel des mittelalterlich herausgeputzen und pulsierenden Bremgartens. Denn den Markt der Vielfalt möchte man nicht missen – weder Zobrist noch Tausende Menschen aus nah und fern, die das vierte Oktober-Wochenende auch 2025 wieder ganz dick im Kalender anstreichen werden.