Wie der junge Johannes Strobl

  18.03.2022 Muri

Christoph Anzböck heisst der neue Organist der Pfarrei Muri – er leitet auch den Kirchenchor

Er ist Österreicher, wie Johannes Strobl. Er studierte an der Schola Cantorum Basiliensis, wie Johannes Strobl. Und er lebt in Basel, wie Johannes Strobl. Der neue Organist Christoph Anzböck hat aber eigene Ideen, eigene Ziele, die er in der Pfarrei Muri, speziell mit dem Kirchenchor, umsetzen will.

Annemarie Keusch

Die Parallelen zwischen dem langjährigen Chorleiter und Organisten Johannes Strobl und seinem Nachfolger Christoph Anzböck sind nicht von der Hand zu weisen. Das will Anzböck auch nicht. «Ja, unsere Werdegänge sind ähnlich», sagt er und lacht. Strobl sei es auch gewesen, der ihm gesagt habe, dass diese Aufgabe in Muri doch etwas für ihn sei. Anzböck schaute sich das Ganze an, bewarb sich, wurde gewählt und ist seit Januar nun in einem 40-Prozent-Pensum in Muri. Er leitet den Kirchenchor, übernimmt Orgeldienst und ist verantwortlich für die kirchenmusikalische Planung in der Pfarrei. Damit tritt er in Strobls Fussstapfen, der der Pfarrei weiterhin als Organist und Leiter von «Musik in der Klosterkirche» erhalten bleibt.

Muri ist für den 29-jährigen Christoph Anzböck kein unbekanntes Terrain. «Natürlich kenne ich die Klosterkirche und ihre Orgeln», sagt der Niederösterreicher und gerät ins Schwärmen. «Ein spezieller Raum, historische Instrumente. Es sind tolle Möglichkeiten, die einem in Muri geboten werden. Zudem ist das Umfeld sehr angenehm», weiss er schon nach wenigen Monaten im Amt zu berichten.

Orgel begeisterte schon früh

Er sei in einer musikalischen Familie aufgewachsen. «Mein Vater und ich begannen gleichzeitig mit dem Klavierunterricht an der Musikschule», erzählt Anzböck und lacht. Die Orgel als Instrument habe ihn schon immer fasziniert. «Die Klangfarben, die verschiedenen Möglichkeiten, die mächtigen Klänge, aber auch die ganz feinen Schattierungen», führt er aus. Schon während des Gymnasiums fand Anzböck über die Orgel zur Kirchenmusik. Dann folgte das Studium. «Ich konnte meine Eltern überzeugen davon», meint Anzböck lachend.

Überaus religiös sei er nicht aufgewachsen. «Die Pfarrei in unserem Dorf war aktiv. Das hat mich ein Stück weit sozialisiert. Durch die Kirchenmusik seinen Teil dazu beitragen zu können, ein Teil der Gemeinschaft zu sein, das ist ein Aspekt, der mir sehr gefällt», sagt Anzböck. Aber ganz allgemein habe er ein Flair für Alte Musik, speziell für Barockmusik. «Das macht mir am meisten Spass», sagt er. Es sei aber auch die breite Ausbildung, die ihn dazu überwog, Kirchenmusik zu studieren. «Chorleitung, Stimmbildung, Theorie mit Komposition und natürlich die Orgel – breiter geht ein Studium kaum.»

Sich singend ausdrücken

Das Leiten des Kirchenchors ist auch in Muri eine von Anzböcks zentralen Aufgaben. «In einem Chor kommen ganz unterschiedliche Menschen zusammen, das gefällt mir», sagt er. Das Singen sei die ursprünglichste künstlerische Ausdrucksform. «Singen, oder allgemein den Zugang zur Stimme, erachte ich als etwas, das in vielen Bereichen wichtig ist.» Dies regelmässig in einer Gruppe zu tun, etwa in einem Chor, sei etwas sehr Bereicherndes. Aber Anzböck weiss auch, dass viele Chöre mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen haben. «Es wird neue Wege brauchen, mit Projektchören, wie es sie in Muri mit dem Pfingstchor gibt. Aber wir wollen die Chöre möglichst erhalten», gibt er sich kämpferisch.

Der erste Eindruck von Muri sei sehr gut. «Der Start war mit den Einschränkungen natürlich nicht optimal. Aber mittlerweile können wir miteinander singen, was sehr schön ist.» Das Repertoire pflegen und erweitern ist eines von Anzböcks Zielen mit dem Kirchenchor. «Wir wollen ein vielfältiges musikalisches Angebot präsentieren, ob stilistisch oder was die Besetzung betrifft», sagt er. Und auch abseits der Höhepunkte wie Ostern, Pfingsten oder Weihnachten wolle der Chor dem Publikum ein interessantes Programm bieten. Anzböcks Vorfreude ist gross. «Die spätromantische Orgel in der Pfarrkirche, die barocke in der Klosterkirche – die Voraussetzungen könnten besser nicht sein», findet er.

Vielseitige Hobbys

Christoph Anzböck weiss, worauf er sich in Muri eingelassen hat. «Ich habe selber schon hier gespielt, kenne die verschiedenen Angebote. Und nun kenne ich auch die grosse Begeisterung der involvierten Leute.» Viele Eindrücke hat ihm Johannes Strobl schon vor dem ersten Arbeitstag im Januar mitgegeben. «Strobl ist übrigens der Schwager eines meiner Lehrer am Gymnasium. Aber das ist Zufall», sagt Anzböck und lacht. Zufall sei es aber nicht, dass Anzböck wie Strobl in Basel studierte und in Basel lebt. «Die Ausbildung an der Schola Cantorum Basiliensis ist sehr renommiert», sagt Anzböck.

Trotz seines 40-Prozent-Pensums in Muri – gleichzeitig ist er im gleichen Pensum im Kloster Mariastein als Organist und als Organisator der Mariasteiner-Konzerte angestellt – bleibt Christoph Anzböck in Basel wohnhaft. Der 29-Jährige schwimmt gerne, auch mal im Rhein, reist gerne, liest viel, lernt gerne Sprachen. «Aktuell bin ich daran, das Französisch zu polieren und das Italienisch warmzuhalten.» Und Anzböck hört auch manchmal Musik. «Am liebsten Jazz.» Aber eigentlich ginge es in der Freizeit auch ganz gut ohne Musik. Damit beschäftigt er sich schon beruf lich intensiv. Und Anzböck hat durchaus Ziele und Träume. «Ich will unbekannte Musik entdecken und aufführen. Stücke, die in den Bibliotheken schlummern und jahrelang nicht aufgeführt wurden», sagt er. Aber natürlich lasse er sich auch von Klassikern, etwa von Bach oder Händel, sehr gerne begeistern. «Die Mischung muss stimmen», meint er. So sei es auch beim Programm des Murianer Kirchenchors.


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