Wie Honig ins Glas kommt

  04.06.2021 Muri

Berufsimker Philipp Heller klärt über Bienen auf

Die Volkshochschule Oberes Freiamt ermöglicht Interessierten einen Tag bei den Bienen vom Murianer Philipp Heller.

Viele Berufsimker gibt es in der Schweiz nicht. Doch Philipp Heller aus Muri ist einer davon. Die Imkerei Heller startete 2004 mit 5 fleissigen Völkern. Heute hat er über 100. Zurzeit hat Philipp Heller alle Hände voll zu tun. Es ist Hochsaison. Was es dabei alles für den Imker zu tun gibt, zeigt er den Teilnehmenden gleich vor Ort.

Drang nach bester Betriebsweise

Zuerst verteilen sich die Interessierten am Waldrand, wo Philipp Heller einige seiner Völker platziert hat. Danach werden sie Zeuge beim Honigernten, -schleudern und -verarbeiten in 2018 umgebauten Schleuderraum, Lager und Kühlzelle des Murianers. Die Leidenschaft und der Drang nach bester Betriebsweise brachte Philipp Heller nach Schwäbisch Hall und Sizilien, um völlig neue Dimensionen im Verständnis und Umgang mit den Bienen zu erlangen. --sab


Auf der Suche nach der Königin

Einblick in die Berufsimkerei vom Murianer Philipp Heller

Die Volkshochschule Oberes Freiamt organisierte einen Tag bei Philipp Hellers Bienen. Acht Teilnehmer haben sich für die spannende Exkursion angemeldet und erfuhren alles vom Bienenstock bis ins Honigglas über eine Berufsimkerei aus erster Hand.

Sabrina Salm

In einem Bienenstock geht immer was. Und jetzt am Anfang der Hochsaison immer mehr. Bienen sind fleissig, das wird den wertvollen Tieren nicht umsonst nachgesagt. Doch damit die Honigbienen auch wirklich gute Leistungen erbringen, brauchen sie gute Pflege. «Die Bienen brauchen es in ihrem Stock warm. Und genügend Futter. Das ist das A und O», erzählt Imker Philipp Heller den interessierten Teilnehmenden. Geschützt mit einem Imkerhut, stehen sie um die Bienenkasten des Murianer Berufsimkers am Waldrand. Der öffnet soeben einen Kasten, der ein Volk mit bis zu 60 000 Bienen beherbergt. Die Suche nach der Königin beginnt.

Schwärme verhindern

Philipp Heller erklärt die Struktur des Hauses und gibt viel Wissenswertes weiter. So erfährt die Gruppe, dass Drohnen nicht stechen, Bienen farbenblind sind und eine Biene 42 Tage lebt. Sie macht von der Brutpflege über die Königinnenversorgung alles. Nur zirka die letzten zehn Tage ihres Lebens ist sie auf Honigsuche. Philipp Heller nimmt Wabe für Wabe aus dem Bienenkasten. Mit zig Tausenden Bienen dran. Und da sieht er die Königin. Sie ist etwas grösser und ledriger als ihre Arbeiterinnen. «Die Königin ist immer da, wo es Arbeit gibt.» Sie legt vom Frühling bis zur Sonnenwende 2000 Eier am Tag. Nun sei auch Schwarmzeit. «Wenn ein Schwarm ausfliegt, ist das ein wunderschönes Erlebnis», erzählt er. «Doch dass Schwärme ausfliegen, möchte ich verhindern, und dafür muss ich sorgen.» Also bricht er ab April alle sechs Tage die Zellen von neuen Königinnen auf. «Frisch geschlüpfte Königinnen würden sonst einen Ton von sich geben, der die neue Königin zum Weggehen animiert. Diese würde dann einen Teil des Staats mitnehmen und eben ausschwärmen», erklärt der Profi weiter.

Einer von wenigen Berufsimkern  in der Schweiz

Der Bienenhonig wird von Mitte Mai bis Juni, wenn alle Bienenwaben mit Wachs verdeckelt sind, geschleudert. Der Waldhonig wird von Mitte Juni bis Ende August geerntet. Alles, was man als Imker wissen müsse, hat Philipp Heller von der Pike auf gelernt. Seine Ausbildung und Lernjahre führten ihn nach Schwäbisch Hall, Weimar und nach Sizilien. «Mein Lehrmeister dort hatte 3000 Völker. Das Wissen, welches ich dort gesammelt habe, hilft mir heute noch.» Schon in seiner Lehrzeit hat der gelernte Forstwart zwei bis drei Völker gehabt und startete dann mit fünf Völkern seine Imkerei Heller im Jahr 2004. In der Schweiz gibt es nicht viele Berufsimker. Wie viele Völker Philipp Heller heute hat, möchte er nicht verraten. Doch er gibt an, dass mittlerweile sein Betrieb auf weit über 100 Völker gewachsen ist. Die Bienen sind seine Leidenschaft, die er mit seiner Frau Andrea teilt. Auch sie ist im Familienbetrieb beschäftigt und kümmert sich unter anderem für den Vertrieb. Die Teilnehmenden konnten sich in der modernen Imkerei auch ein Bild davon machen, wie der Honig geschleudert wird und ins Glas kommt.

«Guter Honig kristallisiert sich sehr schnell», sagt Heller. Eine beachtliche Menge des Blütenhonigs rührt der Imker cremig. «Wir verkaufen fast keinen normalen Blütenhonig mehr. Wahrscheinlich weil er sich nicht gut aufs Brot streichen lässt.» Philipp Heller ist bisher sehr zufrieden mit dem Honigertrag in diesem Jahr. «Es gibt aber Regionen in der Schweiz, die klagen über ein schlechtes Honigjahr», weiss der Berufsimker.

Wildbienen brauchen Schutz

Auch er kennt die Plagen der berüchtigten Varroamilbe. «Wir haben mittlerweile eine gute Methode für uns gefunden, damit wir der Varroamilbe keine Überhand bieten lassen.» Er setzt auf Neubau. «Im Juli nehme ich die Brut raus und setze alles neu an.» Den Honigbienen ginge es soweit gut. «Um sie kümmert man sich», weiss Heller. Um die Wildbienen jedoch müsse man sich mehr Sorgen machen. «Ein Wildbienenhotel macht Sinn», sagt der Berufsimker. «Und am besten ist es, sie hängen es gegen den Süden auf.» Klar sei aber, dass Honig- wie Wildbienen auf eine diverse, intakte Natur angewiesen sind und dass sie unter dem Pestizideinsatz leiden. «Da muss sich auf jeden Fall bald was ändern», äussert sich Philipp Heller.


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