«Wie im Märchen»

  23.09.2022 Wirtschaft

Der Verein Pro Lindenberg wehrt sich gegen das Windparkprojekt

Die Strommangellage resultiere aus einer Fehlplanung der Behörden. So sagt es Heiri Knaus, Präsident des Vereins Pro Lindenberg. Er hält an der Meinung fest, dass der Windpark auf dem Lindenberg kein gutes Projekt ist.

Die Windindustriezonen auf beiden Seiten des Lindenbergs seien schon bei der Festlegung dieses Gebietes unvollständig analysiert worden. Das wirke sich nun bereits bei der Planung der Turbinen auf der Aargauer Seite aus. «Nur mit Ausreizung der minimalsten Abstände kann hier überhaupt geplant werden», sagt Heiri Knaus, Präsident des Vereins Pro Lindenberg.

Nicht zu vergessen sei die Missachtung der 500-Meter-Abstandsregelung zum national geschützten Hochmoor Ballmoos und der Einwendung der Eidgenössischen Denkmalschutzkommission bezüglich Schloss Horben. «Man plant also trotz dieser klaren Missachtung der Ausgangslage munter weiter.»

Zu- und abschaltbare Energiequellen

Und Heiri Knaus bleibt bei dieser Meinung, trotz aktueller Energiekrise. «Man kann einen Ausbau der Erneuerbaren nur beim gleichzeitigen Ausbau der konventionellen Kraftwerke erfolgreich realisieren», ist er überzeugt. Also müsse für jede Windturbine ein entsprechender Strombackup durch Wasserkraft, Atomkraft und in Notlagen Gaskraft sichergestellt werden.

Somit macht es aus seiner Sicht keinen Sinn, die Strommangellage mit Erneuerbaren sicherzustellen, «sondern es müssen grundlastfähige Energiequellen sein, die permanent sofort zu- und abgeschaltet werden können». Erneuerbare würden keine permanente unterbrechungsfreie Stromversorgung sicherstellen.

Vier statt drei Anlagen: «Logische Entwicklung»

Windenergie in der Schweiz werde nie systemrelevant einen Strombeitrag leisten können. «Dazu ist unser Land zu dicht besiedelt, und die Windverhältnisse zu schwach.» Eine Auswertung der heutigen Windindustrieanlagen über sieben Jahre zeige dieses Bild eindeutig. Laut Knaus produzieren alle Anlagen bis auf diejenigen im Wallis unter 22 Prozent ihrer möglichen Nennleistung.

Der Lindenberg dürfte nicht besiedelt sein

Dass auf der Aargauer Seite laut aktuellster Planung nur noch drei Windkraftanlagen und nicht mehr vier geplant sind, bezeichnet Knaus als logische Entwicklung. «Sie zeigt auf, dass in einem komplett ungeeigneten Gebiet Windindustriezonen geplant werden.» Der Entscheid der Alpgenossenschaft Horben, die geplante vierte Turbine auf ihrem Land nicht zu realisieren, zeige auf, dass dieses Gebiet auf dem Lindenberg für Windturbinen ungeeignet ist. «Sowohl ökonomisch als auch ökologisch eine Fehlplanung.»

Um einen Windpark auf dem Lindenberg befürworten zu können, müsste sich für Heiri Knaus ganz vieles ändern. «Das ist jetzt wie im Märchen: Der Lindenberg dürfte nicht besiedelt sein. Mindestabstände von mindestens 500 bis 700 Metern zu bewohnten Gebäuden müssten eingehalten werden. Die Windgeschwindigkeit müsste sechs Meter pro Sekunde und mehr betragen, damit wertschöpfend Strom produziert werden kann.» Die erzeugte Energie müsse sofort lokal durch die entsprechenden Gemeinden in Genossenschaften verbraucht werden. Für Knaus ist klar: «Die Biodiversität, die Landschaft und die Ökologie müssten intakt bleiben.» Unternehmerisch betrachtet gebe es nur einen Schluss: «Dieses Projekt wird nur dank den Fördergeldern, die es abzukassieren gilt, vorwärtsgetrieben.»

Den europäischen Problemen folgen

Dass im Winter zeitweise der Strom abgestellt und die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts grösser wird, ist laut Heiri Knaus durchaus ein mögliches Szenario. «Da unsere Stromproduktion leider im europäischen Stromnetz angesiedelt ist, muss unser Strommarkt, der eigentlich auf gesunden Füssen steht, den Problemen von Europa, insbesondere von Deutschland, folgen.» Er hoffe aber für alle, dass dieses Szenario nicht eintreffe. --ake

 


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