Wieder ist es historisch
25.11.2025 Sport, HandballDie grösste Bühne
Freiämterinnen an der WM
Am Donnerstag startet die Weltmeisterschaft im Frauenhandball in Deutschland und in Holland. Die Schweiz spielt in der Vorrunde gegen Iran, Senegal und Ungarn. Ziel ist es, die Hauptrunde zu ...
Die grösste Bühne
Freiämterinnen an der WM
Am Donnerstag startet die Weltmeisterschaft im Frauenhandball in Deutschland und in Holland. Die Schweiz spielt in der Vorrunde gegen Iran, Senegal und Ungarn. Ziel ist es, die Hauptrunde zu erreichen. Mit dabei sind drei Freiämterinnen: Daphne Gautschi (Muri), Nora Snedkerud (Widen) und Seraina Kuratli. Besonders die Fähigkeiten von Gautschi werden gefragt sein. --spr
Drei Freiämterinnen sind an der Weltmeisterschaft dabei – Startspiel am Donnerstag gegen Iran (18 Uhr, Live SRF)
Die beiden Testspiele gegen Deutschland sind durch. Die Schweiz ist voller Vorfreude auf die erstmalige Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. Nebst Daphne Gautschi (Muri) sind auch Seraina Kuratli (Wohlen) und Nora Snedkerud (Widen) dabei. «Wir wollen abliefern», sagt Leistungsträgerin Gautschi.
Stefan Sprenger
Die Schweizerinnen kassieren am letzten Donnerstag eine Lehrstunde. Gegen Top-Nation Deutschland steht es zur Halbzeit 12:13. Im zweiten Durchgang dreht Deutschland auf, am Ende steht es 17:35. «Das war enttäuschend, dass wir es nicht 60 Minuten auf die Reihe gebracht haben», sagt Rückraumspielerin Daphne Gautschi. Mit ihren vier Toren war die Murianerin wie gewohnt eine Leistungsträgerin. «Wir müssen daraus lernen. Unsere Fehler und Mängel wurden eiskalt aufgedeckt. Beispielsweise die vielen technischen Fehler, die zu einfachen Gegenstosstoren führten. Und auch in der Abwehr müssen wir härter anpacken», sagt sie am Freitag.
«Wir haben Bock, der ganzen Welt zu zeigen ...»
Gesagt. Getan. Am Samstag folgt vor 3200 Zuschauern in Göppingen die Rehabilitation gegen denselben Gegner.
Die Schweiz – die einige wichtige Spielerinnen verletzungsbedingt nicht dabei hat – hält stark dagegen, verliert am Ende knapp mit 35:32 (19:14) «Die deutschen Spielerinnen sind sehr gross und stark. Teilweise habe ich das Tor nicht mehr gesehen», sagt Gautschi scherzhaft. Und Deutschland ist zudem vor der Heim-WM im eigenen Land (und in Holland) topmotiviert. Die Hauptrobe kann in Anbetracht all dieser Umstände als gelungen bezeichnet werden.
Am Donnerstag geht die WM für die Schweiz los. Die erste in der Geschichte des Schweizer Frauenhandballs. Wie schon die Heim-EM im letzten Jahr ist es historisch. Und wiederum will das Team von Trainer Knut Ove Joa einen Glanzauftritt hinlegen und in die Hauptrunde einziehen.
«Iran und Senegal unbekannt»
In s’Hertogenbosch geht es los gegen den Iran (Donnerstag, 18 Uhr). Es folgen die Begegnungen gegen Senegal (Samstag, 29. November) und Ungarn (Montag, 1. Dezember). Bei erfolgreicher Qualifikation beginnt ab dem 3. Dezember die Hauptrunde. Alle Schweizer Spiele werden live auf SRF übertragen. «Iran und Senegal sind uns unbekannt. Ich sehe uns in der Favoritenrolle», sagt Gautschi. «Ungarn ist dann ein Top-Team auf dem aufsteigenden Ast. Aber wir wollen ja solche Herausforderungen. Und es ist schliesslich eine WM, da geht es früher oder später gegen die absoluten Top-Teams», so die Murianerin. Egal, gegen welchen Gegner es geht: «Wir wollen unser Spiel durchziehen. Wir haben Bock, der ganzen Welt zu zeigen, was wir draufhaben. Wir wollen abliefern, Spass haben – und natürlich in die Hauptrunde einziehen.»
Nebst Gautschi ist auch Kreisläuferin Nora Snedkerud (Widen) und Torhüterin Seraina Kuratli (Wohlen) mit dabei. «Es ist natürlich eine riesige Ehre, an dieser WM mit dabei zu sein. Wir sind erstmals qualifiziert, wir schreiben wieder Geschichte, die Vorfreude auf dieses Highlight ist riesig», sagt Snedkerud.
Kuratli: «Wollen für Überraschungen sorgen»
Ähnlich klingt es bei Seraina Kuratli. «Wir sind alle aufgeregt. Der Stellenwert dieser WM ist riesig. Für alle Spielerinnen ist es eine grosse Plattform, um sich zu zeigen, um zu lernen und um besser zu werden. Ich kann an dieser WM extrem viel profitieren. Ich hoffe auf viel Einsatzzeit. Am Ende des Tages ist meine Einsatzdauer aber unwichtig, was zählt, sind Siege. Und wir wollen für Überraschungen sorgen.» Dies gelang dem Team zuletzt an der Heim-EM im letzten Jahr, als man beispielsweise die Top-Nation Kroatien besiegte und es in die Hauptrunde schaffte. Auch dies war historisch.
Gautschi – die vor Ort von ihrer Familie und von Freunden angefeuert wird – ordnet ein: «Die Erwartungen an uns sind gestiegen. Die Handballschweiz glaubt an uns. Das freut uns. Und wir geben unser Bestes, um möglichst weit zu kommen.» Die Stimmung im Team sei – wie immer: «Einfach bestens. Wir haben es immer sehr gut untereinander», so Gautschi. Die 25-Jährige zählt schon fast zu den Routiniers im Team. Sie sagt über die beiden anderen Freiämterinnen: «Beide haben riesiges Talent. Ich mache mir keine Sorgen um die Zukunft von Seraina Kuratli und Nora Snedkerud. Sie werden ihren Weg gehen.» Und natürlich von solchen Weltmeisterschaften viel lernen.
Das sagt der SHV-Präsident
Der Wohler Pascal Jenny, Präsident des Schweizerischen Handballverbandes, wird an der Weltmeisterschaft ebenfalls dabei sein. Vor dem Turnier sagt er: «Wir befinden uns auf unserer ‹Roadmap to Brisbane›. Dort, wo 2032 die Olympischen Spiele stattfinden. Diese Weltmeisterschaft jetzt ist ein nächstes Puzzlestück dorthin.» Zur Zielsetzung sagt Jenny: «Wir wollen uns für die Hauptrunde qualifizieren und dabei mindestens zwei Punkte mitnehmen. Das bedeutet, dass wir mindestens zwei der drei Spiele gewinnen wollen. Unser nächstes Ziel ist es dann, in der Hauptrunde Siege – mindestens einen – zu erkämpfen. Wenn wir dann in eine Position kommen, in der wir um Platz 2 oder 3 in unserer Hauptrundengruppe mitspielen können, werden wir diese Chance nutzen. Dafür müssen wir jedoch ein sehr hohes Leistungsniveau erreichen – und genau daran arbeiten wir jedes Mal, wenn wir als Team zusammen sind, damit wir auch unser langfristiges Ziel erreichen. Unser Ziel ist und bleibt langfristig, an Olympia in Brisbane in eine Position zu kommen, um eine Medaille zu gewinnen.» --spr


