Wiedergeburt des Klosterbitters
05.08.2022 MuriJohn Rusterholz entdeckt einen alten Freiämter Kräuterschnaps neu
Durch Zufall stiess John Rusterholz, Generalmanager Hotel Caspar, auf den Freiämter Klosterbitter. In den Sechzigerjahren von der Fremo produziert, war er seit Jahrzehnten in der Versenkung verschwunden.
«Als ich die Facebook-Seite ‹Du besch us Muri/AG wänn du ...› durchstöberte, stiess ich auf den Post von Nicki Stutz. Darin schrieb sie über den Freiämter Klosterbitter», sagt John Rusterholz. Er nahm mit ihr Kontakt auf. «Leider musste ich feststellen, dass es den Klosterbitter schon seit vielen Jahren nicht mehr zu kaufen gibt. Höchstens, dass noch die ein oder andere Flasche in irgendeinem Keller oder Wohnzimmerschrank steht.»
Ursprünglich gab es von dem Kräuterschnaps zwei Versionen, eine in der Glasflasche und eine in einer Steingutf lasche. Hergestellt wurde der Klosterbitter in den Sechziger- und Siebzigerjahren von der Fremo Muri. Als die Fremo an die Firma Humbel verkauft wurde, wurde die Produktion des Klosterbitters eingestellt.
Altes Original neu kreiert
«Ich finde es sehr schade, wenn lokale Produkte verloren gehen», sagt Rusterholz. Aus diesem Grund entschied er sich, den Freiämter Klosterbitter wiederzubeleben. «Ein Rezept gab es nicht mehr», so Rusterholz. Deshalb habe er sich zusammen mit Daniel Röthlisberger, Brenner und Inhaber der Maygreen-Distillerie in Hägglingen, dazu entschlossen, den Klosterbitter wieder zu produzieren, und zwar möglichst nah am alten Original, aber dennoch neu kreiert. «Ich wusste sofort, dass Daniel Röthlisberger der richtige Mann für diese Herausforderung ist», betont John Rusterholz. Denn Röthlisberger sei Brenner aus Leidenschaft.
Von vier Frauen getestet und für gut befunden
Rund vier Monate tüftelten die beiden an der Neuauf lage des Freiämter Klosterbitters. «Die Schwierigkeit bestand darin, die Bitterstoffe herauszubekommen, ohne zu viel Zucker beigeben zu müssen», erklärt Röthlisberger. Ausserdem brauche er auch die nötige Muse dazu, um ein Rezept zu kreieren.
Der Brenner stellte neun verschiedene Rezepturen zur Auswahl. Wichtig war beiden, dass keine Extrakte, Aromen oder künstlichen Konzentrate enthalten sind. Ursprünglich sei geplant gewesen, die Kräuter für den Bitter im Kräutergarten der Pflegi anzubauen. «Doch das hätte einfach zu lange gedauert», sagt John Rusterholz. Die neun verschiedenen Klosterbitter wurden dann in einem erlauchten Kreis von vier Murianerinnen degustiert. «Die Damen konnten sich noch vage daran erinnern, wie der Klosterbitter damals geschmeckt hatte», erklärt Rusterholz. «Neun Bio-Kräuter, Gewürze und Wurzeln verleihen dem handwerklich hergestellten Klosterbitter seinen würzig-bitteren Charakter», verrät der Brennmeister. «Bitterstoffe tun gut. Dies wussten schon die Mönche im Kloster Muri», ergänzt John Rusterholz.
Von dem Sieger aus dem Blind-Tasting mit den vier Damen wurden 300 Flaschen produziert. Diese können ab sofort gekauft werden. «Für mich war der ganze Prozess Neuland. Normalerweise brenne ich hauptsächlich alte Schweizer Brände. Doch die Idee von John hat mich gleich fasziniert, ein altes lokales Getränk mit Tradition wiederzubeleben. Jetzt hoffen wir, dass der Klosterbitter nicht mehr in Vergessenheit geraten wird.» --sus