Wilde Odyssee per Motorrad
15.04.2025 Region Oberfreiamt, MerenschwandThomas Heimberg gab in Merenschwand Einblick in seine spezielle Weltreise
Im Ortsmuseum Merenschwand erzählte Thomas Heimberg vor einer stattlichen Gästeschar von seiner spektakulären 30-monatigen Weltreise mit dem Motorrad. Die Multimedia-Show wurde ...
Thomas Heimberg gab in Merenschwand Einblick in seine spezielle Weltreise
Im Ortsmuseum Merenschwand erzählte Thomas Heimberg vor einer stattlichen Gästeschar von seiner spektakulären 30-monatigen Weltreise mit dem Motorrad. Die Multimedia-Show wurde ergänzt durch eine Auslage an persönlichen Erinnerungsstücken wie winzigen Tagebüchern.
Albert Schumacher
«Hashtags posten, downloaden, streamen, vielleicht können wir uns ja schon bald auf Reisen beamen.» So eröffnete Thomas Heimberg rappend den Abend. Der gelernte Landmaschinenmechaniker war schon immer ein Macher. Doch ein Unfall veränderte seine Lebenseinstellung. Bei seinem damaligen Job im Dienstleistungssektor fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, dass er in einem völlig übersättigten, wachstumsorientierten Markt tätig war. Also beschloss er: «Ich will einfach nur einfach leben. Wieso soll ich mit komplizierten Dienstleistungen hier mein Geld verdienen, wenn es weltweit auch einfacher als Handwerker funktioniert?»
Heimberg brach 2014 seine Zelte in der Schweiz ab. Viel Emotionalität und Neugier prägten den Abschied. Es galt, materielle Bedürfnisse zu reduzieren. Aber Heimberg verschiffte eine immerhin halbtönnige Kiste mit Motorrad, 50 Kilogramm Werkzeugen, Skiausrüstung und Bike nach Neuseeland. Konkrete Pläne, ausser Jobsuche und Flugticket, existierten nicht. «Ich wollte ganz bewusst in die Leere und Ungewissheit eintauchen.»
Begegnungen als Wegweiser
Heimbergs Flug nach Neuseeland führte über Japan; dort brach er sich in einer Breakdance-Disco einen Fuss und musste Jobambitionen im neuseeländischen Schnee für acht Wochen aufs Eis legen. «Meine Motivation war im Keller.» Bald wurde klar, dass es gar nicht so einfach ist, einfach zu leben, egal wo. Als Wegweiser ergaben sich laufend zufällige Bekanntschaften, Fügungen, die ihm diverse Jobs zutrugen. Er besuchte auch das Brass Monkey Festival, das härteste Eigenbau-Töff-Treffen im kältesten Gebiet Neuseelands. Dort wurde Heimberg auf die Bühne gerufen und gefeiert – prämiert wurde der Töff mit der längsten Anreise. Schlaumeier Heimberg hatte jedoch seinen Camper in der Nähe parkiert und den Töff aus dem Bus gehievt. Eine märchenhafte Episode, wie sie Thomas noch oft erlebte. Finanziell ergiebig war die zweimonatige knallharte Nachtschicht beim Präparieren von riesigen Eisfeldern. Dann lockte ihn die Freiheit und er flog samt Töff direkt nach Chile.
Auf einem Job beim Chaletbau in Chile traf Heimberg eine Putzfrau, die ihm eine Stelle als Alpsenn vermittelte. Der Bauer bot ihm 20 Franken pro Tag.
Als Heimberg von der Frau erfuhr, dass ihr Lohn bei 8 Franken lag, verzichtete er: «Ich bekam als Fremder ein schlechtes Gewissen gegenüber den Einheimischen. Das war nicht meine Vorstellung von Freiheit.»
Die Taufe des Feuertigers
Unterwegs traf er stets hilfsbereite indigene Menschen, die ihm den Weg ausführlich erklärten. Nur – jeder zeigte in eine andere Richtung, wie ein amüsantes Video anschaulich demonstrierte. Heimberg musste auch leiden: «Es gab 500 Kilometer Schotterpiste zu bewältigen, mit stürmischem Seitenwind, der Rücken verkrampft und die Hand taub vom Gasgeben, aber du ignorierst jeglichen Schmerz, bist im Flow. Sogar einen Buschbrand galt es auf Tempo Teufel zu durchfahren. Da war ich so stolz auf meinen Töff, dass ich ihn ‹Feuertiger› taufte.»
In Kolumbien legte Heimberg auf einer Kaffeeplantage Hand an und erlebte, dass ein Anfänger einen ganzen Nachmittag braucht, um ein Kilogramm Kaffeebohnen zu ernten. Zu den Fotos passend lief «La Colegiala», ein Hit aus Kolumbien, der damals auch als Nescafé-Werbung eingesetzt wurde. Generell brachten die musikuntermalten Fotosequenzen eine neue Note ins Spiel.
Ausschlag nach der Umarmung eines Affen
Unterwegs gab es noch etliche träfe Episoden. Heimberg ass Suppe mit Hühnerfuss oder gegrillte Meerschweinchen. Die Umarmung eines Affen bescherte dem Biker einen zünftigen Hautausschlag. Den Sturz in einen reissenden Fluss überlebte er knapp. Einen korrupten Polizisten konnte er mit wenigen Pesos beruhigen. In der Karibik, vom Piratenfieber gepackt, half er mit beim Renovieren eines Schiffsrumpfs. Rostige Teile wurden direkt im Meer entsorgt. Und Heimberg überlegte ernüchtert: «Wie läuft das mit all den Frachtschiffen auf den Weltmeeren?»
Dass ein motorbikender Handwerker auch als Buchautor auftritt, ist eher selten. Heimberg ist dies gelungen. Nach seiner gelungenen Show verkaufte und signierte er etliche Ausgaben von «Mit Sprit zu Spirit». Darin ist im Kapitel «Die liebe Liebe» auch zu erfahren, inwiefern die Liebe auf der Expedition von 80 000 Kilometern mitspielte.