Wunder wurden geschaffen
13.06.2023 MuriGemeinsam viel erreicht
Das «Café Grüezi» feierte das erste Jubiläum
Seit einem Jahr ist das «Café Grüezi» wichtiger Integrationstreff für ukrainische Flüchtlinge. Das erfolgreiche Projekt ...
Gemeinsam viel erreicht
Das «Café Grüezi» feierte das erste Jubiläum
Seit einem Jahr ist das «Café Grüezi» wichtiger Integrationstreff für ukrainische Flüchtlinge. Das erfolgreiche Projekt wurde mit einer Vernissage zelebriert.
Es ist für die rund 50 Anwesenden ein Anlass, der für sie für so vieles steht: für Hilfe, Engagement, Menschlichkeit. Seit einem Jahr unterstützen zwölf Freiwillige im «Café Grüezi» Ukrainerinnen und Ukrainer aus Muri und Umgebung und schaffen dabei eine wöchentliche Plattform, wo sich mittlerweile Freunde treffen. Mit einer Ver nissage wurde das einjährige Bestehen der «schweizerisch-ukrainischen Zusammenarbeit» gefeiert. --cbl
Das Integrationsangebot «Café Grüezi» feierte sein einjähriges Bestehen
Mit einer besonderen Vernissage blickt das «Café Grüezi», das ukrainischen Flüchtlingen als Anlaufstelle dient, mit zahlreichen Fotos auf die vergangenen zwölf Monate zurück.
Celeste Blanc
Es wird gelacht, gesungen, geschwatzt. Hier ist Ukrainisch zu hören, da wird Deutsch gesprochen. Blaue, gelbe, rote und weisse Blumen und Dekorationen zieren die Tische des Versammlungsraums der reformierten Kirche Muri. Gefeiert wird an diesem Tag die interkulturelle Zusammenarbeit, die seit einem Jahr im «Café Grüezi» geleistet wird.
Vor allem vor der Fotowand stehen die Anwesenden und amüsieren sich ob der Bilder. Sie werden mit dem Smartphone abfotografiert und gemeinsam schwelgt man in Erinnerungen. Auf den Fotos festgehalten sind Momente, welche die ukrainischen Flüchtlinge und zwölf Freiwillige aus Muri und der Region Oberfreiamt im ersten Jahr von «Café Grüezi» gemeinsam erlebt haben.
Brücken wurden gebaut
Die Fotos zeigen Menschen beim Kochen, beim Basteln, beim Lernen. «Es sind Momente der Zwischenmenschlichkeit, aber auch kleine Momente des Vergessens», erzählt die Freiwillige Susi Strebel. Momente, in denen die Strapazen der Flucht, des Krieges, aber auch des Fussfassens in einem neuen Land in den Hintergrund treten und neue Bekanntschaften geschlossen werden. Strebel, die unter anderem mit Eva Halter-Arend bei der Gründung des «Café Grüezi» mitgeholfen hat, schoss während der Treffen zahlreiche Fotos. Zum Jubiläum wurde nun eine auserwählte Sammlung präsentiert. Die Freiwillige steht vor der Fotowand und zeigt auf einzelne Bilder. Sie seien Beweise dafür, was mit Engagement und Menschlichkeit alles bewirkt werden kann. Und zeugen davon, wie eine Integration erfolgreich funktioniert. «Am Anfang waren die sprachlichen Barrieren gross. Doch das Zwischenmenschliche war von Beginn an gegeben.» Die Dankbarkeit der Flüchtlinge sowie der Einsatz auf beiden Seiten seien gross gewesen und sind es heute noch. Und während der Treffen lernte man gegenseitig voneinander, die Kulturen wurden einander nähergebracht und es wurden Brücken gebaut. «Und zwischenzeitlich hat sich auch das Sprachliche geregelt», zwinkert Strebel.
Gemeinsam Schritt für Schritt gehen
Eine Veloglocke ertönt. Sie läutet, wie bei einem Treffen im «Café Grüezi», den Beginn einer Veranstaltung ein. «Ich bin wirklich stolz darauf, was wir in diesem Jahr alles gemeinsam geschafft haben», begrüsst Initiantin Eva Halter-Arend die Anwesenden. Viele der ukrainischen Besucherinnen und Besucher sind an diesem Tag festlich gekleidet, tragen sogar ukrainische Trachten. Das Wort «Tschudo», ukrainisch für Wunder, fällt. «Wir haben trotz schwieriger Zeiten viele kleine Wunder gemeinsam geschaffen», so Halter weiter. Auf ihre Initiative hin ist das «Café Grüezi» entstanden. «Zum ersten Kennenlerntreffen im Spital Muri vor einem Jahr kamen 26 Menschen», so Halter. Damit man Bedürfnisse eruieren konnte, wurde nach den Berufen, den Sprachkenntnissen und anderweitigen Bedürfnissen gefragt. Vor allem «Deutsch lernen und irgendeine Arbeit verrichten» war der Tenor der Flüchtlinge gewesen.
Durch Mundpropaganda und Vernetzung der ukrainischen Gemeinschaft untereinander bildete sich schnell eine wachsende, feste Gruppe. Von der Gemeinde wurde ein Raum im Jugendhaus Muri 13 zur Verfügung gestellt, wo ein niederschwelliger Gratis-Deutschkurs und ein Treff auf die Beine gestellt wurden. «Die Menschen kamen gerne, traten mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen an uns heran und wir versuchten zu helfen, wo wir konnten», blickt die Initiantin zurück. Und das seit einem Jahr und erfolgreich: Aus der ganzen Region Oberfreiamt wird der Integrationstreff mittlerweile besucht. Und Erfolge konnten gefeiert werden, beispielsweise bei der Vermittlung von Jobs.
Puppe gegen das Böse
«Danke für Euer grosses Herz. Danke für Euren unermüdlichen Einsatz.» Es sind die Kernaussagen aus einem Dutzend Dankesschreiben, die die Ukrainerinnen und Ukrainer den Freiwilligen vom «Café Grüezi» zum Jubiläum geschrieben haben. Jede einzelne Karte wird vorgelesen und samt selbst gebastelten Geschenken überreicht. Vor allem die «Kukla», eine kleine, von Hand genähte Puppe, fällt ins Auge: Nach ukrainischer Tradition soll sie Schutz vor dem Bösen geben. Sichtlich gerührt zeigen sich die freiwilligen Helferinnen. So auch Monique Faber. «Auch wir sind dankbar. Das Leben hat vielen von euch gezeigt, wie schwierig es sein kann. Trotzdem habt ihr immer Einsatz und Willen gezeigt. Das hat uns tief beeindruckt.» Die Zuneigung, die an diesem Nachmittag bei allen Anwesenden zu spüren ist, ist berührend. So fliesst die eine oder andere Träne. Es wird umarmt und gedankt. Und eben gefeiert. Der ukrainische Chor, der sich in diesem Jahr in Muri gegründet hat, singt traditionelle Lieder. Schweizerische und ukrainische Spezialitäten werden aufgetischt. Und gemeinsam die Fotos der Vernissage betrachtet. «Hoffen wir, dass wir in Zukunft noch weitere kleinere und grössere ‹Tschoda› gemeinsam schaffen können», meint Eva Halter.
«Kafi Welcome»
Das Konzept des «Café Grüezi» in Muri gibt es bereits seit November 2015. Damals wurde es auf Initiative einer kleinen Gruppe von Freiwilligen unter der Leitung von Eva Halter-Arend lanciert. Aufgegleist wurde ein Angebot für rund 180 junge Männer, vorwiegend aus Afghanistan und Syrien, die in der GOPS untergebracht waren, das sich aus Deutschunterricht und «Zvieri» im «Café Grüezi» einmal wöchentlich, später auch mit weiteren Aktivitäten wie Wanderungen und Sport zusammensetzte.
Heute leben wiederum in der GOPS Muri Flüchtlinge, gegenwärtig sind es 48 junge Männer, vor allem aus Afghanistan und Burundi. Unter der Leitung der Repla Oberes Freiamt findet nach dem gleichen Konzept am Mittwochabend in der reformierten Kirche Muri und am Donnerstagnachmittag im Roos ein «Kafi Welcome» statt. Interessierte freiwillige Helferinnen und Helfer können sich gerne bei den Koordinatoren Ursula Rey-Wetzstein und Daniel Foehn melden. Tel. 056 675 52 03, E-Mail: freiwillige-fuer-fluechtlinge@replaoberesfreiamt.ch. --zg