Marco Huwyler, Redaktor.
Meine Kleine ist zwar erst drei. Aber sie weiss schon genau, was sie einmal werden will: Tänzerin! Und so wird bei jeder Gelegenheit geübt. Sei es zum Klingelton des Telefons, zur Sirene der Ambulanz oder zum ...
Marco Huwyler, Redaktor.
Meine Kleine ist zwar erst drei. Aber sie weiss schon genau, was sie einmal werden will: Tänzerin! Und so wird bei jeder Gelegenheit geübt. Sei es zum Klingelton des Telefons, zur Sirene der Ambulanz oder zum Rascheln des Brotsäckchens. Kein Geräusch zu klein, um Tanzmusik zu sein. Angesichts dieser Bewegungs-Begeisterung hatte Oma kürzlich eine Idee: Sie lud uns in den Monti ein. Dort wimmelt es ja nur so von Bewegungsvirtuosen. Die Vorfreude war denn auch gross. Genauso wie die Augen beim Eintreffen vor dem imposanten Zelt mit allem Drumherum.
Bis es losgeht, läuft also alles bestens. Doch wann ist das eigentlich? Für unsereiner klar – schliesslich wird es dunkel und in der Manege regt sich was. Aber die erste Nummer ist langsam. Sie will behutsam in eine Geschichte einführen. Das strapaziert die Geduld meiner Kleinen: «Wänn fohts äntli ah?», fragt sie lautstark ins Rund – ganz zum Schmunzeln unserer Sitznachbarn. Wenig später ist sie eingeschlafen. Ausgerechnet sie, die sonst nie schläft und so was Absurdes wie Mittagsschlaf bereits als Einjährige zum Relikt erklärt hat. Doch nun im dunkelwohligwarmen Zelt schlummert es sich offenbar prächtig, obwohl die Zirkuskapelle ihr Bestes gibt und die Zuschauern ihr Wohlgefallen lautstark kundtun. In der Pause wecke ich sie. Und die Aussicht auf eine Glace holt die Lebensgeister zurück.
Dann geht es weiter. Diesmal wach. Und nun wird auch von Anfang an artistisches Spektakel geboten. Meine Kleine klatscht begeistert mit. «Jetzt ist sie angekommen im Zirkus» – Oma und ich lächeln uns zufrieden an. Doch wir freuen uns zu früh. Plötzlich tönt es unvermittelt: «Papa, ich wott jetzt hei.» Perplex stöhne ich innerlich. Ich weiss – das wars. Trotzdem zaghafte Beteuerungsversuche: «Aber Schätzchen, das geht doch nicht. Schau mal, was jetzt kommt…» Ich flüstere. Abgesehen von uns ist es totenstill. Spannungsaufbau vor einer grossen Nummer. Mitten hinein meine Kleine. «Ich wott jetzt use! Uuuuse!!!!» Peinlich berührt und Pardon murmelnd kämpfe ich mich durch die Zuschauerreihen. Draussen, auf dem Kiesplatz, im Tageslicht, ist die Laune dann wieder bestens. Artistisch tanzt sie nun halt selbst zur Blasmusik, die nach draussen dringt. Mama wird später erzählt, dass es grossartig war im Zirkus. «Scho?», fragt diese verblüfft – ich hatte sie auf dem Laufenden gehalten. «Was gefiel dir denn am besten?» «Dassi es Glace ha döfe!» Jänu – immerhin.