Zum vierten Mal ein Erfolg
25.04.2023 Muri«The Muri Competition 2023» ist Geschichte. «Es waren intensive, aber schöne Tage», sagt Renato Bizzotto, Initiant und künstlerischer Gesamtleiter. Die Finalkonzerte seien besondere Highlights gewesen. --ake
Mentale Blockade oder ...
«The Muri Competition 2023» ist Geschichte. «Es waren intensive, aber schöne Tage», sagt Renato Bizzotto, Initiant und künstlerischer Gesamtleiter. Die Finalkonzerte seien besondere Highlights gewesen. --ake
Mentale Blockade oder Party
Die vierte Ausgabe von «The Muri Competition» ist Geschichte – Initiant Renato Bizzotto ist zufrieden
Es ist der grösste Wettbewerb für Oboe und Fagott weltweit: «The Muri Competition». Für Renato Bizzotto, der den Wettbewerb vor zehn Jahren ins Leben rief und immer noch die künstlerische Gesamtleitung trägt, waren es zehn intensive Tage. «Ich bin reif für die Ferien.»
Annemarie Keusch
«The Muri Competition» und das Logo mit den Händen, die musizieren. Es ist zum Label geworden, das nicht nur in der Oboen- und Fagottszene weltweit bekannt ist. «Wir bekamen sogar eine Anfrage, ob unser Wettbewerb nicht auch in China stattfinden könne», sagt Renato Bizzotto, Initiant und künstlerischer Gesamtleiter. «The Muri Competition» in China, das lehnte er ab. Bizzotto lacht. «Dass Muri für den Namen eines Dorfes steht, das war nicht allen bewusst.» Komme hinzu, dass der Begriff Muri in anderen Sprachen verschiedene Bedeutungen habe. «Im ungarischen Slang bedeutet es etwa, Party zu machen», weiss Bizzotto. Im Japanischen steht es für eine mentale Blockade, eine Mauer. «So ist es auch für die Studentinnen und Studenten, die sich qualifizieren. Die mentale Mauer zu überwinden, ist nicht leicht, die Möglichkeit zur grossen Party besteht aber.»
Zehn Tage dauerte diese Party. Mit einem gemeinsamen Nachtessen spätnachts von Sonntag auf Montag fand der Anlass einen Abschluss. «Ich bin reif für die Ferien», sagt Renato Bizzotto. Er spricht von intensiven Tagen. Von morgens um 8Uhr bis um Mitternacht sei er immer auf Achse gewesen. «Natürlich wegen dem musikalischen Wettbewerb, aber auch weil uns das Miteinander, die Betreuung der Jury und von teilnehmenden Musikerinnen und Musikern enorm wichtig ist», erzählt Bizzotto. Miteinander essen, Zeit miteinander verbringen, «das macht unseren Geist aus». Und so kam es beispielsweise auch dazu, dass Bizzotto mit zwei Juroren aus Frankreich und Holland eine kleine Rennvelotour unternahm. «Das tat auch mir gut, zwischendurch den Kopf zu lüften.»
Schwieriger geworden, Helfer zu finden
Es seien viele Begegnungen, die in Erinnerung bleiben. Es sind aber auch konkrete Momente. «Der Final vor ausverkauftem Haus. Man spürte förmlich, dass hier Spezielles passiert. Das war wunderbar.» Ganz allgemein sagt Bizzotto, es sei alles gut gelaufen. «Was das Team leistete, ist grossartig.» Er meint das Kernteam, aber auch die Helferinnen und Helfer sowie die Gastfamilien. «Als ich gestern Leute zum Bahnhof brachte und sah, wie Helfer die Schilder abmontierten. Es sind solche Momente, die mich berühren.» Das Thema Helfer ist aber auch eines, das Bizzotto als Wermutstropfen nennt. «Es wird immer schwieriger, genug Leute zu finden. Das ist ein generelles Problem in der Gesellschaft.» Vor allem Gastfamilien fanden die Organisatoren zu wenige. 21 junge Musikerinnen und Musiker wurden im Künstlerhaus in Boswil untergebracht.
Was die Organisation des Anlasses betrifft, der nun zum vierten Mal stattfand, spricht Bizzotto von Routine. «Die Konzepte stehen, aber es sind immer andere Leute, andere Musiker, andere Jury-Mitglieder. Da ist auch Improvisation gefragt.» Routine besteht auch bezüglich des hohen musikalischen Niveaus. «Alle sind sehr gut, aber ein, zwei Überflieger gibt es immer», sagt Bizzotto. Solche, die sich früh in die Favoritenrolle bringen und diese dann auch erfüllen. Was den Unterschied mache? «Die musikalische Vielfalt, die Ausstrahlung, aber auch der mentale Aspekt. Sind Musiker spürbar, merkt dies das Publikum. Und auch das Selbstvertrauen ist wichtig. Die Gewinner spielten die Solostücke quasi auswendig. Sie haben sich minutiös vorbereitet, bis in den Final.»
200 Hotelübernachtungen, 2200 Menüs
Aber nicht nur für die jungen Musikerinnen und Musiker aus aller Welt bietet «The Muri Competition» Chancen. «Auch für Muri.» Renato Bizzotto betont es immer wieder. Er spricht von 200 Hotelübernachtungen, von 2200 Menüs. «Alle sind begeistert von Muri. Das ist Standortmarketing pur», betont er. Umso schöner würde er es finden, wenn sich beim nächsten Mal wieder mehr Freiwillige finden liessen, die mithelfen oder Teilnehmende bei sich unterbringen. Dann wäre für ihn als Organisator der Faktor Party noch höher und der Faktor mentale Unsicherheit noch niedriger.
Sieger sind erkoren
Italiener und Russe gewinnen
Aus 400 Kandidatinnen und Kandidaten haben sich Enrico Bassi (21, Fagott) aus Italien und Leonid Surkov (22, Oboe) aus Russland als Sieger durchgesetzt. Im ausverkauften Festsaal sind am Sonntagabend die Finaldurchgänge ausgetragen worden. Je drei Fagottisten und drei Oboisten haben es in den Final geschafft, zwei Frauen und vier Männer. Ihnen winken ein Preisgeld von insgesamt 80 000 Franken sowie Auftritte bei renommierten Orchestern.
Die Künstler wurden vom Orchester «argovia philharmonic» unter der Leitung von Jonas Ehrler begleitet. Gespielt wurden Werke von Johann Nepomuk Hummel (für Oboe) und Gioachino Rossini (für Fagott). --zg