Zur Referendumsabstimmung in Niederwil

  12.10.2021 Leserbriefe

Die Ergreifung eines Referendums ist das eine, mit offenen Karten zu spielen, wäre das andere. Im offiziellen Argumentarium zur Referendumsabstimmung begründet das Referendumskomitee sein Nein zum Projekt für die Asylunterkunft ausschliesslich mit finanziellen Überlegungen. An der Gemeindeversammlung kam der wahre Grund für die Ablehnung ehrlicher zum Ausdruck. Es kann doch nicht Zufall sein, dass die Referendumsinitianten im Gebiet Hubel wohnhaft sind, in welchem die Asylunterkunft geplant ist. Und darum erscheint die jetzige Begründung ziemlich fadenscheinig. Naheliegend ist, dass man die Asylbewerber lieber nicht als Nachbarn haben möchte. Bis zu einem gewissen Grad ist das nachvollziehbar. Fremdes löst naturgemäss gewisse Ängste aus. In diesem Fall ist aber zu bedenken, dass die Asylbewerber Menschen sind, wie Sie und ich. Sie unterscheiden sich von uns höchstens durch ihre Hautfarbe, ihre Sprache und allenfalls gewisse Sitten. Sie stammen aus einem fernen Land, aus welchem sie flüchten mussten, und unser Land gewährt ihnen darum Asyl oder nimmt sie vorübergehend auf. Sie verdienen deshalb unsere humanitäre Unterstützung.

Gemäss Aussage des Gemeinderates haben die Bewohner am bisherigen Standort der Asylunterkunft zu keinen Klagen Anlass gegenüber den Anwohnern gegeben, was von diesen auch bestätigt wird. Die anlässlich der Gemeindeversammlung von Bewohnern aus dem Hubelquartier geäusserte Befürchtung, wonach durch die geplante Asylunterkunft ihre Liegenschaften abgewertet würden, ist meines Erachtens völlig unbegründet. Im offiziellen Argumentarium ist davon auch nicht mehr die Rede, hingegen spricht das Referendumskomitee von einem Luxusprojekt und kritisiert die hohen Kosten und die daraus für die Gemeinde angeblich entstehende unerträgliche finanzielle Belastung. Und man fordert eine kostengünstigere und flexiblere Lösung.

Der vom Gemeinderat vorgeschlagene konventionelle, zweigeschossige Holzbau ist in jeder Hinsicht die beste Lösung. Sie ist zweckmässig, passt gut in die Umgebung und ist für die Gemeinde finanziell tragbar, da der Kostenaufwand durch Unterbringungsvergütung des Bundes mehr als gedeckt wird. Das mit dem Verein Gnadenthal (Grundeigentümerin) ausgehandelte Baurecht für das Baugrundstück gibt der Gemeinde langfristige Planungssicherheit für die Unterbringung von Asylbewerbern und der vereinbarte Baurechtzins ist absolut fair. Der gleiche Bautyp wurde bekanntlich auch in der Gemeinde Eggenwil realisiert, wo er sich bestens bewährt. Eine Mietlösung, wie vom Referendumskomitee gefordert, wäre auf jeden Fall teurer, sofern sie überhaupt realisierbar wäre. Und was daran flexibler sein soll, ist schleierhaft. Auch eine allfällige Mietlösung würde, wie das Beispiel der jetzigen Unterkunft zeigt, nicht zwangsläufig von kürzerer Dauer sein, besteht diese doch seit gut 30 Jahren. Das Projekt für die Asylunterkunft ist vernünftig und nachhaltig und verdient darum ein klares Ja.

Alois Riner, Niederwil


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