Zwei Urgesteine treten ab

  03.12.2021 Niederwil

Niederwil verabschiedete Ammann Walter Koch und Vizeammann Peter Gauch

Zusammen haben sie 32Jahre Gemeinderatserfahrung auf dem Buckel. Ende Jahr treten Walter Koch und Peter Gauch nun zurück. An der Einwohnergemeindeversammlung wurden sie herzlich und mit Standing Ovations verabschiedet.

Nadine Lang

Dass es ein spezieller Abend werden würde, zeigte sich sich schon ganz zu Beginn der «Gmeind» in Niederwil. Zur Überraschung des scheidenden Gemeindeammanns Walter Koch wurde sie mit wunderschönen Alphornklängen eröffnet.

Es war seine 24. und gleichzeitig letzte Gemeindeversammlung, die er als Gemeindeammann leitete. «Ich freue mich, im Sommer auch im Publikum sitzen zu dürfen.» Das hat er sich auch redlich verdient. Denn in seiner 20-jährigen Amtszeit, 12 davon als Ammann, hat Walter Koch so einiges erreicht. «Die Regionalisierung der Oberstufe zum Schulverband Reusstal, der Schulhausbau Riedmatt, der Sportplatz sowie die Abwasserreinigungsanlage sind nur einige gewichtige Beispiele dafür, was er in all den Jahren für unsere Gemeinde geleistet hat. Es zeigt auch, dass ihm die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden immer enorm wichtig war», lobt ihn sein Nachfolger Norbert Ender.

Niederwil hat zwei neue Ehrenbürger

Im Jahr 2002 startete Walter Koch seine Gemeinderatskarriere mit dem Wunschressort Bildung. Von 2012 bis 2019 betreute er die Werke, die letzten beiden Jahre wieder die Bildung. In seiner gesamten Amtszeit nahm er an 40 Gemeindeversammlungen teil, verbrachte rund 2500 Stunden an Gemeinderatssitzungen und hat ungefähr 20 000 Dokumente unterschrieben. «Dank seinem grossen Einsatz steht Niederwil heute finanziell gut da und ist sehr attraktiv», erklärt Ender. Auch menschlich hinterlasse Wädi Koch grosse Spuren: «Seine sehr guten Menschenkenntnisse, sein gesundes Mass an Selbstsicherheit und die bewundernswerte Art, wie er mit Niederlagen umgegangen ist, werden uns fehlen», gesteht sein Nachfolger. Er schlägt vor, Walter Koch und seine Frau Brigitte zu Ehrenbürgern Niederwils zu machen. «Diese Tradition hast übrigens auch du wieder zum Leben erweckt», erklärt Ender. Einstimmig und mit grossem Applaus wurde der Vorschlag von allen Anwesenden in der Mehrzweckhalle gutgeheissen.

«Ich bin überwältigt. Das ist eine grosse Ehre», bedankt sich Walter Koch. «Auch wenn nicht alle Projekte, wie beispielsweise die Starkstromleitung, umgesetzt werden konnten: Es waren tolle 20Jahre. Ich bin stolz auf unsere lebendige, lässige Gemeinde. Niederwil ist und bleibt ein gutes Dorf.»

Auch Vizeammann hört auf

Mit Peter Gauch, dem amtierenden Vizeammann, tritt Ende Jahr gleich ein zweites Urgestein im Niederwiler Gemeinderat zurück. «In seinem Lieblingsressort Hochbau ist er so richtig aufgeblüht», sagt Gemeinderätin und Vizeammann-Nachfolgerin Cornelia Stutz. Verschiedenste Projekte konnten unter seiner Führung vollendet werden. So beispielsweise die Erschliessung und Überbauung Algierweg in Niederwil und Widematte in Nesselnbach, der Neubau des Feuerwehrgebäudes, die Sanierung der Schulhäuser RiedmattI und II sowie der Abschluss des Neubaus RiedmattIII.

«In den letzten 12 Jahren hat er rund 570Baugesuche bearbeitet. Bei Bauabnahmen war er immer vor Ort und hatte auch immer ein Auge auf Handwerker und ihre Leistungen. So konnten viele Fehler vermieden werden», ist sich Cornelia Stutz sicher. «Dein grosses Engagement, deine zeitliche Flexibilität und deinen Humor werden wir sehr vermissen.»

Peter Gauch selber bedankte sich bei seinen geschätzten Ratskollegen, der Verwaltung und seiner Familie. «Ohne ihr grosses Verständnis hätte ich dieses Amt nicht ausführen können.»


Apéro mussten sie sich verdienen

Rege Diskussion um den Kredit für die periodische Wiederinstandstellung der Fluranlagen

Sein letztes Amtsgeschäft, den Verpflichtungskredit über 380 000 Franken für die periodische Wiederinstandstellung von Fluranlagen, konnte Peter Gauch nicht wunschgemäss abschliessen.

Nach seinen Ausführungen zu diesem Traktandum ergriff Toni Rohrer aus Nesselnbach das Wort. «Während 30 Jahren hat man für die Flurwege jeweils rund 10 000 Franken pro Jahr ausgegeben. Jetzt soll es plötzlich ein Vielfaches sein.» Er wolle nicht sagen, dass man nichts machen solle, aber die Flurwege sähen nicht so schlecht aus. Er habe mit Peter Küng, dem ehemaligen Bauamtsleiter von Niederwil, gesprochen und dieser habe sich bereit erklärt, mit dem neuen Gemeinderat zusammenzusitzen und nach einer kostengünstigeren Lösung zu suchen. Daher stelle er den Antrag, den Kredit zurückzuweisen.

Nun war die Diskussion lanciert. Verschiedenste Redner aus dem Saal meldeten sich zu Wort. Darunter auch Thomas Peterhans, ehemaliger Gemeinderat. «Auch ich habe meine Zweifel an den zu grosszügig erhobenen Kosten des Ingenieurbüros.» Er sei alle Wege abgelaufen und es bestehe teilweise Sanierungsbedarf bei Schächten und Abrandungen, aber nichts Grösseres. Aus diesen Gründen sei auch er für die Ausarbeitung eines günstigeren Projekts und eine Verschiebung des Traktandums.

Schliesslich ergriff auch Peter Küng das Wort: «Ich bin einfach der Meinung, dass wir den Unterhalt dieser Strassen bei uns behalten sollten. Wenn wir Geld von Bund und Kanton erhalten, sagen die auch, wie und was wir zu tun haben.»

Antrag zurückgezogen

Die vielen Wortmeldungen führten dazu, dass Gemeinderat Peter Gauch den Kreditantrag schliesslich zurückzog. «Ich bin erstaunt, dass inzwischen so viele Bauern dagegen sind, obwohl dieses Projekt eigentlich für sie gedacht wäre.» Ein neu ausgearbeiteter Vorschlag soll an einer «Gmeind» 2022 präsentiert werden. Die übrigen Traktanden wurden speditiv und meistens einstimmig abgehandelt. Auch das Budget mit einem unveränderten Steuerfuss von 99 Prozent gab zu keinen Diskussionen Anlass. Der zuständige Gemeinderat Daniel Pietsch zeigte auf, dass in den nächsten Jahren grosse Investitionen auf die Gemeinde zukommen und daher die Verschuldung von aktuell 900 Franken auf 3100 Franken pro Kopf im Jahr 2028 steigen werde.
Zum Abschluss spendierte die Gemeinde draussen einen Apéro, bei dem die Schränzerclique Niederwil ihren beiden Ex-Ehrenschränzern und Hauptdarstellern dieses Abends gar noch ein Ständchen brachte. Typisch Niederwil halt. --nl


Die Beschlüsse

An der Gemeindeversammlung in Niederwil nahmen 116 der 1907 Stimmberechtigten teil. Sie fällten folgende Beschlüsse: 1. Protokoll: einstimmig genehmigt. – 2. Kredit über 380 000 Franken für die periodische Wiederinstandstellung von Fluranlagen: Antrag vom Gemeinderat zurückgezogen. – 3. Kreditabrechnung «Ausbau Abwasserreinigungsanlage Region Stetten»: einstimmig genehmigt. – 4. Anpassung Satzungen Schulverband Reusstal: einstimmig genehmigt. – 5. Festlegung Gemeinderatsentschädigungen für die Amtsperiode 2022/2025: einstimmig genehmigt. – 6. Budget mit einem unveränderten Steuerfuss von 99Prozent: einstimmig genehmigt mit einer Enthaltung.


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