Zweites Standbein schaffen
31.10.2025 Kelleramt, KircheDie Kirchgemeindeversammlung Lunkhofen sagt Ja zur Planungsrunde für die Überbauung der Parzelle Rebberg
«Wir sind ziemlich aktiv», sagt Myriam Bürgisser, Präsidentin der katholischen Kirchenpflege Lunkhofen. Das beweist der Blick auf die ...
Die Kirchgemeindeversammlung Lunkhofen sagt Ja zur Planungsrunde für die Überbauung der Parzelle Rebberg
«Wir sind ziemlich aktiv», sagt Myriam Bürgisser, Präsidentin der katholischen Kirchenpflege Lunkhofen. Das beweist der Blick auf die Traktandenliste der jüngsten Kirchgemeindeversammlung. In der Mehrzweckhalle Rottenschwil standen 14 Geschäfte zur Abstimmung.
Thomas Stöckli
Zu den vier Krediten, welche die Kirchenpflege beantragt hat, sagte die Versammlung deutlich Ja. In Bezug auf die Überbauung Rebberg in Oberlunkhofen ging es zwar erst um einen Vorprojektierungskredit über 54 000 Franken. Angesichts der Wohnbau-Parzelle an Top-Lage – Myriam Bürgisser spricht von einem «Filetstück» – interessiert dieses Projekt trotzdem ausserordentlich.
Mieteinnahmen erhofft
Bereits 2012 hat die Kirchgemeindeversammlung einem Evaluationskredit über 50 000 Franken zugestimmt, für ein geeignetes Projekt für dieses Stück Land oberhalb des Friedhofs, zwischen Rebenweg und Rebbergstrasse. Eine erste Studie wurde 2017 erstellt. Dann wurde es wieder ruhig, auch weil das beauftragte Planungsbüro in der Zwischenzeit nach Frankreich verkauft wurde. «Jetzt ist der Zeitpunkt, diese grosse Aufgabe anzugehen», sagt die Kirchenpflegepräsidentin. Mit dem Angebot von Mietwohnungen zu vernünftigen Preisen will sich die Kirchgemeinde ein zweites Standbein schaffen. Eine finanzielle Stütze, um die Steuerrückgänge durch Kirchenaustritte kompensieren zu können.
Herausfordernd ist, dass die Parzelle zu zwei Dritteln in der Dorf- und zu einem Drittel in der Hangzone liegt. Das bringt rechtlich erhöhte Anforderungen an Ortsbildschutz und Gestaltung mit sich. Im Rahmen des nun bewilligten Studienauftrags werden verschiedene Architekturbüros auf Einladung ihre Vorschläge unterbreiten und der Kirchenpflege mit deren Berater Yves Siegrist von Langenegger Architekten, Muri, somit eine solide Entscheidungsgrundlage schaffen. «Ich bin gespannt, was für Konzepte kommen werden», so Myriam Bürgisser. Sie erhofft sich eine Generationendurchmischung. Angedacht ist auf dem Grundstück auch ein grösserer Raum für öffentliche Veranstaltungen – inklusive Technik und Küche.
Handlungsfelder erkannt
Etwas mehr Erklärungsbedarf herrschte zum Sicherheitskonzept, für das 40 000 Franken bewilligt wurden. Unter anderem wird in die Absturzsicherung und diverse andere Massnahmen im Kirchturm investiert. Weiter sollen die Geländer auf den Emporen auf einen Meter erhöht werden. Ebenfalls im Sinne der Sicherheit sind Treppenmarkierungen vorgesehen und die Installation von Handläufen, etwa bei der Treppe in die obere Sakristei.
Gleich zwei Kredite betrafen das Pfarrsäli. Einerseits wird dieses bezüglich Energietechnik und Wasserversorgung von der darüberliegenden Mietwohnung abgetrennt. Inklusive Sanierungsmassnahmen im Heizungsraum und im Keller lässt die Kirchgemeinde sich dies 60 000 Franken kosten.
Mit weiteren 20 000 Franken ist die Projektierung von Umbauten im Säli budgetiert. Insbesondere die Küche und die sanitären Anlagen genügen den Anforderungen nicht mehr. «Wir wollen den Kirchgängerinnen und -gängern eine rollstuhlgängige Toilette bieten», so Myriam Bürgisser. Die Planerinnen von Schweizer Wicki Architekten, Zürich, haben sich bereits einen Eindruck vor Ort verschafft. Auf die Frage nach dem Zeitplan winkt die Kirchenpflegepräsidentin ab: «Wir haben keine Eile. Wir wollen etwas Gutes. Etwas, das ‹verhebet›.»
Lärmklagen und Umbruch
Am meisten Diskussionsbedarf gab es unter «Verschiedenes». Thema waren die Kirchenglocken respektive deren Klang. Was für manche unverzichtbares Kulturgut ist, empfinden andere als unnötigen Lärm. Schon vor drei Jahren sei eine Beschwerde eingegangen, so die Kirchenpflegepräsidentin. Die Einladung zu einem persönlichen Gespräch sei damals allerdings nicht angenommen worden. Nun wurde das Geläut in der Versammlung besprochen. Die Kirchenpflege werde die Beschwerde zeitnah schriftlich beantworten, so Myriam Bürgisser.
Und schliesslich ging es auch noch um Personalien. Von einem veritablen Umbruch spricht Bürgisser mit Blick auf den Pastoralraum: Von fünf Kirchenpflegepräsidentinnen und -präsidenten steht allein sie für eine weitere Amtszeit zur Verfügung. Weiter gilt es Diakon Andreas Bossmeyer, den pensionierten Pastoralraumleiter, zu ersetzen. Und schliesslich erreicht auch Leitungsassistentin Cäcilia Stutz das Pensionsalter. Während für Bremgarten und Hermetschwil-Staffeln eine Fusion im Raum steht und auch die Kirchgemeinde Zufikon sich mit diesem Gedanken beschäftigt, wolle Lunkhofen eigenständig bleiben, wie Myriam Bürgisser versichert.
Vizepräsidentin Rita Palmisano und Guido Gumann werden die Kirchenpflege Lunkhofen per Ende Legislatur verlassen. Gesucht wird insbesondere ein Mitglied aus Rottenschwil. Schliesslich soll jede der fünf Gemeinden im Gremium vertreten sein. Palmisano will ihrerseits den zurücktretenden Christoph Zünd in der Synode ersetzen.
Neue Tafel
Am Freiämterweg soll eine Tafel aufgestellt werden, die auf das Kirchenareal und die Geschichte der Kirchgemeinde Lunkhofen hinweist. Für den 30. Mai 2026 plant die Ortsbürgergemeinde Oberlunkhofen einen Kulturtag. Dieser Nachmittag startet auf dem Kirchenareal und wird auf diese Tafel hinweisen.
Die Beschlüsse
An der Kirchgemeindeversammlung Lunkhofen haben von insgesamt 1850 Stimmberechtigten deren 77 teilgenommen. Sie hiessen das Protokoll, die Rechnung mit einem Verlust von 8400 Franken und das ausgeglichene Budget mit gleichbleibendem Steuerfuss von 13 Prozent – dem Tiefstwert im Kanton –, und die Jahresberichte eindeutig gut. Deutlich bewilligt wurden die Kredite für die Projektierung des Pfarrsäli-Umbaus, für den Studienauftrag Überbauung Rebberg, Oberlunkhofen, für die energietechnische Trennung von Mietwohnung und Pfarrsäli sowie fürs Sicherheitskonzept im Kirchenbezirk Oberlunkhofen. Angenommen wurden auch die Abrechnungen für die Sanierungs- und Erneuerungsmassnahmen an der Kapelle Rottenschwil, für die wegen eines Firmenkonkurs nicht fertiggestellte Evaluation eines Überbauungsprojekts für den Rebberg, für die Innenreinigung der Pfarrkirche, für das befristete Projekt «Firmweg und Jugendarbeit» sowie für diverse Renovationen an der ökumenischen Kirche Arni. --tst


