Zwischen Geschichte und Bratwurst
28.11.2023 MuriKreisel beschäftigt an «Gmeind»
An der Enwohnergemeindeversammlung in Muri war das grosse Thema das 1000-Jahr-Jubiläum des Klosters. Zwar findet dieses erst 2027 statt, doch wurden bereits das Jubiläum betreffend zwei Verpflichtungskredite ...
Kreisel beschäftigt an «Gmeind»
An der Enwohnergemeindeversammlung in Muri war das grosse Thema das 1000-Jahr-Jubiläum des Klosters. Zwar findet dieses erst 2027 statt, doch wurden bereits das Jubiläum betreffend zwei Verpflichtungskredite gesprochen. Einerseits ging es an der «Gmeind» um den Beitrag, mit dem die Anlässe im Rahmen der Festivitäten finanziert werden sollen. Zum anderen stand die Fassadendiskussion zur Debatte. Beide Geschäfte und damit ein Gesamtbetrag von 3,6 Millionen Franken wurde genehmigt.
Zum Schluss der Versammlung informierte Gemeinderätin Milly Stöckli noch über den Stand der Dinge bezüglich der Begrünung des Zentrumskreisels beim Muripark. Zufrieden mit dem Vorgehen waren aber nicht alle Anwesenden. Es kam zu einem angeregten Austausch.
An der «Gmeind» wurde die Summe von 3,6 Millionen Franken für das 1000-Jahr-Jubiläum im 2027 gesprochen
Der Murianer Souverän ist an der «Gmeind» mit den Vorstellungen des Gemeinderats einig – zumindest was die offiziellen Traktanden betraf. Denn ein altbekanntes Thema flammte wieder auf: Der Zentrumskreisel gab erneut zu diskutieren.
Celeste Blanc
«Was wäre Muri schon ohne sein Kloster? Vermutlich einfach eine Gemeinde im Mittelland.» Dass das Kloster die Gemeinde zu etwas Besonderem macht, das ist für Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger unübersehbar. Denn: «Wir haben keinen See, keinen Fluss. Aber das Kloster, es ist eine Identifikation für die Gemeinde.»
Dass dieses historische Erbe in bald drei Jahren sein 1000-Jahr-Jubiläum feiern wird, ist eine grosse Kiste. Dementsprechend soll es gefeiert werden. Dies sind zumindest die Vorstellungen des «Trägervereins 2027», der bereits erste Planungen getätigt hat. Schmackhaft präsentierte Budmiger diese an der «Gmeind». Zum Jubiläum soll ein Fest geboten werden, das ganz viel Platz für Aktivitäten bieten soll. «Das sich zwischen Geschichte und Bratwurst abspielt und somit zum Begegnungsort für alle Murianerinnen und Murianer wird.»
Potenzial nutzen
Die Ideenpalette ist gross. Vom Herz der Jubiläumsfeier, einem Holzpavillon im Klosterhof, über das Radio, das über Veranstaltungen und Geschehnisse berichtet, bis hin zu Ausstellungen und Festivitäten sollen der Kreativität keine Grenzen gesetzt werden. Der Trägerverein, zusammengesetzt aus einer Delegation von Personen aus der Gemeinde, der Katholischen Kirchgemeinde und der Stiftung Murikultur, hat bereits ein Grobkonzept erarbeitet, das mit Kosten von 1,3 Millionen Franken rechnet. Daran beteiligen werden sich die verschiedenen Parteien. «Doch einer muss den ersten Schritt machen. Und den sollte die Gemeinde tun.»
Mit einem Kostendach von 400 000 Franken will man sich an den Feierlichkeiten beteiligen. Dabei soll das Geld zudem Unterstützung bieten, sollten Ideen aus der Bevölkerung kommen. «Schon heute sind verschiedene Leute an uns herangetreten, haben ihre Vorstellungen präsentiert», erzählt Budmiger. Auch solche Partizipationen sind im Verpf lichtungskredit eingeschlossen. Budmiger umrahmte die Vorstellungen des Geschäfts mit Bildern von vergangenen erfolgreichen Anlässen in Muri, etwa der «Usestuehlete». Sie zeigen das grosse Potenzial in der Gemeinde. Auch der Souverän sah das so: Mit vereinzelten Gegenstimmen sprach er sich für den Verpflichtungskredit von 400 000 Franken aus.
Zweiter Schritt getan
Zudem soll der Klosterkomplex aufgewertet werden. So ist eine Fassadensanierung angezeigt. Da diese alle 30 bis 40 Jahre nötig ist, solle diese nun vor dem Jubiläum erfolgen. Darauf haben sich die fünf Grundeigentümerinnen des Klosters (Einwohnergemeinde, Katholische Kirchengemeinde, Kanton, Pf legimuri, Erben Franz Käppeli) geeinigt. Um die Arbeiten zu koordinieren, wurde mit Guido Küng ein fachkundiger Projektkoordinator eingesetzt. «Er begleitete bereits die Innensanierung des Klostertrakts, wo sich die Pflegi befindet. Somit kennt er das Kloster und seine Mauern bestens», so Gemeinderat Beat Küng, der das Geschäft präsentierte.
Jede Partei kommt dabei für ihren eigenen Teil auf. Insgesamt 5000 Quadratmeter beträgt die Fassade des Klosters Muri. Grobschätzungen für den Teil der Gemeinde, bestehend aus der Schule und einem Teil angrenzend an die Seetalstrasse. Die Kosten belaufen sich für die Einwohnergemeinde auf 3,2 Millionen Franken, wobei Subventionen vom Kanton in der Höhe von 266 000 Franken ausfallen und auch vom Bund Subventionen zu erwarten sind. Auf die Frage von Michael Erb, inwiefern die Kosten eingehalten werden können oder ob nicht mit einer Kostenexplosion zu rechnen ist, erklärte Küng: «Die Kostenexplosion hat bereits stattgefunden. Und zwar in der Budgetierung.» Dies, weil man Stichproben durchführte, um den Zustand der Fassade zu eruieren, und diese grössere Mängel ergaben. «Wir haben diese Mängel auf den ganzen Fassadenteil hochgerechnet. Somit dürfte es zu keinen Überraschungen kommen. Der Betrag ist somit als Kostendach zu verstehen.»
Auf die Frage von Kurt Stierli, was denn passieren würde, wenn die anderen Grundeigentümer ihre Sanierungsabsichten nicht realisieren würden, gab Beat Küng Entwarnung. Alle Grundeigentümer sind auf Kurs, wie der aktuelle Stand der Dinge zeige. So hat die Pflegimuri einen etwa gleich grossen Betrag gesprochen, die katholische Kirchengemeinde arbeite aktuell eine Vorlage aus, die sie der Kirchengemeinde zur Abstimmung vorlegen wird und die Stiftung Murikultur befindet sich in Verhandlungen mit den Erben Franz Käppeli. Auch hinsichtlich der Kosten für die Fassade macht die Gemeinde Muri den ersten Schritt: Der Souverän stimmt dem Verpflichtungskredit von 3,2 Millionen Franken für die Sanierung der Klosterfassade zu.
Keine Kadenzfrist für Ferien
Abgesehen von den Wortmeldungen zu den Jubiläums-Traktanden gab es zu den übrigen Geschäften wenige bis keine Wortmeldungen. Lediglich beim neuen Personalreglement wurde von Robert Barrer ein Änderungsantrag gestellt. Das neue Personalreglement sieht vor, die Arbeitsbedingungen in der Gemeinde den neusten Standards anzupassen. Nebst einem angepassten Lohnsystem und der Übernahme der Kosten bei Nichtberufsunfällen beinhaltet dies auch die Gleichstellung bei den Ferien: Für alle Arbeitnehmenden betragen diese neu fünf Wochen, ab 50 Jahren werden diese auf sechs Wochen erhöht. Barrers Antrag forderte, diese Regelung bei einer Einstellung ab 50 Jahren um eine Karenzfrist von zwei Jahren zu ergänzen. Dieser wurde von den Anwesenden mit 69 Ja- zu 87 Neinstimmen abgelehnt. Dem vom Gemeinderat vorgelegten Personalreglement hingegen wurde zugestimmt.
Wieso geht das so lange?
So hielt sich die Abhandlung der Geschäfte mit gut einer Stunde relativ kurz. Eigentliches Diskussionsthema bildete zum Schluss der Versammlung die Orientierung von Milly Stöckli den Zentrumskreisel betreffend. Stöckli nahm das Thema in eigener Sache auf, um zu vorgängigen Fragen aus der Bevölkerung Stellung zu nehmen. «Der aktuelle Kreisel ist alles andere als ein Vorzeigeobjekt», so Stöckli. Abgesehen von der Fasnachtszeit sei das Innenauge eines Zentrums, wie es eine Gemeinde wie Muri haben sollte, nicht würdig. Der Kanton hat den Gemeinderat in diesem Jahr zum dritten Mal auf Anfragen in den Jahren 2021, 2022 und 2023 mit einer Entscheidung, ob das Verkehrsregime nun so, wie aktuell praktiziert, festgesetzt wird, vertröstet. «Darauf hin haben wir entschieden, den Innenkreisel selber anzugehen», so Milly Stöckli.
Dass man nun die Innengestaltung angeht, ohne dass ein Entscheid vom Kanton gefällt wurde, das passte nicht allen Anwesenden. So plädierte Eva Halter darauf, dass zuerst die problemfreie Einbindung des Langsamverkehrs in den Kreisel angegangen werden sollte. Für René Bachmann sind hingegen die Kosten von 15 000 Franken stossend. Für das Kreisel-Gesamtprojekt sind 610 000 Franken vorgesehen. Und gerade wegen der hohen Kosten verstehe er nicht, wieso der Kanton nach all den Jahren keine Entscheidung treffen kann. «Ich bin kein ‹Räpplispalter›, aber ich beantrage, die 15 000 Franken zurückzustellen, bis der Kanton in die Gänge gekommen ist und eine Entscheidung gefällt hat.» Doris Gasser hingegen argumentierte, dass die Bepf lanzung auch einen positiven Einfluss auf die gefahrene Geschwindigkeit im Kreisel haben könnte. «Autos von der Seetalstrasse fahren mit erhöhtem Tempo in den Kreisel, weil man eine gute Übersicht hat.» Der Antrag von René Bachmann wurde mit 51 Ja- zu 102 Neinstimmen abgelehnt. Die Bepflanzung des Innenkreisels kann somit angegangen werden.
Die Beschlüsse
An der Einwohnergemeindeversammlung nahmen von insgesamt 5369 stimmberechtigten Personen 171 teil. Alle Geschäfte wurden mit grossem Mehr angenommen. Folgende Traktanden wurden behandelt: 1. Protokoll. – 2. Revision des Personal- und Besoldungsreglements der Einwohnergemeinde Muri. – 3. Verpf lichtungskredit von 400 000 Franken für die Beteiligung an Aktivitäten und Feierlichkeiten zum «Gedenkjahr 1000 Jahre Kloster Muri». – 4. Verpflichtungskredit von 3,2 Millionen Franken für die Fassandensanierung des Klosters Muri für das «Gedenkjahr 1000 Jahre Kloster Muri». – 5. Teilrevision des Reglements «Familienergänzende Kinderbetreuung. – 6. Budget.
Da das Beschlussquorum nicht erreicht wurde, unterstehen alle Beschlüsse dem fakultativen Referendum. --cbl