«An ihm einen Narren gefressen»
04.11.2025 Muri, KircheAndreas Biermann ist seit Juni Seelsorger im Pastoralraum
Vakanzen, Abschiede. Hinter dem Pastoralraum Muri liegen bewegte Monate und selbige stehen bevor. Mit dem Arbeitsbeginn von Andreas Biermann wurde das Seelsorgeteam Muri und Umgebung in einem weiteren Bereich ...
Andreas Biermann ist seit Juni Seelsorger im Pastoralraum
Vakanzen, Abschiede. Hinter dem Pastoralraum Muri liegen bewegte Monate und selbige stehen bevor. Mit dem Arbeitsbeginn von Andreas Biermann wurde das Seelsorgeteam Muri und Umgebung in einem weiteren Bereich vervollständigt.
Verena Anna Wigger
Seelsorger Andreas Biermann ist gelernter Schreiner. Wenn der Gedanke nun zurück zur Heiligen Familie geht, dann schliesst sich hier ein Kreis. Denn der studierte Theologe ist im Freiämter Pastoralraum für den Schwerpunkt Familien zuständig. Dieser Schwerpunkt, geht auf die seelsorgerische Begleitung von Familien ein und unterstützt Einzelpersonen, in ihrem familiären Umfeld den Glauben zu leben. Im Interview erzählt er, warum die Schweiz für ihn ein Heimkommen ist.
Sie kommen aus Deutschland. Wieso hat es Sie nach Muri gezogen?
Andreas Biermann: Mir gefällt der Schwerpunkt Familien. Dass der Pastoralraum hier einen Schwerpunkt setzt, kommt mir entgegen, da ich selbst in der Familienphase meines Lebens bin. Familienpastoral hat keine zeitliche und biografische Begrenzung wie andere Bereiche, etwa Seniorenpastoral oder Erstkommunionvorbereitung. Familie ist aus Sicht des Bistums ein Querschnittsthema, daher eröffnet es viele Anknüpfungspunkte für Verkündigung und Seelsorge.
Können Sie dies etwas veranschaulichen?
Zum Beispiel das «Fire mit de Chline» in Merenschwand oder auch die regelmässigen Angebote wie der Schülergottesdienst gehören zum Programm. Generell hat es im Pastoralraum viel Potenzial, um etwas aufzubauen. Dies liegt sicher auch daran, dass bis vor Kurzem zu viele Stellen im Team unbesetzt waren.
In welche Richtung möchten Sie Familienpastoral führen? Gibt es schon ein Konzept?
Ja, es gibt tatsächlich einen Entwurf für ein Konzept. Ich habe diesen erarbeitet und wir werden diesen im Seelsorgeteam besprechen und dann kommunizieren. Wir denken beim Familienpastoral generationenübergreifend. Was für mich auch heisst, dass ich mich an vielen Orten einbringe. Beispielsweise nach der Firmung werden die Gläubigen oft quasi allein gelassen. Das ist mir schon seit vielen Jahren aufgestossen. Faktisch hat die Kirche da keine Angebote. Familienpastoral soll längerfristig und lebensbegleitend angelegt sein.
Sie kommen aus Deutschland und haben dort studiert. Ist die Kirche in der Schweiz anders als in Deutschland?
Ja, da gibt es durchaus Unterschiede. In Deutschland wäre ich beim Bistum angestellt und hätte darum weniger Freiheit etwa bezüglich meines Einsatzortes. Hier in der Schweiz ist es ein duales System. Ich bin von der Kirchgemeinde angestellt und habe vom Bistum die Erlaubnis erhalten, in der Kirche tätig zu sein.
Sie sind studierter Theologe und arbeiten nun als Seelsorger. Wie würde das in Deutschland aussehen?
Ich habe in Freiburg im Breisgau Theologie auf Diplombasis studiert. Heute würde ich womöglich in einer Pfarrgemeinde ein zeitlich und biografisch eng umgrenztes Feld bearbeiten. Da bleibt einem oft keine Zeit, um sich auf Schwerpunktthemen und wirklich lebensbegleitend auf die Menschen einzulassen.
Sie sagen, dass Sie selbst in der Familienphase sind. Wie ist das zu verstehen?
Ich bin verheiratet und zusammen mit meiner Frau Nadine haben wir drei Kinder. Von neun Monaten bis Kindergartenalter. Da ich da leben möchte, wo ich arbeite, sind wir nach Althäusern gezogen. Ich habe auch schon über den Kindergarten neue Kontakte geschlossen. Da läuft sehr viel und das geniessen wir auch.
Wieso ist dieser Umzug für Sie ein Heimkommen?
Zusammen mit meinem Bruder bin ich ein paar Jahre im Bündnerland aufgewachsen. Als wir dann nach Lörrach gezogen sind, war das ideal, da hatte ich meine Schweizer Freunde in der Nähe. Ursprünglich komme ich aus Potsdam und wohnte später länger in Freiburg. Ein Stipendium brachte mich nach Paderborn und die Sehnsucht nach den Bergern wieder zurück in die Schweiz.
Und wie gefällt es Ihnen nach dem halben Jahr in Muri?
Die Arbeit macht Freude. Es ist auch schön zu spüren, dass geschätzt wird, was ich mache. Ich wurde hier sehr gut aufgenommen. In Deutschland bekommt man eher selten so herzliche Rückmeldungen, hier gehört das dazu. So viel Dankbarkeit, wie ich hier in den ersten fünf Monaten erlebt habe, habe ich in Deutschland nicht erfahren.
Was gibt es zum Menschen Andreas Biermann noch zu erfahren?
Ich handwerke zur Freude meiner Frau zu Hause recht viel. Dann lese ich gerne theologische und geistliche Literatur, wenn ich dazu komme. Zurzeit lese ich mich in die Schweizer Verhältnisse ein. Mich fasziniert Niklaus von Flüe. An ihm habe ich einen Narren gefressen. Aber auch Wandern und Rad fahren gehören zu meinen Hobbys.

