Aristau ist keine Ausnahme
18.11.2025 Region Oberfreiamt, Aristau, AbstimmungenTempo 30 bewegt auch in Aristau
Überraschend kommt das nicht. Auch in Aristau sorgt die geplante Einführung von Tempo 30 auf vereinzelten Gemeindestrassen für viele Diskussionen an der «Gmeind». Einerseits, weil einige Stimmbürgerinnen ...
Tempo 30 bewegt auch in Aristau
Überraschend kommt das nicht. Auch in Aristau sorgt die geplante Einführung von Tempo 30 auf vereinzelten Gemeindestrassen für viele Diskussionen an der «Gmeind». Einerseits, weil einige Stimmbürgerinnen und Stimmbürger die vom Gemeinderat vorgeschlagenen künftigen Tempo-30-Gebiete ausweiten wollten. Andererseits, weil sich andere generell gegen Tempo 30 wehrten. «Wir sind es, die durch diese Strassen fahren. Es liegt an uns, vernünftig zu fahren, dann braucht es keine weiteren Vorschriften», betonte ein Stimmbürger.
Die Schlussabstimmung war schliesslich knapp und musste gar zweimal ausgezählt werden. 66 Ja- zu 53-Nein-Stimmen – so lautete das Resultat. Ergreift bis am 20. Dezember niemand das Referendum, wird Tempo 30 nächstes Jahr umgesetzt. --ake
Tempo 30 bewegt an der «Gmeind» die Gemüter – die Entscheidung dafür fiel knapp
66 Ja-, 53 Nein-Stimmen. Eine knappe Mehrheit der Stimmberechtigten sagt Ja zu Tempo 30 auf vereinzelten Gemeindestrassen. Zum Vorschlag des Gemeinderats kamen auf jeweiligen Antrag vier weitere Strassenabschnitte dazu. Ob es auch in Aristau zum Referendum kommt, wird sich zeigen.
Annemarie Keusch
Applaus schallt durch die Turnhalle. «Freuen Sie sich nicht zu früh», mahnte Gemeindeammann Isabelle Hediger. In Muri, in Boswil, in Bettwil, in Buttwil – überall gab es an der «Gmeind» ein Ja zu Tempo 30. Überall wurde das Referendum ergriffen. Die entsprechende Frist läuft in Aristau am 20. Dezember ab.
Dass es kontroverse Diskussionen gibt, das überraschte nicht. Schon bei der Umfrage zu Tempo 30 im Dorf gingen die Meinungen weit auseinander – von «sofort», bis zu «unnötig». 178 000 Franken würde es kosten, Tempo 30 auf allen Gemeindestrassen im Dorf umzusetzen. «Kantonsstrassen sind sowieso nicht möglich und Privatstrassen lassen wir aus, weil deren Besitzer entscheiden sollen», führte Gemeinderat Werner Müller aus. Der Gemeinderat habe sich zusammen mit Experten auf eine abgespeckte Version geeinigt. Hauacker in Birri, Schul-, Dorf-, Käserei- und Niederfeldstrasse und Im Hof in Aristau und Kapf-, Kapfacker-, Feld-, Rebstock-, Ring-, Mühle- und Brunnmattstrasse sowie Wagenrain und Pilatusweg in Althäusern. So schlug es der Gemeinderat vor. Aus dem Plenum wurde Tempo 30 für weitere Strassen beantragt: Weiler Gizlen, Rütiweg bis Fortsetzung Käsereistrasse, samt Steinistrasse, Verlängerung Kapfstrasse und Zelgliweg. Alle vier Anträge fanden am Schluss auch eine Mehrheit.
«Weniger Verstand, mehr Vorschriften»
Die Diskussion drehte sich denn auch nicht darum, ob auf einer konkreten Strasse maximal 30 gefahren werden muss oder nicht. Vielmehr stand Grundsätzliches im Vordergrund. Gemeinderat Müller argumentierte mit der Schaffung einer klaren Vortrittsregelung mit einer verbesserten Verkehrssicherheit für Fussgänger, Velofahrer und Tier und mit einer erhöhten Wohnlichkeit. Auch aus dem Plenum gabs Stimmen in diese Richtung. «Nicht Ortskundige halten sich nicht daran und nehmen Rücksicht in den Quartieren.» Zudem sei die vorgeschlagene eine finanziell sehr günstige Variante. Aber es gab auch die anderen Stimmen. Jene, die von einem Tafel-Dschungel sprachen. Davon, dass es sowieso «wahnsinnig» wäre, in den Quartieren mit Tempo 50 zu fahren. «Es geht um viele Sackgassen und um kleine Quartierstrassen. Wenn wir alle vernünftig fahren, braucht es kein Tempo 30.» Ein Stimmbürger betonte, dass der gesunde Menschenverstand stetig abnehme und stattdessen die Vorschriften zunehmen. Eine kreative Idee präsentierte ein anderer Stimmbürger: «Die Eltern können doch mit ihren Kindern Schilder malen, die darauf hinweisen, freiwillig 30 zu fahren. Das wäre viel günstiger.»
Im Laufe der Diskussion betonte Gemeinderat Werner Müller, dass es Glück sei, dass Aristau bisher von Unfällen verschont blieb. «Tempo 30 wollen wir machen, um auch weiterhin Unfälle zu vermeiden.» Er sagte aber auch, dass in ganz vielen Strassen und Quartieren Tempomessungen durchgeführt wurden. «Es wird nicht gerast.» Über 90 Prozent fahren auf Gemeindestrassen unter 40 km/h, nur wenige zu schnell, also über 50 km/h. Eine knappe Mehrheit sagte am Schluss trotzdem Ja zu Tempo 30 auf einzelnen Gemeindestrassen.
Standing Ovations für Käslin
Ein einender und emotionaler Moment stand am Schluss der «Gmeind». Verschiedene Kommissionsmitglieder wurden verabschiedet, vor allem aber Kurt Käslin, der ganze 36 Jahre den Werkdienst im Dorf leitete. «Über ihn könnte ich einen ganzen Tag lang erzählen», meinte Gemeinderat Werner Müller. Etwa, dass er just an seinem 27. Geburtstag den ersten Arbeitstag im Dorf hatte. Oder dass das Dorf damals 830 Einwohner zählte, die Hälfte von heute. Oder dass er mit Schaufel, Pickel und Besen anfing. «Alles, was es jetzt gibt, hat Kurt mitgestaltet.» Allem voran den Werkhof. «Er war ein Chrampfer, der sich nie über zu viel Arbeit beklagte, auch wenn es immer mehr wurde.» Standing Ovations und ein lang anhaltender Applaus setzten den Schlusspunkt unter die «Gmeind».
Die Beschlüsse
Von den 1075 Stimmberechtigten nahmen deren 120 an der Einwohner-«Gmeind» teil. Mit grossem Mehr genehmigten sie das Protokoll und das Budget. Ebenfalls mit grosser Mehrheit sagten sie Ja zum Gebührenreglement für die Entschädigung von Einsatzkosten im Feuerwehrwesen und zum Entschädigungsreglement der Angehörigen der Feuerwehr.
Der Kreditantrag von 80 000 Franken für die Einführung von Tempo 30 auf vereinzelten Gemeindestrassen führte zu einem knappen Ergebnis: 66 Ja- zu 53 Nein-Stimmen. Zum eigentlichen Antrag des Gemeinderates fand auch die Aufnahme des Weilers Gizlen, des Rütiwegs und der Fortsetzung Käsereistrasse, samt Steinistrasse, der Verlängerung Kapfstrasse und des Zelgliwegs eine Mehrheit. Unter Verschiedenem informierte Gemeinderat Werner Müller darüber, dass der Kreditantrag für den Ausbau der Muristrasse im nächsten Sommer an die «Gmeind» kommen soll. Mit einem Baustart ist Ende 2028, Anfang 2029 zu rechnen.
Eine spezielle Situation gab es bei den Ortsbürgern. Mit 31 Anwesenden ist mehr als ein Fünftel der Stimmberechtigten da, also unterstehen die Beschlüsse nicht dem fakultativen Referendum. Weil zwei Personen das Protokoll ablehnten, ist dieser Entscheid aber nicht definitiv. Das Ja zum Budget schon. --ake


