Beste Lösung für Wohlen anstreben
05.09.2025 Wohlen, Wahlen, Politik, ParteienGemeinderatswahlen: Wo die neun Kandidierenden stehen – eine Einordnung von links bis rechts
Die Ausgangslage ist vielfältig und spannend. Neun Kandidierende für fünf Sitze. Nur zwei Bisherige. Drei Männer und sechs Frauen wollen in die Wohler ...
Gemeinderatswahlen: Wo die neun Kandidierenden stehen – eine Einordnung von links bis rechts
Die Ausgangslage ist vielfältig und spannend. Neun Kandidierende für fünf Sitze. Nur zwei Bisherige. Drei Männer und sechs Frauen wollen in die Wohler Regierung. Nur: Wo stehen diese neun Personen genau?
Daniel Marti
Das Positive vorneweg: Alle Parteien schicken mindestens eine Person in den Gemeinderatswahlkampf – rein deshalb wird dem Stimmvolk eine grosse Vielfalt als Auswahl angeboten. Die SP tritt mit einer Doppelkandidatur an, die SVP gleich dreifach. Es gibt also Vertreterinnen und Vertreter von links bis rechts. Aber auch innerhalb einer Partei kann es verschiedene Ausrichtungen und Differenzen geben. Wo ordnen sich die Kandidierenden selbst ein? Eine Auslegeordnung von links bis rechts.
Laura Pascolin will überall Brückenbauerin sein
Laura Pascolin (SP) ist als Brückenbauerin bekannt. So verhält sie sich auch im Einwohnerrat, sie diskutiert auch mal mit dem politischen Gegner und stimmt auch mal gegen den Gemeinderat (oder gegen die Haltung des Gemeindeammanns von der SP). Wird sie diese Haltung auch in den Gemeinderat tragen? Und wo positioniert sie sich innerhalb der SP? «Ja, diese Haltung werde ich auch im Gemeinderat weitertragen», antwortet sie. «Für mich steht immer die beste Lösung für Wohlen im Vordergrund – unabhängig vom Parteibuch.» Sie entscheide stets sachorientiert und sie setze sich «aktiv dafür ein, tragfähige Kompromisse zu finden».
Auch innerhalb der SP sieht sie sich «als pragmatische Brückenbauerin: sozial in den Werten, aber lösungsorientiert in der Umsetzung.» Mit ihrem Hintergrund im Public Management und ihrer Mitarbeit in politischen Arbeitsgruppen auf nationaler Ebene bringe sie «das nötige Fachwissen und die Erfahrung mit, um die Anliegen der Bevölkerung fundiert und konstruktiv anzugehen».
Patrick Schmid: Klare grüne Linie und Teamplayer
Zu Patrick Schmid (Grüne). Als Grünen-Politiker wird man der linken Seite zugeordnet. Ist er überhaupt stramm links orientiert oder kann er sich bei einer allfälligen Wahl in den Gemeinderat auch vorstellen, einen Schritt Richtung Mitte zu machen?«Ich stehe für eine starke Bildung, einen ausgebauten Sozialstaat und konsequenten Natur- und Umweltschutz. Damit vertrete ich natürlich eine klare grüne Linie», sagt er.
In vielen aktuellen politischen Themen, beispielsweise in der Schulraumplanung oder sogar im Klimaschutz «sind Mitte und Grüne durchaus einer Meinung. Ich denke, dass ich aber durchaus ein Teamplayer bin, der im Gemeinderat, der ja nach dem Kollegialitätsprinzip funktioniert, nach gemeinsamen konstruktiven Lösungen sucht.»
In jungen Jahren war Olivier Parvex Mitglied der SP, nun ist er seit bald vier Jahren für die Grünliberalen im Einwohnerrat tätig. Darum drängt sich die Frage auf: Warum ist er als ehemaliger Sozialdemokrat bei der GLP gelandet und wo positionierst er sich grundsätzlich?
Olivier Parvex – einst SP, dann zu den Grünliberalen
«Ende der 90er-Jahre war ich Mitglied bei der SP, weil damals die Grünliberalen noch nicht existierten und die SP Wohlen für eine fortschrittliche Politik stand», antwortet er. Als er ab dem Jahr 2000 Medienschaffender wurde, sei er nicht mehr aktiv politisch tätig. «Und da bin ich aus der SP ausgetreten.»
Heute stehe er als Unternehmer für eine liberale, wirtschaftsfreundliche Politik, «die Sorge zu Mensch und Umwelt trägt. In der GLP fand ich eine Partei, die sehr gut mit diesen Werten und meinen politischen Vorstellungen übereinstimmt», so Parvex weiter.
Grundsätzlich sei für ihn die «Politik kein Thema von Links oder Rechts, sondern die Aufgabe, für anstehende Herausforderungen gute und ausgewogene Lösungen zum Wohle von Mensch und Umwelt zu finden». Müsste er dennoch eine solche schematische Einordnung vornehmen, sähe diese wohl wie folgt aus: «Als selbstständiger Unternehmer weiss ich, wie wichtig gesunde Finanzen sind, daher liegt meine Finanz- und Wirtschaftspolitik wohl mittig oder leicht rechts der Mitte. Als Familienvater stehe ich bei Gesellschafts-, Bildungs-, Umweltpolitik vermutlich leicht links der Mitte.»
Sonja Isler-Rüttimann sieht sich sehr mittig
Genau in der Mitte – der Name sagt es – steht theoretisch die Mitte. Dem Mitte-Co-Präsidium wird dennoch ab und zu vorgeworfen, es stehe leicht links von der Mitte anstatt auf der bürgerlichen Seite. Was sagt die Mitte-Kandidatin Sonja Isler-Rüttimann dazu und wo positionierst sie sich selbst?
Sie könne nachvollziehen, «dass meine Position manchmal eher links und manchmal eher rechts eingeordnet wird. Aber meine Ausrichtung ist grundsätzlich immer sachlich und lösungsorientiert. Als Politikerin der Mitte ist es mir wichtig, differenziert zu denken und nicht in die eine oder andere Richtung zu steuern».
Sie bilde sich stets eine fundierte Meinung «und je nach Thema kann diese dann als eher links oder eher rechts wahrgenommen werden. Ich persönlich sehe mich sehr mittig und bin überzeugt, dass ich den Bogen zwischen den Polen spannen kann.» Denn es brauche mehrheitsfähige Lösungen, «weil ich gesellschaftliche Spaltungen vermeiden möchte». Und selbstverständlich denke sie auch bürgerlich, «mit dem Anspruch, Eigenverantwortung und soziale Verantwortung ins Gleichgewicht zu bringen».
Thomas Geissmann mit Sorgfalt und Weitblick
Thomas Geissmann (FDP) steht dagegen für eine stramm bürgerliche Politik ein. Was ist für ihn massgebend für diese Position und wie möchte er diese Gangart im Gemeinderat durchsetzen, allenfalls mit einem Schritt Richtung Mitte? «Bürgerliche Politik bedeutet, sorgfältig und mit Weitblick mit den öffentlichen Finanzen umzugehen. Nicht alle Wünsche sind sofort erfüllbar, klare Prioritäten sind zu setzen. Im Gemeinderat sollte jede geplante Ausgabe kritisch hinsichtlich ihrer Notwendigkeit geprüft werden», antwortet der Unternehmer.
Und Geissmann weiter: «Die aktuelle Ausgabenentwicklung zeigt, dass sich Wohlen in der Vergangenheit immer mehr Aufgaben und Verantwortlichkeiten aufgeladen hat, was ein stetiges Wachstum der Verwaltung zur Folge hatte.» Vom künftigen Gemeinderat wünsche er sich, dass er den bürgerlichen Weg mitgeht.
Claudia Hauri (SVP): Schritt zur Mitte bei Finanzen schwierig
Relativ neu ist Claudia Hauri politisch tätig. Also unverbraucht. Sie ist seit vier Jahren Mitglied der SVP, seit dreieinhalb Jahren Einwohnerrätin und sie wird stets als Top-Finanzexpertin bezeichnet. Wo positioniert sie sich innerhalb der SVP? Sie vertrete in der SVP eine bürgerliche Politik, sagt sie, «und als eidgenössisch diplomierte Expertin in Rechnungslegung und Controlling sind die Finanzen tatsächlich mein Steckenpferd.»
Muss man bei den Finanzen in Wohlen mittlerweile zwingend stramm bürgerlich sein oder kann man dabei auch einen Schritt Richtung Mitte machen? Claudia Hauri: «Bei den Finanzen in Wohlen geht es mir um die Frage der Finanzierbarkeit und der Notwendigkeit. Wie wir alle wissen, ist ein Grossteil der laufenden Ausgaben gebunden. Daher ist es umso wichtiger, die restlichen Ausgaben und Investitionen kritischer als bisher zu hinterfragen und zu priorisieren.»
Und ein Schritt hin zur Mitte sei dagegen «finanztechnisch etwas schwierig einzuordnen, da sie bis anhin im Gegensatz zu uns keinen richtigen Sparwillen gezeigt hat und die meisten Vorlagen im Einwohnerrat durchgewunken hat», so Hauri, «sollten inskünftig Sparvorschläge von der Mitte kommen, werde ich diese selbstverständlich unterstützen.»
Manfred Breitschmid sieht bei der SVP klarste Strukturen
Einen grossen politischen Sprung hat Manfred Breitschmid hinter sich. Einst nahm er für die CVP (heute Mitte) im Grossen Rat Einsitz, heute politisiert er für die SVP im Einwohnerrat.
Warum der Wechsel? Er sei zur SVP gewechselt, «weil mir eine konsequente Finanz- und Steuerpolitik wichtig ist und ich diese Haltung dort am besten umsetzen und für Wohlen konkret etwas bewirken kann», betont er. «Bei der Budgetberatung im Dezember 2024 wurde für mich einmal mehr deutlich, dass ich meine Vorstellungen von soliden Gemeindefinanzen, schlanken Strukturen und gezielten Investitionen – etwa in Schulen und Infrastruktur – in der SVP am klarsten vertreten kann.»
Mittlerweile steht Manfred Breitschmid stramm bürgerlich-rechts. Oder – sollte er in den Gemeinderat gewählt werden – kann er sich dann einen allfälligen möglichen Schritt, wenn nötig, hin zur Mitte vorstellen?
Er sehe sich als bürgerlich orientiert, gleichzeitig aber auch pragmatisch, stellt er klar. «Entscheidend sind Lösungen, die für Wohlen funktionieren.» Und man dürfe sich nicht bloss einer Ideologie bedienen …
Auch mal kompromissbereit sein
Arsène Perroud (SP) und Roland Vogt (SVP)
Sich im Gemeinderat definitiv zu positionieren, das ist im Vergleich mit Gemeinderatskandidierenden natürlich um einiges schwieriger. Als Gemeindeammann sowieso. Die beiden Bisherigen sind jedoch politisch weit auseinander. Und logisch: Arsène Perroud (SP) und Roland Vogt (SVP) beziehen oft unterschiedliche Stellungen.
Arsène Perroud: Entscheide kollegial vertreten
Wie beschreibt Gemeindeammann Arsène Perroud seine Position im Gemeinderat, wie richtet er sich aus? «Der Gemeinderat fällt Mehrheitsentscheide», sagt Perroud und verweist darauf, dass die aktuelle «parteipolitische Zusammensetzung des Gemeinderats bürgerlich sei. «Als Minderheitsvertreter im Gemeinderat bringe ich meine Meinung selbstverständlich ein und habe eine von fünf Stimmen. Ich trage alle Entscheide kollegial mit und vertrete sie konsequent gegen aussen.»
Seine Ideen und Überzeugungen, wie sich die Gemeinde Wohlen entwickeln soll, sind in seinem Wahlprogramm dargelegt. Er verweist darauf: «Kein Stillstand der Gemeinde, Aufgaben annehmen und lösen. Dazu gehören die Wirtschaftsförderung, Lösung der Verkehrsfragen, Städtebauliche Qualitäten fördern, Infrastruktur entwickeln und sanieren, Klimaschutz betreiben, Sport und Kultur fördern.»
Roland Vogt bedauert Linksrutsch der Mitte
Von der Parteienzugehörigkeit ist der Gemeinderat tatsächlich bürgerlich (je eine Vertretung von SVP, FDP, Mitte). Trotzdem beklagt Gemeinderat Roland Vogt sehr oft, dass es im Gemeinderat keine bürgerliche Mehrheit gebe. Was versprichst er sich allenfalls, wenn nach den Wahlen effektiv eine bürgerliche Mehrheit zustande kommen sollte? Diesbezüglich hat er eine klare Meinung: «Eine bürgerliche Mehrheit findet aktuell nur mit der FDP und der SVP statt. Die Mitte hat sich leider mit dem Namenswechsel von CVP zur Mitte von einer bürgerlichen Politik verabschiedet und ist grossmehrheitlich nach links gerutscht.» Das sei bedauerlich, habe die Mitte doch während vielen Jahren «für einen Ausgleich zwischen links und rechts gesorgt».
Vogt nennt den Grossen Rat als Beispiel. Da haben die FDP und die SVP die Mehrheit «und es funktioniert im Sinne der Bevölkerung gut. Im Vordergrund stehen eine gesunde Finanzpolitik, eine zielorientierte Bildungspolitik und eine glaubwürdige Sicherheitspolitik. Man kommt wieder weg vom linken Idealismus, beispielsweise bei der Umweltpolitik oder im Asylbereich. Das wird auch für Wohlen funktionieren.»
Natürlich sei er bereit, einmal einen Schritt Richtung Mitte oder nach links zu machen, so Vogt. Als allfälliger Gemeindeammann erst recht. «In einer Exekutive kann man nicht immer seinen Parteikurs halten und sollte für gute Lösungen kompromissbereit sein.» Das Wohl der Bevölkerung müsse immer im Vordergrund stehen und nicht die persönlichen Ideale oder das Programm der eigenen Partei. «Das habe ich bei meiner aktuellen Tätigkeit als Gemeinderat im Ressort Gesellschaft, Soziales und Bildung auch gelernt», erklärt Vogt abschliessend. --dm