Braucht es eine zweite Variante?
23.09.2025 Region Unterfreiamt, NiederwilIn Niederwil kommt es zu einer Referendumsabstimmung zum neuen Gemeindehaus
Die Idee ist unbestritten. Auf der Peterhanswiese soll ein neues Gemeindehaus gebaut werden, welches auch Platz bietet für die Bibliothek und einen Kultursaal. Uneinig ist man sich über ...
In Niederwil kommt es zu einer Referendumsabstimmung zum neuen Gemeindehaus
Die Idee ist unbestritten. Auf der Peterhanswiese soll ein neues Gemeindehaus gebaut werden, welches auch Platz bietet für die Bibliothek und einen Kultursaal. Uneinig ist man sich über die richtige Platzierung des Saals innerhalb des Gebäudes. Darum kommt es am Sonntag zu einer weiteren Abstimmung.
Chregi Hansen
Das Thema Gemeindehaus beschäftigt die Niederwiler und Niederwilerinnen schon länger. Vor fast zehn Jahren wurde mit der Planung gestartet – ursprünglich ging man von einer Sanierung des bestehenden Gebäudes aus. Im Juni 2016 genehmigte die «Gmeind» einen Kredit für die Planung der Sanierung und des Umbau. Doch eine Analyse zeigte: Eine solche Sanierung ist aufwendig und teuer. Und trotzdem kann der Nutzerbedarf nur teilweise oder gar nicht erfüllt werden.
Deshalb kam es zur grossen Kehrtwende. Nun ging die Gemeinde das Thema Neubau an. In einem solchen lassen sich die verschiedenen Bedürfnisse (Verwaltung, Bibliothek und Kultursaal)) besser unter einem Dach realisieren. Vor zwei Jahren unterstützten die Stimmbürger den Strategiewechsel an der Gemeindeversammlung. Ein Jahr später genehmigten die Niederwiler auch das Raumprogramm und den Kredit für die Durchführung eines Studienauftrags. Und wieder ein Jahr später wurden Kredite in der Höhe von 650 000 Franken für die Projektierung des Siegerprojekts gesprochen.
Gute Noten von allen Seiten
Das Projekt sieht einen Neubau auf der Peterhanswiese vor. Im Erdgeschoss wird die Bibliothek eingerichtet, die Gemeindeverwaltung wird eingeschossig im Obergeschoss platziert und der Kultursaal ist im Dachgeschoss integriert. Ein Treppenhaus und ein leistungsfähiger Lift über alle Geschosse erschliessen das Gebäude. Im Untergeschoss sind die Technikräume und das Archiv untergebracht. Der Bau einer Tiefgarage wird als Option geprüft. Auch optisch erhält das Projekt eigentlich von allen Seiten nur gute Noten.
Vereine fordern eine zweite Variante
Trotzdem kommt es jetzt zu einer Referendumsabstimmung. Schon an der Versammlung Ende Juni wurde deutlich, dass nicht alle überzeugt sind vom vorgelegten Projekt. Die Kritik richtet sich gegen die Platzierung des Kultursaals im Dachgeschoss. Verschiedene Vereine, namentlich der STV, die Theaterfreunde, das Seniorenteam, der FTV, die Jubla, der Vorstand des Gewerbevereins, die Theatergruppe und der Seniorenrat wünschen sich, dass dieser im Erdgeschoss gebaut wird. Sie lehnen den Projektkredit ab und verlangen die Überarbeitung des Projekts. Dafür ist ein Kredit in der Höhe von 150 000 Franken nötig. Danach habe man zwei Varianten, aus denen die Stimmbürger entscheiden können, so die Absicht.
Zusätzlicher Proberaum gewünscht
Für das Referendumskomitee sprechen mehrere Argumente dafür, dass der Kultursaal im Erdgeschoss platziert werden soll. Betont wird die einfachere Zugänglichkeit und die Möglichkeit, für Veranstaltungen auch den Aussenbereich zu nutzen. «Der Saal im Erdgeschoss fällt auf, lädt ein und lässt sich bei gutem Wetter direkt mit dem Aussenbereich kombinieren», schreiben sie in der Abstimmungsvorlage. Auch die Logistik wird vereinfacht, Getränke, Material und Kulissen müssen nicht erst in den zweiten Stock gebracht werden. Zudem lasse sich durch den Tausch von Bibliothek und Kultursaal im Dachgeschoss noch ein Proberaum einrichten. Dies ermögliche, dass der eigentliche Saal mehr genutzt werden kann. «Mit Ihrem Ja auf dem Stimmzettel öffnen Sie die Tür zu einem genialen Projekt mit einem Kultursaal im Erdgeschoss für alle», schreiben die Vereine.
Der Gemeinderat hingegen empfiehlt die Ablehnung des Referendums. Mit dem vorliegenden Projekt erhalte Niederwil genau das, was das Dorf braucht, ist er überzeugt. Er weist darauf hin, dass die Vereine bei der Erarbeitung des Raumprogramms einbezogen waren – ein Proberaum war bis anhin nie ein Thema. Der Bau eines solchen hätte zudem zur Folge, dass der neue Saal mehrheitlich leer steht. Zudem sei im Dachgeschoss die Akustik und das Raumgefühl besser für einen Kultursaal. Umgekehrt sei die Bibliothek im Erdgeschoss am richtigen Ort. Bei einem Tausch müssten die WC-Anlagen vom Erdgeschoss in das Untergeschoss verlagert werden.
Gemeinderat befürchtet hohe Mehrkosten
Zudem warnt der Gemeinderat. Die Variante des Referendumskomitees führt nicht nur zu Mehrkosten bei der Planung, sondern auch beim Bau. Ein Kultursaal im Erdgeschoss ist konstruktiv aufwendiger, da er höher und stützenfrei sein muss. Der Gemeinderat geht von Mehrkosten im siebenstelligen Bereich aus. Aus diesem Grund empfiehlt auch die Finanzkommission ein Nein zum Referendum. Sie schliesst nicht aus, dass bei Realisierung der Projektvariante des Referendumskomitees eine zusätzliche Steuerfusserhöhung erforderlich wird.
Aktuell laufen die Diskussionen heiss im Dorf. Am Sonntag fällt nun die Entscheidung. Bei einem Ja wird das Architekturbüro eine weitere Variante ausarbeiten, die sich auf dem gleichen Planungsstand befindet wie das bisherige Projekt. Dafür würden 150 000 Franken benötigt. Dieses würde dann an der Sommer-«Gmeind» 2016 vorgestellt, anschliessend können die Stimmbürger entscheiden, welcher der beiden Variante sie den Vorzug geben. Bei einem Nein am Sonntag geht die Planung des bewilligten Projekts weiter und kann die «Gmeind» voraussichtlich im Winter 2026 über den Baukredit befinden. Auf das Ergebnis kann man gespannt sein.