Das Paradies mit anderen teilen
23.07.2024 Bettwil, Region OberfreiamtÜbernachten mit viel Geschichte
«S’Bett mit Z’morge» – und das in einem 300-jährigen Haus. Gleich mehrere Zimmer bietet Astrid Mock in ihrem ehemaligen Bauernhaus in Bettwil an. «Ich liebe es, mit verschiedenen Menschen in ...
Übernachten mit viel Geschichte
«S’Bett mit Z’morge» – und das in einem 300-jährigen Haus. Gleich mehrere Zimmer bietet Astrid Mock in ihrem ehemaligen Bauernhaus in Bettwil an. «Ich liebe es, mit verschiedenen Menschen in Kontakt zu kommen», sagt die Gastgeberin. --ake
Übernachten im Freiamt: Astrid Mock empfängt Bed-and-Breakfast-Gäste in ihrem alten Bauernhaus in Bettwil
Im 18. Jahrhundert wurde es gebaut. Rund 300-jährig ist das Haus, das Astrid und Thomas Mock 2009 kauften. Sie bauten es weiter um und empfangen seit 14 Jahren in einzelnen Zimmern Gäste. «Ich schätze es, so mit Leuten in Kontakt zu treten», sagt Astrid Mock.
Annemarie Keusch
Es gibt Regeln, die sind in einem solchen Gebäude besonders wichtig. «Einheizen, das mache ausschliesslich ich», sagt sie. In den Zimmern sind die Kachelöfen sowieso nur Dekoration. Aber in der Küche der Ferienwohnung oder im Gemeinschaftsraum muss im Ofen Feuer gemacht werden, wenn es nicht kalt sein soll. «Zu 90 Prozent heizen wir im Haus mit Holz», sagt Astrid Mock. Und eine zweite wichtige Regel: Kerzen sind verboten. Zu gefährlich im Holzhaus. Zu schade wäre es um die 300-jährige Geschichte des Gebäudes. «Wir wollen hier einfach keine Risiken eingehen.»
Zwei Regeln. Ansonsten gilt im Bed and Breakfast der Familie Mock in Bettwil ganz viel Freiheit. Begegnungen sind überall möglich, am Frühstückstisch, im weitläufigen Garten, beim gemeinsamen Kochen. «Über all die Jahre habe ich ein gutes Gespür dafür entwickelt, wer Kontakt zu uns will und wer lieber nicht. Natürlich respektiere ich das vollumfänglich. Es ist schön, wenn aus Gästen mit der Zeit Freunde werden, aber das muss nicht sein.» Das würde wohl auch den Rahmen sprengen, denn schliesslich empfangen die Mocks seit 14 Jahren Gäste in ihrem altehrwürdigen Haus.
Jeden Morgen frisches Birchermüesli
Maximal zwölf Personen nehmen die Mocks in ihrem 300-jährigen Bauernhaus auf. Astrid Mock ist gerne Gastgeberin, richtet die Zimmer schön her, fertigt jeden Morgen frisches Birchermüesli an. «Das wird von den Gästen sehr gelobt», sagt sie. Selber könne sie es kaum beurteilen. «Mein Magen verträgt es nicht wirklich gut», sagt sie schmunzelnd. Auch das tägliche Putzen gehört dazu, nach der Abreise wird die Bettwäsche gewaschen. «Der Aufwand ist nicht zu unterschätzen», sagt sie. Aber sie mache es gerne. «Ich mag es, Ordnung zu halten. Das hilft sicher», meint sie und lacht.
«S’Bett mit Z’Morge», so beschreiben die Mocks ihr Angebot. Auf der offiziellen Plattform von Bed & Breakfast Schweiz und bei Seetaltourismus bieten sie dieses an. Viel Werbung macht Astrid Mock in ihrem Alltag ganz beiläufig. «Mein kleines Auto mit der auffälligen Aufschrift erkennen viele.»
Im ersten Kindergarten des Dorfes
Zu ihr kommen allerlei Menschen. Eine Grossfamilie feierte bis vor Kurzem jährlich ihre Vorweihnacht in Bettwil. Auch Leute, die geschäftlich in der Region sind, übernachten hier. Andere kommen für eine Auszeit. Wieder andere machen hier Halt auf ihrer mehrtägigen Velotour. Viele bleiben nur wenige Tage. «Das ist das Spannende. Ich höre den Leuten und ihren Geschichten gerne zu», sagt sie. Zudem sei es schön, die Wertschätzung zu spüren. Ihrer Arbeit, aber vor allem auch dem Haus und den Schreinerarbeiten ihres Mannes Thomas gegenüber.
Nadisna haben die beiden das Bijou weiter verschönert. «Aber ganz vieles haben wir auch von den Vorbesitzern übernommen.» Ihr Hausarzt habe hier früher gelebt. 2009 konnten die Mocks das 300-jährige Haus kaufen, 2012 bauten sie nebenan auch die Schreinerei, mittlerweile ist diese in jüngere Hände übergegangen. Dass die Mocks nur einen Teil des riesigen Hauses bewohnen können, war von Anfang an klar, erst recht, als keine Mitarbeitenden der Schreinerei mehr hier lebten. «Unsere Wohnung ist der einstige Stall», erzählt Astrid Mock. Und ihre Stube ist der Ort, wo die damalige Besitzerin den ersten Kindergarten im Dorf eröffnete. «Das warf damals hohe Wellen», weiss Mock. Übrigens habe bei ihr viele Jahre später eine Frau übernachtet, die einst hier den Kindergarten besuchte. «Solche Geschichten sind doch herrlich.»
Bewusst einfach gehalten
Es war die Idee ihres Mannes, aus dem eigentlichen Hausteil ein Bed and Breakfast zu machen. Weil sie so gut mit Leuten umgehen könne. «Ich selbst wäre wohl gar nicht auf die Idee gekommen», gesteht sie. Die beiden fingen an, die Zimmer leicht zu renovieren, mit der Zeit auch den Gemeinschaftsraum für das Morgenessen. Astrid Mock erinnert sich noch daran, wie nervös sie war, als die ersten Gäste kamen. Längst ist diese Nervosität in Gelassenheit übergegangen. Gelassenheit, die auch das jahrhundertealte Gebäude ausstrahlt. «Wir halten unsere Zimmer bewusst einfach, alles andere entspräche nicht dem Geist dieses Hauses», findet Astrid Mock. Die Gäste schätzen genau dies.
Es ist die Freude daran, die Schönheit dieses Ortes mit anderen zu teilen. «Wir leben im Paradies und wollen anderen ermöglichen, dies auf Zeit ebenfalls zu tun.» Dem Garten Eden besonders nah kommt das viele Grün rund um das Haus. «Das schätzen wir, aber auch unsere Gäste», betont sie. Auch nach 14 Jahren ist Astrid Mock kein bisschen müde davon, immer wieder neue Leute zu empfangen. «Diese Abwechslung, diese Begegnungen bereichern mein Leben», betont sie. Etwa jene mit einer Velogruppe aus Deutschland, die bei ihr nächtigte. «Dass ich bei ihnen am Tisch sass, als sie grillierten, war für sie selbstverständlich.» Und dass sie wiederkamen, weil einer ihrer Gruppe krankheitshalber fehlte, ebenfalls. «Solche Geschichten könnte ich viele erzählen.» Nur das 300-jährige Bauernhaus hätte wohl noch mehr in petto.
Mehr Infos: www.bnb-bettwil.ch.