Die grosse Einigkeit
12.09.2025 Muri, WahlenNachfolge ins Visier nehmen
Gemeinderatskandidierende stellten sich im Podiumsgespräch den Fragen von Fabian Hägler
Nach den Rücktritten von Milly Stöckli, Carolynn Handschin und Beat Küng stellen sich Jörg Weiss, ...
Nachfolge ins Visier nehmen
Gemeinderatskandidierende stellten sich im Podiumsgespräch den Fragen von Fabian Hägler
Nach den Rücktritten von Milly Stöckli, Carolynn Handschin und Beat Küng stellen sich Jörg Weiss, FDP, Herbert Meier, SVP, Regula Marthaler, SP, und Marlies Laubacher, Die Mitte, zur Wahl.
Verena Anna Wigger
Moderator Fabian Hägler öffnete nach seinen Fragerunden diese für die über 100 Besucher am Podium. Bei dieser Gelegenheit gab Ehrenbürger Josef Etterli ins Gespräch ein, ob einer der vier Kandidierenden sich vorstellen könnte, dereinst Hans-Peter Budmiger als Gemeindepräsidenten zu beerben.
Nachfolge frühzeitig regeln
Die ungeahnte Häufung der Rücktritte und die langjährige Amtszeit von Budmiger geben Etterli zu denken. Budmiger sei bereits 20 Jahre im Amt und nach dem überraschenden Rücktritt von drei Mitgliedern aus dem Gemeinderat stelle sich die Frage nach einer Planung.
Marlies Laubacher erklärte, dass sie sich vorgenommen habe, zwei Amtsperioden zu machen. Und ja, sagte sie: «In einer zweiten Amtsperiode kann ich mir das gut vorstellen.» Herbert Meier, der als Schulpflegepräsident viel Freude an seinem Team und der Arbeit in der Exekutive hatte, könnte sich ebenfalls gut vorstellen, Budmigers Nachfolge anzutreten. Jörg Weiss gab an, dass er bereits angefragt worden sei, ob er das Amt des Vizepräsidenten übernehmen würde. «Da Daniel Räber als gewählter Gemeinderat sich ebenfalls für dieses Amt stellt, habe ich darauf verzichtet.» Was in vier Jahren sei, wisse er nicht, so Weiss weiter. Er würde dann sehen und im richtigen Moment entscheiden. Regula Marthaler hat sich darüber mit ihrer Familie bereits besprochen. Sie sieht sich heute noch nicht genug als Gemeinde-Insiderin, um dieses Amt übernehmen zu können. Mit diesem Ausblick in die Zukunft schloss Fabian Hägler die Podiumsdiskussion und entliess die Besucher zum Weiterdiskutieren beim Apéro.
Podium der Gemeinderatskandidaten im Dachtheater des Klosters Muri
Marlies Laubacher, Regula Marthaler, Herbert Meier und Jörg Weiss stellten sich den Fragen von Moderator Fabian Hägler. Dass dies interessiert, zeigte der voll besetzte Saal: Über 100 Leute kamen, um zu hören, wer die Kandidierenden sind.
Verena Anna Wigger
Marlies Laubacher erwähnte es in einer ihrer Antworten: «Dies ist keine Parteienwahl, dies ist in erster Linie eine Persönlichkeitswahl.» Das haben die vier Kandidatinnen und Kandidaten unterstrichen. Der Tenor des Abends ist, sie wollen zum Wohl der Gemeinde arbeiten und entscheiden. Auch Herbert Meier von der SVP zeigte sich bei der Frage nach dem Ortsbus moderat. Er sieht diesen nicht als Alternative zu den verstopften Strassen während der Stosszeiten. Dafür müsse die Lücke im Veloweg geschlossen werden, so Meier. Auch bei der Frage, mit welchen Kandidaten sie im Gemeinderat politisieren möchten, liessen sich die Podiumsgäste nicht auf die Äste hinaus. Herber Meier hielt fest, die Wahl des Volks ist zu respektieren. Jörg Weiss ist der Meinung, wer am 28. September gewählt wird, hilft mit, das Schiff zu führen. Regula Marthaler sieht das ähnlich und Marlies Laubacher meinte: «Da muss ich nichts ergänzen.»
Jörg Weiss – der Macher
Der ehemalige Bauunternehmer arbeitet heute als Projektleiter bei einem Holzbauunternehmen. Jörg Weiss wurde gefragt, ob er ein ungeduldiger Mensch sei. Worauf er meinte, grundsätzlich schon. Dabei will er nicht ausser Acht lassen, dass Dinge ausdiskutiert, Feinjustierungen vorgenommen werden und dass Strategien für eine Umsetzung dazu gehören. Der ehemalige Präsident der Finanzkommission der Kirchgemeinde wurde darauf hingewiesen, dass die FDP schon länger nicht mehr im Gemeinderat vertreten ist. Weiss erinnerte daran, dass die Partei sich trotzdem für die Gemeinde einsetze und diese Wahl eine Chance sei. Zu Tempo 30 gab er seine eigene Erfahrung ein. Er ist der Meinung, dass die Anwohner einer Quartierstrasse entscheiden sollen. Dies hat er in seinem Quartier erlebt und schätzt das. Bei der Verkehrssituation Kreisel und Industriequartier sieht Weiss Handlungsbedarf. Bezüglich der Finanzen sagt er: «Jeder Banker sagt: Nicht zu wachsen ist Stillstand.» Und das sei nicht gut für die Gemeinde. Er plädiert für moderates Wachstum. Dazu gehören für ihn auch einfachere Baugesuche, die schneller durchkommen. Wenn er sein Ressort wählen kann, dann würde er auf alle Fälle etwas mit Bau angehen.
Marlies Laubacher – gegen Alterskonformität
Schon in ihrer Arbeit hat sie festgestellt, dass sie sich nie an Alterskonformität gehalten hat. Wenn auch ihr Umfeld damals männlicher und älter gewesen ist, sie hat gelernt, sich durchzusetzen, mit Kreativität und Verhandlungsgeschick. «Dies möchte ich nun in der Arbeit im Gemeinderat einsetzen.» Wird sie gewählt und könnte sie ihr Amt auswählen, würde sie Bau und Planung übernehmen. Da sieht sie ihren grössten Wirkungsgrad. So sieht sie beim Bahnhofsareal eine grosse Chance, eine Genossenschaft zu gründen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Auf den Hinweis, dass sie als Gemeinderätin dort nicht bauen könnte, winkt sie ab. Das sei nicht ihr Projektgebiet: «Beim Bahnhof braucht es grössere Investoren.» Bei der Fragestellung Tempo 30 geht es für die Mitte-Politikerin um Lebensqualität im Dorf. Den Steuerfuss würde Laubacher bei den künftigen Investitionen gerne an ein Projekt koppeln. Angesprochen auf ihren Parteiwechsel, hält sie fest: «Ich bin in der Mitte am richtigen Ort, ich sehe mich als Mehrheitsbeschafferin und Vermittlerin.»
Regula Marthaler – mit der Sicht von aussen
Zehn Jahre wohnt die Zürcherin im Dorf, das sieht sie nicht als Minuspunkt. Ihre Mutter war bereits Gemeinderätin, und da hat sie viel mitgenommen. Die SP-Politikerin möchte ihre Arbeit, die sie in der Begleitgruppe Bahnhof gemacht hat, im Gemeinderat fortführen. Das Gemeinschaftszentrum, welches aus der Idee von Marthaler entstand, steht für sie beispielhaft da. Mit Marlies Laubacher kandidiere sie auf einem Flyer, weil: «Muri eine Grösse hat, in des es zwei Frauen im Gemeinderat braucht.» Sie führe ihren Wahlkampf etwas anders, erklärte sie auf Nachfrage zum fehlenden Einzelflyer. Marthaler trat am Bahnhof mit den Bürgern in Kontakt und hat Äpfel verteilt und sich auf Social Media fokussiert. Bei der Frage zu Tempo 30 sieht die Anwohnerin der Bachstrasse und Mutter von zwei kleinen Kindern Handlungsbedarf. «Die paar Sekunden, die es länger dauert, mit Tempo 30 zu fahren», stellt Marthaler infrage. Dafür sieht sie Handlungsbedarf beim Veloweg: «20 Jahre habe ich in Zürich gelebt – und heute in Muri mehr Angst, mit dem Velo unterwegs zu sein.» Wenn sie wählen könnte, würde sie das Ressort Schule oder Kultur übernehmen.
Herbert Meier – der mutige Realist
Als ehemaliger Präsident der Schulpflege kann sich Herbert Meier bei einer Wahl vorstellen, das Ressort Schule zu übernehmen. Das wäre seine Komfortzone, so Meier. Auch Tiefbau, Sicherheit und Wald sieht er als seine Stärken. Angesprochen auf seine Kandidatur als Vizeammann, fragte ihn der Moderator: «Trauen Sie sich etwas zu viel zu?» Meier plant, wie sein Vater, den bäuerlichen Betrieb frühzeitig an seine Kinder weiterzugeben, um ihnen die Chance zu ermöglichen, ihren Betrieb zu gestalten. Drei seiner Kinder machen eine Lehre als Landwirt. Dann habe er vermehrt Zeit – und diese würde er gern im Gemeinderat einsetzen. «Wenn das Volk es so will», ergänzt Meier. Angesprochen auf das Referendum seiner Partei zu Tempo 30, antwortete er, das heutige System mit den Sammelstrassen hat sich bewährt. Mit dem Referendum haben nun die Stimmbürger von Muri die Wahl, und diesen Entscheid akzeptiere die Partei. Beim Wachstum der Gemeinde würde Meier auf Qualität setzen und dass neue Schulhäuser am richtigen Ort gebaut werden. Dazu hat er in seiner Arbeit für die Schule eine Schulraumplanung aufgezogen, welche aufzeigt, wo es Kinder hat und wo Schulhäuser und Infrastruktur benötigt würden.
Eine Wahl für Muri
Zwar waren gaben sich alle Kandidierenden moderat und dennoch zeigten sie Profil. So hat die Bevölkerung von Muri am 28. September mit den neu Kandidierenden und den bisherigen Hans-Peter Budmiger und Daniel Räber eine Wahl.