Die Zeiten haben sich geändert
09.04.2024 Kelleramt, LeserbriefeZu «Gutbürgerliches Restaurant fehlt», Leserbrief von René Gartenmann in der Ausgabe vom Freitag, 5. April.
Geschätzter Herr Gartenmann, Ihre Schilderungen über die aktuelle Situation im Gastgewerbe haben wir mit Bedauern gelesen. Das Gasthaus ...
Zu «Gutbürgerliches Restaurant fehlt», Leserbrief von René Gartenmann in der Ausgabe vom Freitag, 5. April.
Geschätzter Herr Gartenmann, Ihre Schilderungen über die aktuelle Situation im Gastgewerbe haben wir mit Bedauern gelesen. Das Gasthaus zum Bauernhof betreiben wir seit Generationen in Familienhand und sehen selbst, wie sich die gastronomischen Angebote wandeln. Im Aargau gibt es, entgegen der Annahme vieler Leute, mehr Gastrobetriebe als vor zehn Jahren. Die Anzahl Landgasthöfe, wie Sie sie beschreiben, hat aber stark abgenommen. An deren Stelle entstehen andere Angebote wie Pizzerias, Kebabs, Foodtrucks.
Dies liegt nicht etwa an der Faulheit oder Inkompetenz der Betreiber, sondern vielmehr am kleiner werdenden Interesse der Bevölkerung, solche Gasthöfe zu besuchen, und der verminderten Risikobereitschaft der jungen Berufsleute, all ihr Geld auf die unsichere Karte der Selbstständigkeit zu setzen. Die Gastronomie, wie alle anderen Gewerbe, passt sich stets den Bedürfnissen der Kundschaft an. Es ist offensichtlich, dass die Leute heute gerne und oft eine Pizza von zu Hause aus bestellen, aber nicht mehr so oft das Hacktätschli nach Grosis Art in einem Restaurant essen gehen. Die Gäste, die auch untertags ein Bierli oder einen Kaffee trinken gehen, sind schlicht und einfach weniger geworden. Die Zeiten haben sich geändert und das ist wie bei jeder Veränderung nicht für alle zufriedenstellend.
Auch in unserem Gasthaus wirten wir nicht, wie es vor 30 Jahren üblich war. Trotzdem konnten wir mit unserem Konzept eine Lücke füllen und haben viele zufriedene Gäste, die gemütliche Stunden in unserem schönen Haus verbringen. Ihre Bemerkung zu fehlendem Enthusiasmus und dem Willen, «nicht ständig auf die Uhr zu schauen», finden wir unangebracht. Auch im Gastgewerbe haben die Mitarbeitenden ein Recht darauf, für jede geleistete Arbeitsstunde fair entlöhnt zu werden.
Wir schauen optimistisch nach vorne und sind überzeugt, dass das Gastgewerbe im Freiamt eine positive Zukunft vor sich hat, wenn wir uns weiterhin den Wünschen unserer Gäste anpassen und dabei unsere eigenen Wünsche nicht vergessen. Denn nur wer glücklich ist, bewirtet seine Gäste mit Freude, Elan und Herzlichkeit.
Andi Hagenbuch, Oberlunkhofen
