Durchblick im digitalen Dschungel
07.11.2025 Region Unterfreiamt, VillmergenVillmergen: Tablet- und Smartphone-Club der Oberen Mühle startet in neue Saison
Die Welt wird mehr und mehr digital. Gerade ältere Menschen fühlen sich aber unsicher im Umgang mit den dazu nötigen Geräten. Die Obere Mühle bietet unkompliziert ...
Villmergen: Tablet- und Smartphone-Club der Oberen Mühle startet in neue Saison
Die Welt wird mehr und mehr digital. Gerade ältere Menschen fühlen sich aber unsicher im Umgang mit den dazu nötigen Geräten. Die Obere Mühle bietet unkompliziert und kostenlos Hilfe an. Das Angebot ist nicht nur für die eigenen Bewohner.
Chregi Hansen
Die Bedürfnisse sind ganz verschieden an diesem Nachmittag. Eine Teilnehmerin will sich ein neues Handy kaufen und möchte wissen, worauf sie zu achten hat. Eine andere würde ihr Gerät gerne zum Zahlen einsetzen und weiss nicht, wie. Eine Dritte kann ihre Zeitung nicht mehr online lesen, weil das Betriebssystem offenbar zu alt ist. Und ein Vierter merkt, dass er immer wieder Probleme hat bei bestimmten Anwendungen, und erhofft sich Hilfe. Eine weitere Person hat ein Angebot gesehen für ein billiges Handyabo und fragt sich, ob das seriös ist. Und da ist noch eine Frau, die sich einfach gerne weiterbildet. «Man kann immer etwas lernen», sagt sie.
Die Lösung für all ihre Probleme erhoffen sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen von Simon Schmid. Er hat an diesem Tag seine Premiere, erstmals leitet er als Freiwilliger den Tablet- und Smartphone-Club der Oberen Mühle. «Ich bin ein pensionierter Informatiker, kenne mich also mit dem Thema aus», erzählt er schmunzelnd. Vorbereiten kann er sich nicht gross, er sei selber gespannt, was für Fragen alle auf ihn zukommen. «Ich gehe aber davon aus, dass es eher um die Basics geht und nicht um komplexe Fragen», sagt er. Er ist aber auch bereit, für spezifische Themen etwas vorzubereiten für die nächsten Treffen. So etwa zum Thema Sicherheit und KI. Ersteres ist ihm ein besonderes Anliegen. «Wer sein Handy nicht sichert, der lebt gefährlich», macht er deutlich.
Niederschwelliges Angebot
Vor zwei Jahren hat die Obere Mühle den Tablet- und Smartphone-Club ins Leben gerufen, wie Karin Villiger, die Leiterin der Aktivierung, berichtet. «Beim ersten Mal wurden wir völlig überrannt, mussten überall nach zusätzlichen Stühlen suchen», erzählt sie. Inzwischen habe sich die Teilnehmerzahl bei etwa 10 bis 12 Personen eingependelt. Angeboten wird der Club in den Wintermonaten. «Manche kommen jedes Mal, andere nur ab und zu. Es ist ein ganz niederschwelliges Angebot», erklärt Villiger. Und richte sich weniger an die Bewohner und die Bewohnerinnen der Oberen Mühle – die besitzen in den seltensten Fällen solche Geräte. «Aber das dürfte sich in Zukunft ändern», so Villiger.
«Die Obere Mühle Villmergen öffnet sich mit diesem Angebot bewusst nach aussen», sagt denn auch Geschäftsleiter Walter Cassina. Auch ältere Menschen aus der Umgebung sind willkommen, «das stärkt die Verbindung zwischen Institution und Gemeinde». Er findet den Club ein wichtiges Angebot in der heutigen Zeit. «Es geht darum, älteren Menschen auf einfache und niederschwellige Weise Sicherheit im Umgang mit digitalen Geräten zu vermitteln. Dabei sind nicht nur technische Fragen relevant, sondern oft auch emotionale Aspekte – etwa das Vertrauen in digitale Prozesse, Ängste vor Fehlern oder ganz praktische Themen wie Onlinebanking, Fahrplan-Apps oder Whatsapp-Gruppen mit der Familie», so der Geschäftsleiter.
Die richtigen Einstellungen sind entscheidend
Tatsächlich zeigen sich an diesem Nachmittag viele Unsicherheiten. So erzählt eine Teilnehmerin, dass sie zu Hause am PC zwar Onlinebanking mache, aber am Handy sei ihr das zu unsicher. «Das Handy ist sicherer», entgegnet der Experte. Am PC lassen sich Daten schneller abgreifen, beim Handy müsse man erst den Zugang knacken. «Das ist natürlich nur dann ein Problem, wenn man das Gerät auch sichert», so Schmid. Und er zeigt den Teilnehmenden gleich, welche Möglichkeiten es dazu gibt. Seine Empfehlung: die Gesichtserkennung. «Die funktioniert auch, wenn man komplett übermüdet ist», berichtet er schmunzelnd.
Zudem rät er, Betriebssystem und Apps regelmässig zu aktualisieren, damit lassen sich Schwachstellen und Sicherheitslücken eliminieren. Und es müsse nicht immer das neuste Handy sein, betont er, man könne durchaus auch ein gebrauchtes kaufen. «Es sollte einfach nicht zu alt sein, sonst funktionieren gewisse Programme nicht mehr.» Man müsse auch keine Angst haben, dass man mit einem Wechsel alle Daten und Fotos verliere – etwas, was viele von einer Neuanschaffung abhält. «Die lassen sich heute ganz einfach übertragen», erklärt er. Was ihn auch erstaunt: Viele ältere Menschen haben zwar ein Handy, aber kein Abo dazu, sondern nutzen Prepaid-Karten. «Ein Handy ohne Abo macht keinen Sinn», macht er deutlich, denn damit beraube man sich ganz vieler Möglichkeiten. «Es gibt ganz günstige Varianten, die reichen bereits.»
Nicht jeder kann den Enkel fragen
Geht es zu Beginn noch um ganz allgemeine Fragen, so wird Simon Schmid schon bald mit Detailfragen konfrontiert. Wo befindet sich diese Einstellung an meinem Gerät? Was bedeutet diese Meldung? Wie kann ich vor der Oberen Mühle den Parkplatz mit dem Handy zahlen? Geduldig nimmt er sich der verschiedenen Anliegen an. Walter Cassina ist froh um seinen Einsatz. «Unsere engagierten Freiwilligen leisten einen wertvollen Beitrag zur digitalen Inklusion im Alter, sie unterstützen mit viel Geduld und Wissen», sagt er. Die Tipps von Simon Schmid sind wertvoll – denn nicht alle haben einen Enkel oder eine Enkelin, die sie fragen können.
Teilnahme ist kostenlos
Und das Mitmachen in einem Club lasse zudem vorhandene Hemmschwellen sinken. In entspannter Atmosphäre können Fragen gestellt und Unsicherheiten abgebaut werden. «Der Austausch in der Gruppe wirkt motivierend und schafft ein Gefühl von Gemeinschaft», ist der Geschäftsleiter überzeugt. Man merkt: Man ist nicht allein mit seinen Fragen. Für ihn ist darum klar: Der Tablet- und Smartphone-Club ist ein Beweis, wie einfach und wirksam ein Angebot zur digitalen Bildung im Alter sein kann – praxisnah, persönlich und wirksam.
Der Tablet- und Smartphone-Club für Seniorinnen und Senioren in der Obere Mühle Villmergen findet von November bis April einmal pro Monat statt. Der nächste Termin ist am 9. Dezember. Die Teilnahme ist gratis, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

