Ein rares «Gut»
02.06.2023 Muri, Region Wohlen, Region Bremgarten, Region Unterfreiamt, Region OberfreiamtThema Fachkräftemangel: Das Problem macht auch vor dem Spital Muri nicht halt
Der Personalmangel stellt Gesundheitsorganisationen vor grosse Herausforderungen. Das Thema ist nicht neu. Doch eine Lösung wurde noch nicht gefunden. Die Lage spitzt sich weiter zu. ...
Thema Fachkräftemangel: Das Problem macht auch vor dem Spital Muri nicht halt
Der Personalmangel stellt Gesundheitsorganisationen vor grosse Herausforderungen. Das Thema ist nicht neu. Doch eine Lösung wurde noch nicht gefunden. Die Lage spitzt sich weiter zu. Pflegepersonal wird in Pflegeinstitutionen ebenso gesucht wie in der Spitex oder im Spital. Auch an Ärzten mangelt es.
Sabrina Salm
Nicht erst seit Corona ist bekannt, dass die Branche im Gesundheitswesen mit Personalmangel zu kämpfen hat. Im Schweizer Gesundheitswesen ist der Fachkräftemangel Tatsache. Und die Prognosen sehen düster aus. Bis zum Jahr 2040 sollen laut einer Studie in der Schweiz 40 000 Pflegekräfte und 5500 Ärzte fehlen. «Die Pandemie hat die Problematik einfach noch verschärft», sagt der CEO des Spitals Muri Daniel Strub. «Doch die chronische Mangelsituation herrscht schon länger und wir sind täglich damit konfrontiert.»
Viele Gründe für Mangel verantwortlich
Auch das Freiämter Spital merke den Personalmangel. «Vergleichsweise aber noch nicht dramatisch.» Das Spital Muri beschäftigt 930 Mitarbeitende. «Konkret sind über alle Abteilungen hinweg 35 Stellen nicht besetzt», macht Daniela Burri, Leiterin Human Resources, deutlich. Mehr als die Hälfte im pflegerischen und medizinischen Bereich. Es fehlen Ärzte, insbesondere Kaderärzte, Radiologiefachpersonen sowie Personal in der Pflege, im Operationssaal oder auf der Intensivstation. Teilweise werden die fehlenden Stellen mit von Agenturen vermittelten temporären Mitarbeitenden besetzt.
Die Berufe im pflegerischen und medizinischen Bereich gelten als unattraktiv. In der Branche zu arbeiten, ist kein Zuckerschlecken. Strenge Arbeitszeiten, viel Druck und tiefe Löhne. Es kommt nicht von ungefähr hängen deshalb viele ihren Job im Gesundheitswesen an den Nagel. «Die Anforderungen an das Personal sind stets gestiegen, doch der Lohn blieb gleich», sagt Daniel Strub. Um dem entgegenzuwirken, brauche es im Gesundheitswesen deutlich höhere Tarife. «Mit dem Geld, welches wir von den Krankenkassen für unsere medizinischen Leistungen erhalten, zahlen wir als Spital die Löhne unserer Mitarbeitenden», erklärt Strub. «Mehr Geld, als die Tarife hergeben, steht nicht zur Verfügung.» Die politischen und finanziellen Dimensionen können sie als Spitalleitung nicht ändern. Doch nicht nur der vorherrschende Spardruck ist Grund für den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. Die Bevölkerungsentwicklung, Mangel an Ausbildungsplätzen sowie der Numerus clausus spielen weiter eine Rolle. «Es gibt einige Baustellen, die es vor allem auf politischer Ebene zu lösen gilt.»
Wertschätzung und Anerkennung
Anders als in anderen Branchen sei es auch schwierig, an den Arbeitszeiten etwas zu ändern, um attraktiver zu werden. «Eine Reduktion der Arbeitszeiten hätte zur Folge, dass uns noch mehr Mitarbeitende fehlen würden», zeigt Daniela Burri auf. Dass aber Mitarbeiterressourcen immer wichtiger werden, weiss man. Deshalb ist seit März 2022 die Leitung Human Resources reguläres Mitglied in der Spitalleitung. «Wir versuchen alles, um ein möglichst attraktiver Arbeitgeber zu sein», betont der CEO.
Wertschätzung gegenüber ihren Mitarbeitenden ist den Verantwortlichen des Spitals Muri sehr wichtig. «Auch der Psychohygiene messen wir einen hohen Stellenwert bei», meint Burri. «Als Arbeitgeber bemühen wir uns, dass sich die Mitarbeitenden wohlfühlen.» Die Treue und das grosse Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Spitals Muri wurde denn auch vom Stiftungsrat und der Spitalleitung honoriert. Sie haben den Mitarbeitenden des Spitals Muri eine einmalige Anerkennungsprämie für das Jahr 2022 ausbezahlt. «Wir versuchen den jungen Leuten aufzuzeigen, welch sinnstiftende Berufe es in unserer Branche gibt», ergänzt Daniela Burri. Der Nachwuchs wird wohl einer der Schlüssel im Kampf gegen den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen sein. Bis dahin ist zu hoffen, dass es bald greifende Massnahmen gibt.