Eine Frage der Sicherheit
12.09.2025 Buttwil, AbstimmungenButtwil und Tempo 30
Am 28. September wird gewählt. Und abgestimmt. In Buttwil nicht nur über zwei eidgenössische Vorlagen, sondern auch darüber, ob im Dorf künftig flächendeckend Tempo 30 gilt. Beide Seiten bringen ihre Argumente. ...
Buttwil und Tempo 30
Am 28. September wird gewählt. Und abgestimmt. In Buttwil nicht nur über zwei eidgenössische Vorlagen, sondern auch darüber, ob im Dorf künftig flächendeckend Tempo 30 gilt. Beide Seiten bringen ihre Argumente. --ake
Buttwil stimmt am 28. September an der Urne über die Einführung von flächendeckend Tempo 30 ab
Tempo 30 erhöht die Sicherheit, sagt Gemeindeammann Stefan Gisler. Von einer falschen Sicherheit spricht Nicole Heggli-Boder, die das Referendum ergriffen hat. Beide Seiten nennen ihre Argumente und hoffen auf eine hohe Stimmbeteiligung.
Annemarie Keusch
Gemeindeammann Stefan Gisler gibt es unverhohlen zu. «Nein, damit hätte ich nicht gerechnet», sagt er. Nachdem die Umfrage im Dorf bezüglich Tempo 30 ein überdeutliches Ja ergeben hatte, hätte er nicht mit viel Gegenwind gerechnet, erst recht nicht mit einem Referendum. «Nachdem aber an der ‹Gmeind› Voten gegen das Projekt kamen, mussten wir damit rechnen.» Längst ist klar, dass die nötige Anzahl an Unterschriften erreicht wurde und die Buttwiler Bevölkerung Ende Monat nicht nur einen neuen Gemeinderat wählt, sondern auch über Tempo 30 entscheidet. «Ich hoffe, dass alle, die damals an der Umfrage teilgenommen haben, alle besorgten Eltern, lärmgeplagten Anwohner und fortschrittlich denkenden Personen, ein Ja in die Urne werfen», sagt Stefan Gisler.
Überhaupt auf das politische Parkett kam das Thema nämlich auf Anfragen aus der Bevölkerung, die Tempo 30 im Dorf forderten. Stefan Gisler ist überzeugt, dass die flächendeckende Einführung die richtige Lösung ist. «In Buttwil gibt es nur an wenigen Stellen Trottoirs. Eine tiefere Geschwindigkeit erhöht die Sicherheit», ist er überzeugt.
Und das für Mensch und Tier. Weniger Lärm sei ein weiterer Vorteil. Nachteile gibt es aus seiner Sicht indes keine. «Kosten entstehen sowieso. Ob für die Erneuerung der Schwellen oder für die Einführung von Tempo 30.» 40 000 Franken beantragte der Gemeinderat an der «Gmeind». «Diesen Kredit werden wir in keinem Fall überschreiten», verspricht Gisler. Auch ein Zeitverlust lässt er nicht gelten. «Das ist bei der Grösse unseres Dorfes minim.»
Unübersichtliche Quartierstrassen
Auch ein anderes Argument, dass er immer wieder höre, entschärft der Gemeindeammann. Jenes, dass man wegen der vielen Kurven sowieso nicht schneller fahren könne als 30 km/h. «Das stimmt so nicht. Man kann an den meisten Orten schneller fahren. Mit einer Beschilderung ist alles klar geregelt.» Und dies flächendeckend und nicht nur beim Schul- und Gemeindehaus, wie es auch schon gefordert wurde. «Es gibt viele Quartierstrassen ohne Trottoirs, mit Sträuchern, Mauern und Büschen entlang der Liegenschaften. Die Strassen sind oft unübersichtlich.» Es werde immer wieder beobachtet, dass in diesen Strassen zu schnell gefahren wird. «Nicht schneller als die bisher erlaubten 50 km/h, aber nicht der Situation angepasst», präzisiert Gisler. Das könne für Kinder, Erwachsene und Tiere eine Gefahr sein.
Anders sieht es Nicole Heggli-Boder. Sie gehörte zu jenen, die nach der «Gmeind» Unterschriften sammelten. Warum? «Weil die Bevölkerung in fast ausnahmslos allen Gemeinden, in denen es zur Volksabstimmung kam, den Entscheid von der Gemeindeversammlung kippte. Das zeigt, dass der Volkswille ein anderer ist. Wir wollen Buttwil die Möglichkeit bieten, anonym darüber abstimmen zu können.» Sie betont, dass gemäss Messungen heute schon nicht viel schneller gefahren werde. «Wenn sich Einzelne nicht daran halten, wird sich deren Verhalten nicht ändern, nur weil eine 30 auf den Boden gemalt wird.»
Zwei Abschnitte anstatt ganzes Dorf
Heggli-Boder ist zudem überzeugt, dass vielen nicht bewusst ist, welche Begleiterscheinungen Tempo 30 mit sich bringe. «Wer die Richtlinien des Kantons durchliest, weiss, dass Fussgängerstreifen in Tempo-30-Zonen unzulässig sind», sagt sie. Ausnahmen gebe es vor Schulen, vor einem Altersheim oder vor einem Spital. «Altersheim und Spital haben wir in Buttwil nicht und unsere Schule liegt nicht an einer Strasse. Der Fussgängerstreifen müsste verschwinden.» Was zur Folge habe, dass die Strasse überall gequert werden darf – aber ohne Vortritt. «Das wird gefährlich. Wir wiegen uns in einer falschen Sicherheit.» Mit Tempo 30 gelte zudem überall Rechtsvortritt. «Die heutigen Stopp-Markierungen fallen weg, aber wir haben uns daran gewöhnt. Auch das kann gefährlich werden.»
Nichtsdestotrotz sieht Heggli-Boder in der Tempobeschränkung auch Vorteile. «Wenn wir zwei kurze Streckenabschnitte mit Tempo 30 versehen würden.» An der Dorfstrasse von der Chäsi bis zur Gemeindeverwaltung und an der Spittelstrasse bei der Kreuzung Winterliäckerstrasse. «Gilt es im ganzen Dorf, fällt die Aufmerksamkeit weg», sagt Heggli-Boder. Sie hätte sich gewünscht, dass der Gemeinderat den Vorschlag mit den zwei kurzen Streckenabschnitten vorgeschlagen hätte. «Da wäre auch einfacher umzusetzen gewesen.» Ganz allgemein hoffe sie, dass sich die Bevölkerung intensiv mit dem Thema beschäftige, mit Vor- und Nachteilen. «Ich bin auch Muter und erhoffe mir, dass wir nicht wider besseren Wissens die Sicherheit unserer Kinder mit einer neuen Verkehrsführung gefährden.» Schliesslich habe es bisher keine Unfälle gegeben. «Das zeigt auf, dass kein Handlungsbedarf besteht.»
Einig sind sich Gisler und Heggli-Boder darin, dass sie sich eine hohe Stimmbeteiligung wünschen. «Sodass auch wirklich der Volkswille abgebildet wird.» Gislers Prognose: «Es dürfte knapp werden.»