Ende Monat wird weniger verkauft
20.09.2024 Wirtschaft, Region Wohlen, Region Bremgarten, Region Unterfreiamt, Region OberfreiamtDie Bäckerei Köchli-Iten in Waltenschwil und Wohlen spürt die Folgen der Inflation
Seit 25 Jahren führen Michèle und Urs Köchli-Iten die Bäckerei in der dritten Generation. Aktuell machen ihnen die hohen Strompreise und die fehlende ...
Die Bäckerei Köchli-Iten in Waltenschwil und Wohlen spürt die Folgen der Inflation
Seit 25 Jahren führen Michèle und Urs Köchli-Iten die Bäckerei in der dritten Generation. Aktuell machen ihnen die hohen Strompreise und die fehlende Kaufkraft zu schaffen. «Aber jammern hilft nichts», sagen sie.
Chregi Hansen
Ja, die Teuerung macht der Bäckerei Köchli zu schaffen. Der Umsatz ist zurückgegangen. Gegensteuer geben ist schwierig. «Wir müssen die Mehrkosten selber tragen und können sie nicht einfach auf die Produkte aufschlagen», erklärt Urs Köchli. Am Schluss bleibt eben weniger Geld im eigenen Sack. «Zum Glück sind wir schon so lange im Geschäft, da wird man versöhnlicher», sagt Urs Köchli mit einem Lächeln im Gesicht.
Zusammen mit seiner Frau Michèle lädt er auf die Terrasse des Gebäudes in Waltenschwil, welches Backstube, Laden und Wohnhaus in einem ist. Das Haus wurde 1927 erbaut. Durch den Kauf der damals unter dem Namen Bäckerei Scheidegger geführten Betriebes im Jahr 1941 durch Josef und Frieda Iten, Grosseltern der heutigen Inhaberin, kam die Bäckerei in den Familienbesitz. Mit Hanspeter und Maryse Iten übernahm 1973 die zweite Generation die Führung. 1999 folgten dann Michèle und Urs Köchli-Iten, fast zeitgleich kam eine zweite Filiale in Wohlen dazu. «Wir sind eine traditionsreiche Bäckerei, halten das alte Handwerk in Ehren, machen das Brot noch von Hand, verschliessen uns aber modernen Techniken nicht», betont Urs Köchli.
Grössere Konkurrenz
Mit Anja und Elia Köchli ist bereits die vierte Generation im Betrieb tätig. Ob sie das Geschäft dereinst übernehmen, ist noch nicht klar. «Es ist nicht einfach, die Konkurrenz ist gross geworden», sagt Michèle Köchli. Da sind zum einen die Tankstellenshops mit ihren langen Öffnungszeiten, aber auch die Grossverteiler erobern immer mehr Marktanteile. Aktuell würde nur noch ein Fünftel des Brotes über traditionelle Bäckereien verkauft, so Köchli. «Früher waren wir der einzige Ort, an dem man frühmorgens frisches Brot kaufen konnte. Das ist längt vorbei», sagt der Bäckermeister. Aber jammern mag er deswegen nicht. «Wir sind gefordert», sagt er lediglich.
Die aktuelle Teuerung trifft den Traditionsbetrieb in mehrfacher Hinsicht. Weh tut vor allem der hohe Strompreis, denn die Öfen in Waltenschwil und Wohlen müssen ja weiter beheizt werden. Die Kosten für die Energie sind um mehr als 25 Prozent gestiegen. Höher geworden sind aber auch die Löhne der Angestellten. «Aber das ist richtig, denn wir haben gute Leute», sagt Urs Köchli. Umgekehrt geben die Kunden in der aktuellen Zeit weniger Geld aus. «Das ist stark spürbar. Vor allem gegen Ende des Monats, dann verzichten viele auf das gewohnte Gipfeli oder das Sandwich», sagt Michèle Köchli. Das betreffe vor allem die jungen Menschen, die ihr Geld etwas weniger gut einteilen können. Aber auch das Wetter habe in einer Bäckerei Einfluss auf den Umsatz.
Höhere Preise bedeuten nicht unbedingt mehr Umsatz
Und einfach die Preise aufschlagen, das gehe in ihrer Branche eben auch nicht. «Wir haben in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass Preisaufschläge kaum Auswirkungen auf den Umsatz haben», berichtet Urs Köchli. Die Leute würden dann einfach weniger kaufen. Einzig den Gipfelipreis haben man jetzt um 10 Rappen nach oben korrigiert. Und prompt gab es Reklamationen von Kunden. Weniger im Laden, wie Michèle Köchli betont, sondern bei den täglichen Touren in den Gewerbebetrieben. Mit drei Autos beliefert die Bäckerei Köchli viele Firmen in der Region mit feinem Znüni. «Das machen wir seit vielen, vielen Jahren. Das gibt etwas Umsatz und hilft mit, die Produktion besser auszulasten. Das grosse Geld verdienen wir damit aber nicht», so Urs Köchli.
Kleine Marge, aber hohe Strompreise
«Es ist spürbar, dass die Leute verunsichert sind und etwas mehr aufs Geld achten müssen», fügt seine Frau an. Dazu trage sicher auch die Berichterstattung in den Medien bei, die oft Angst schürt. Und dann heisse es plötzlich, die Preise im «Beck» seien zu teuer. «4.50 Franken für eine handgemachte Cremeschnitte ist einigen dann zu viel. Aber für einen Coupe im Restaurant, bei dem man in der Küche schnell drei Kugeln Glace in eine Schale füllt, zahlt man dann 12 Franken», kann Urs Köchli nicht verstehen.
Als eher kleiner Betrieb müsse man heute auf verschiedenen Ebenen aktiv sein. Dazu gehört auch die Herstellung von Torten zu bestimmten Anlässen oder die feinen Apéroplatten. An der Qualität wolle man nicht sparen, betonen die Inhaber. Zum Glück seien die Rohstoffe mehrheitlich nicht teurer geworden. «Wir schauen genau, bei wem wir unsere Waren beziehen, denn es gibt gute und schlechtere Lieferanten», sagen die beiden. Letztlich hätten sie aber nur wenig Möglichkeiten für Einsparungen. Die Marge sei tief in der Branche, durch die hohen Strompreise werde der Gewinn nun kleiner.
Wichtig sei, dass der eigene Betrieb weiter existieren kann, denn man habe eine grosse Verantwortung gegenüber den Angestellten, sagen sie am Ende des Gesprächs. «Am Schluss bleibt für uns trotz einer sehr hohen Arbeitsbelastung einfach weniger Geld übrig. Aber wir haben trotzdem alles, was wir brauchen», betonen Köchlis. Man spürt, die beiden sind mit Herz und Blut für ihren Betrieb tätig. Und nach der langen Zeit im Geschäft wissen sie eben genau: Es gibt bessere und schlechtere Zeiten. Das wird diesmal vermutlich nicht anders sein.
Volg: Preise stabilisieren sich
Wie stark ist der Detailhandel von der allgemeinen Teuerung betroffen? Für welche Produkte muss heute mehr bezahlt werden? Was sind die Gründe dafür? Und was tut man zur Entlastung der Kunden?
Diese Fragen gingen an die Landi Freiamt, welche in der Region eine Vielzahl an Volg-Läden betreibt. Und sich ihrer Nähe zu den Menschen in der Region rühmt. Selber wollte die Landi Freiamt aber keine Stellung beziehen und leitete die Anfrage an Tamara Scheibli, Pressesprecherin der Volg Konsumwaren AG, weiter. Diese vertrete zu 100 Prozent das Volg-Dorfladen-Konzept, welches im Freiamt, aber auch in den anderen Teilen das Landes genau gleich umgesetzt und mit den gleichen Werten gelebt wird, hiess es bei der Landi Freiamt.
Auf Rückfrage bestätigt Pressesprecherin Tamara Scheibli, auch der Volg sei von der Teuerung betroffen. Aktuell liege diese bei zirka einem Prozent, wobei sich gewisse Grundnahrungsmittel, insbesondere kakaohaltige Produkte, Olivenöl, Orangensaft und Milchprodukte in den letzten Monaten verteuert haben. Als Gründe nennt die Pressesprecherin unter anderem die höheren Kosten für Energie und Transport sowie mengen- und qualitätsmässig schlechtere Ernten. Aber es gibt durchaus auch Produkte, die zuletzt billiger wurden, so etwa Früchte und Gemüse. «Leider können wir keine Details zur Preisentwicklung und -gestaltung angeben, erklärt Tamara Scheibli. Ganz allgemein geht der Volg davon aus, dass sich die Preise nun stabilisieren werden. --chh