Erster Schritt in die Zukunft
10.03.2023 Region Unterfreiamt, VillmergenDie Montana Bausysteme AG in Villmergen konnte eine grosse PV-Anlage einweihen
Die Villmerger Montana will bis ins Jahr 2030 CO2-neutral sein. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die neue Photovoltaikanlage auf dem Dach, dadurch wird die Firma vom viertgrössten ...
Die Montana Bausysteme AG in Villmergen konnte eine grosse PV-Anlage einweihen
Die Villmerger Montana will bis ins Jahr 2030 CO2-neutral sein. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die neue Photovoltaikanlage auf dem Dach, dadurch wird die Firma vom viertgrössten Bezüger der Gemeinde zum zweitgrössten Erzeuger. Und bald sollen weitere Schritte folgen.
Chregi Hansen
Die Anlage läuft und liefert Strom, die Erleichterung bei den Verantwortlichen ist entsprechend gross. «Es war nicht unbedingt der richtige Zeitpunkt für ein solches Projekt», sagt Geschäftsführer Marcel Kamm. Die derzeit grosse Nachfrage nach Solaranlagen bei gleichzeitigen Lieferengpässen und steigenden Preisen sorgten für einige Sorgenfalten.
Und nicht zuletzt musste auch das Mutterhaus überzeugt werden. Die Montana Bausysteme AG ist eine Tochtergesellschaft der Tata Steel Europe, die wiederum zum indischen Mischkonzern Tata-Gruppe gehört. Dieser beschäftigt weltweit über 800 000 Personen. «Da stehen die Bedürfnisse eines Villmerger KMU mit 110 Arbeitsplätzen nicht ganz oben auf der Prioritätenliste», weiss Kamm. Dass es trotzdem gelungen ist, die Muttergesellschaft von dieser sinnvollen Investition zu überzeugen, das erfüllt ihn entsprechend mit Stolz. «Wir mussten aufzeigen, dass es nicht nur ein ökologisches Projekt ist, sondern dass sich damit auf Dauer eben auch Geld sparen lässt. Da haben die steigenden Energiepreise sicher auch geholfen», so der Geschäftsführer.
166 Haushaltungen versorgen
Die Montana fertigt als Schweizer Marktführer seit 1964 Produkte aus Stahl- und Aluminiumblech für Dächer, Decken und Fassaden. Die Produktion ist energieintensiv, die Firma ist nach Angaben der Gemeindewerke der viertgrösste Strombezüger in Villmergen. Mit der nun installierten PV-Anlage produziert sie auf 3074 Quadratmetern 671 000 kWh Strom pro Jahr, das entspricht dem Bedarf von 166Haushaltungen beziehungsweise 663Personen. «Wir wurden bei der Realisation von der Gemeinde und den Gemeindewerken optimal unterstützt. Dafür sind wir dankbar. Schliesslich können wir uns als KMU keinen Fehlschlag erlauben», machte Marcel Kamm deutlich.
Einen Grossteil des produzierten Stroms verwendet das Unternehmen gleich selber. Ruhen die Maschinen, speist es das Stromnetz der Gemeinde und erhält dafür eine Rückvergütung. Auch hier konnten sich die beiden Seiten auf einen vernünftigen Preis einigen. «Es gab verschiedene Möglichkeiten, hier auf dem Dach etwas zu realisieren», sagt denn auch Martin Hösli, Geschäftsleiter der GWV. Die Varianten reichten von einem Contracting bis zur Vermietung des Daches. «Bei all diesen Varianten macht man sich auf viele Jahre abhängig. Mit dem Bau einer eigenen Anlage hält man das Steuer in den Händen», sieht er die Vorteile der jetzt gewählten Lösung.
Bereits vorbereitet für die nächste Etappe
Es mache Sinn, dass stromintensive Betriebe selber in die Produktion einsteigen, so Hösli weiter. Dabei sei aber wichtig, dass man die gesamte Situation betrachte und eine optimale Lösung suche. «Mit der Installation der Module auf dem Dach ist es nicht getan», warnt der Geschäftsleiter. So wurde in der Montana gleich noch die interne Stromversorgung überprüft und angepasst. Und gleich noch für einen weiteren Ausbau vorbereitet. Er empfiehlt den Verantwortlichen denn auch, schon jetzt mit der Planung der zweiten Etappe zu starten. Tatsächlich ist derzeit «nur» ein Drittel des Daches mit Modulen belegt. «Es ist der erste Schritt. Auf dem Weg zur CO¡-Neutralität müssen weitere folgen», ist sich auch Marcel Kamm bewusst.
Weitere Massnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität sind bereits getätigte Investitionen zur Energieeinsparung (zum Beispiel LED-Leuchtmittel), systemgerechtes Recycling von Schrottanteilen, die während des Produktionsprozesses entstehen, sowie die Rücknahme und Wiederverwendung von Verpackungsmaterialien. Und die nächsten grossen Schritte sollen schon bald erfolgen. Theoretisch sind zwei weitere, gleich grosse Ausbauetappen möglich, die erste davon ist bereits auf Spätherbst 2023 geplant, dies in Verbindung mit einer Wärmepumpe zur Heizung aller Gebäude. Das aber könnte knapp werden. «Für gewisse Teile besteht eine Lieferfrist von 70 Wochen. Wenn ihr jetzt loslegt, könnt ihr im August 2024 die Anlage einweihen», warnte Hösli. Aber wer weiss, vielleicht entspannt sich die Situation auch.
Für weitere 60 Jahre
Zuerst aber müssen wieder die Verantwortlichen in Indien überzeugt werden. «Für sie sind wir nur ein kleinster Zweig. Wir aber stehen ein für den Standort Villmergen, wo wir seit 60 Jahren tätig sind. Und mindestens 60weitere Jahre bleiben wollen», betont Marcel Kamm.