Farngut ist «simply the best»
12.09.2023 Region Unterfreiamt, VillmergenDie Koch-Berner-Stiftung und Pächter Reto Heiniger erhalten für das Farngut eine Auszeichnung
Es braucht eine tolle Idee und eine starke Umsetzung. Und dann kann man viel bewegen. Dieses Rezept gelang auf dem Farngut-Hof. Eine Erfolgsgeschichte, die etwas harzig ...
Die Koch-Berner-Stiftung und Pächter Reto Heiniger erhalten für das Farngut eine Auszeichnung
Es braucht eine tolle Idee und eine starke Umsetzung. Und dann kann man viel bewegen. Dieses Rezept gelang auf dem Farngut-Hof. Eine Erfolgsgeschichte, die etwas harzig startete, jetzt eine Auszeichnung erhielt und in Zukunft erfolgreich weitergehen soll.
Stefan Sprenger
«Hey, Reto. Du hast es geschafft.» Das Unterhaltungsduo «Kurt & Daisy» singt dem Landwirt Reto Heiniger ein Ständchen. Die 150 anwesenden Menschen klatschen. «You can get it if you really want», singen sie. Zu Deutsch: Du kannst alles erreichen, wenn du es wirklich willst. Reto Heiniger ist geschmeichelt, läuft rot an und sagt verlegen: «Danke.»
Er ist der Pächter des Farnguts. Der umgängliche Bauer, der stets aufgestellte Mensch, der f leissige Arbeiter. «Ich kenne nichts anderes als das Farngut», sagt Heiniger, der letzte Woche 45 Jahre jung wurde.
In dritter Generation
Sein Grossvater Adolf Heiniger übernahm den Hof 1963, sein Vater Rudolf 1968 und Reto dann im Jahr 2006. Für ihn ist das Farngut – das 1966 nach einem Brand teilweise neu gebaut werden musste – mehr als nur ein Bauernhof. «Ich bin hier aufgewachsen», sagt der Vater der drei Kinder Linda, Eric und Manuela. Hier blüht er auf. Hier steckt er sein Herzblut rein. Hier ist sein Zuhause. Unterstützt von einem rund 20-köpfigen Team hat er in den letzten Jahren den Hof zur biologischen Produktion umfunktioniert. Dafür gab es nun die Bünztalgabe des Regionalplanungsverbandes unteres Bünztal.
Das Farngut ist in Besitz der Koch-Berner-Stiftung. Im Jahr 1953 wurde die Stiftung von Josef und Aline Koch-Berner gegründet, sie wohnten auf dem Farngut. Zweck der Stiftung ist die Unterstützung von sozialen und kulturellen Belangen im Freiamt. Auch, dass es auf dem landwirtschaftlichen Betrieb vorangeht.
«Manchmal harzig, jetzt aber sehr positiv»
Hans-Mathias Käppeli, Präsident der Stiftung, erklärt in seiner Ansprache, dass man «mit der Umstellung des Farngut-Hofs auf Bio einen Beitrag leisten will zur Lösung des CO¤-Problems auf der Welt». Die Idee und der Impuls, das Farngut auf Bio umzustellen, kam von der Koch-Berner-Stiftung. Umsetzen musste es Pächter und Landwirt Reto Heiniger. Bis 2008 war der Kontakt zwischen Heiniger und der Stiftung nur selten. Nur bei grösseren Veränderungen hörte man sich. Das änderte sich im Laufe der letzten 15 Jahre. Die Stiftung hat sich immer mehr eingebracht. «Das war manchmal harzig. Heute ist es aber sehr positiv», so Heiniger. «Es geht vorwärts, die Zusammenarbeit ist gut, wir ziehen alle an einem Strang.» Das freut Heiniger, das freut Hans-Mathias Käppeli, der den Landwirt für seinen Einsatz lobt.
Als klar wurde, dass der Regionalplanungsverband unteres Bünztal (Repla) dem Farngut den Preis namens Bünztalgabe überreicht, wollte man das erst im kleinen Rahmen machen. Doch man nutzte die Gelegenheit für ein Hoffest. 150 Leute sind gekommen. Die Zutaten für das Abendessen kamen vom Hof. Apfel-Randen-Salat, Selleriesalat, Gemüseauf lauf, Kartoffel-Gemüse-Gulasch. Perfekt hergerichtet in der Küche vom Künstlerhaus Boswil. Die kurzen Ansprachen hielten Villmergens Gemeindeammann Ueli Lütolf, der die Stiftung für ihren Einsatz lobt. «Villmergen ist stolz auf diese Stiftung und auf diesen Hof», sagt Lütolf, der beinahe den gesamten Villmerger Gemeinderat im Schlepptau hatte. Roland Polentarutti, Repla-Vizepräsident, sagte: «Man war sich bei der Vergabe schnell einig, dass das Farngut den Preis erhält. Es ist eine super Sache, die hier geschieht.» Die Übergabe der Baumkapelle aus Kastanienbäumen sollte eigentlich im kleinen Kreis stattfinden, «dass es jetzt eine grössere Feier wurde, ist umso schöner». Polentarutti sagte weiter: «Die Koch-Berner-Stiftung, Landwirt Heiniger und sein Team haben diese Auszeichnung verdient.»
Käppeli, Präsident der Stiftung, bedankte sich und meinte: «Diese Anerkennung ist nicht selbstverständlich. Wir schätzen das sehr.» Und er betonte nochmals die Probleme auf dieser Welt und dass man mit der Umstellung auf Bio seinen Beitrag zur Lösung zusteuern will. «Uns ist mittlerweile allen klar, das es so nicht weitergeht und dass es Veränderungen braucht.» Nebst Käppeli waren weitere Mitglieder des Stiftungsrates anwesend, wie beispielsweise Matthias Angst (Rektor der Kanti Wohlen), Christoph Koch (Tierarzt aus Villmergen), Gabriela Arnet-Meier und Hildegard Hilfiker. Zu späterer Stunde kam ebenfalls Regierungsrat Alex Hürzeler auf dem Farngut vorbei. Sie alle feierten mit Nachbarschaft, Freunden und Bekannten ein tolles Hoffest.
Und auch Landwirt Reto Heiniger sagte einige Worte zu den Menschen. Er bedankte sich vor allem bei allen, die in irgendeiner Form mithelfen. Stiftung, Mitarbeiter, Joho Gartenbau in Wohlen (der die Deko-Pflanzen zur Verfügung stellte) oder seiner Freundin Uta von der Fecht. Sie alle hat er erwähnt und Merci gesagt. «Allein geht das nicht. Ihr alle helft jeden Tag tatkräftig mit. Danke.»
Vor den Ansprachen gab es eine Hofführung für Interessierte. Dabei erwähnte Heiniger auch, dass vergangene Woche die jährliche biologische Kontrolle (unangemeldet) stattfand. «Alles gut», konnte er vermelden. Und wenn auch in einigen Monaten alles passt auf dem Farngut (was schwer anzunehmen ist), erhält der Betrieb im Januar 2024 offiziell die Bio-Knospe und die Übergangsphase ist vorbei. Es wird ein weiterer Meilenstein dieser Erfolgsgeschichte sein. Im kleinen, feinen Hof-Bio-Lädeli wird es – wie schon jetzt – allerlei Bio-Produkte zu fairen Preisen zu kaufen geben. Und im Hofladen gibt es viel zu entdecken, beispielsweise das selbst gemachte Sauerkraut von Reto Heinigers Mutter Elisabeth. «Es soll das Kernstück sein unseres Hofs», meint Heiniger. Käppeli fügt an: «Werden Sie Dauergast im Hofladen, am besten zu Fuss oder mit dem Velo.» Das sei auch gut für den CO¤-Fussabdruck.
«Es wird geschätzt»
Gut war auch dieser Abend, diese Preisübergabe, dieses Hoffest. «Ich hatte nur positive Reaktionen. Es wird geschätzt, was wir tun», sagt Heiniger. In Zukunft wird es mehr Hühner geben, mehr Schweine (beides in Freilandhaltung). Das Gemüse und die Früchte werden nicht nur im Hofladen, sondern auch in Restaurationsbetrieben in der Region angeboten und verkauft. Der Weg des Farnguts ist noch nicht zu Ende – aber man ist mit Bestimmtheit auf dem richtigen Pfad unterwegs. Heiniger hat noch einen Pachtvertrag bis 2027. Doch es ist vermutlich nur Formsache, dass die Koch-Berner-Stiftung mit diesem emsigen und sympathischen Landwirt verlängert.
Um ihn, die Stiftung, dieses Projekt und alle, die daran beteiligt sind, zu ehren, spielt das Unterhaltungsduo «Kurt & Daisy» noch ein zweites Lied. Das Farngut sei «simply the best», nur das Beste. Und alle klatschen mit.