Gemeinden zahlen weniger
23.05.2025 Muri, SpitexDie Spitex sieht sich als zentrale Drehscheibe im Gesundheitssystem
Mehr Pflege geleistet für weniger Geld von den Gemeinden – das Resultat der Spitex Muri und Umgebung darf sich sehen lassen. An Herausforderungen mangelt es derweil nicht, von der ...
Die Spitex sieht sich als zentrale Drehscheibe im Gesundheitssystem
Mehr Pflege geleistet für weniger Geld von den Gemeinden – das Resultat der Spitex Muri und Umgebung darf sich sehen lassen. An Herausforderungen mangelt es derweil nicht, von der Altersstruktur über den Fachkräftemangel bis zum Schreckgespenst Demenz, das im Inputreferat Thema war.
Thomas Stöckli
Von einem «ziemlich normalen Jahr» spricht Christian Wyss, Präsident der Spitex Muri und Umgebung. Wobei «ziemlich normal» auch heisst, dass die verrechneten Einsatzstunden im Vergleich zu den Vorjahren weiter zugenommen haben, wie Geschäftsführer Salvatore Doki ausführt. Von gut 16 000 im Jahr 2019 auf über 22 000 im Jahr 2024. Wobei allein die Grundpflege über 9100 Stunden ausmacht. Für Behandlungspflege wurden knapp 7100 Einsatzstunden verrechnet sowie fast 3400 Stunden für Abklärungen und Beratungen. Das alles wirkt sich auch auf den Ertrag aus. Der ist seit 2019 von 2,4 auf 2,7 Millionen Franken angestiegen, wobei die Gemeindebeiträge sogar leicht gesunken sind, von 1,19 auf 1,03 Millionen Franken, also noch gut ein Drittel des Betriebsaufwands.
Die Nachfrage steigt weiter an
«Mega happy» sei er, so Christian Wyss, «wie sich unsere Spitex kontinuierlich weiterentwickelt.» Doki schwärmt derweil von der «beeindruckenden Fachkompetenz» der Mitarbeitenden. «Dank unserer Dienstleistung können die Klientinnen und Klienten länger in ihrem Zuhause bleiben oder früher aus der stationären Pflege entlassen werden», bringt er den grundsätzlichen Nutzen der Spitex auf den Punkt. In Muri und Umgebung kam das im vergangenen Jahr 431 Klientinnen und Klienten zugute.
Angesichts der sich ändernden Altersstruktur in der Bevölkerung und des Bestrebens, medizinische Eingriffe vom stationären in den ambulanten Bereich zu verschieben, ist Salvatore Doki zuversichtlich, dass die Nachfrage nach Pflegedienstleistungen in den nächsten Jahrzehnten noch stark ansteigen wird: «Die Spitex wird in einem komplexen Gesundheitssystem eine zentrale Drehscheiben-Funktion einnehmen.» Das bringe jedoch auch grosse Herausforderungen mit sich, fügt er an und nennt insbesondere den Fachkräftemangel und die finanzielle Tragbarkeit. Da werden innovative Lösungen gefragt sein.
Auch nach seinem Rücktritt als Gemeindeammann von Aristau bleibt Erwin Gerber dem Spitex-Vorstand erhalten. Seine Wiederwahl – nun als Aktuar und nicht mehr als Gemeindevertreter – war unbestritten. «Mit René Küng aus Beinwil und Daniel Räber aus Muri haben wir nach wie vor zwei Gemeindevertreter im Vorstand», so Christian Wyss. Bei den Neuwahlen im kommenden Jahr werde man dann wieder auf drei aufstocken.
Der Mensch bleibt Mensch – auch mit Demenz
Im Anschluss an die Versammlung wurde den 38 anwesenden Mitgliedern ein Input-Referat geboten. Weil Janet Weber, leitende Ärztin im Spital-Ambulatorium Löwen, krankheitsbedingt Forfait erklären musste, bestritt dies Pflegeexpertin Andrea Käppeli alleine. «Über Demenz könnte ich eine Woche lang sprechen», schickte sie vorweg.
Deshalb beschränke sich das Thema auf die Abgrenzung gegenüber «normaler» Vergesslichkeit. Wenn einem mal ein Name entfällt, müsse man sich keine Sorgen machen. Ernsthafte Anzeichen seien hingegen, wenn sich jemand in vertrauter Umgebung verirrt, wenn jemand seine Schlüssel plötzlich im Backofen «verlegt» oder die Teigwarenpfanne ohne Wasser aufsetzt. In solchen Fällen empfiehlt die Fachfrau, das behutsam anzusprechen. Am besten eigne sich dazu eine nahestehende Person, das müsse aber nicht zwingend der Partner oder die Partnerin sein. Für weitere Abklärungsschritte könne man sich dann an den Hausarzt oder die Spitex wenden.
Und was, wenn die Befürchtung zutrifft? «Das Leben geht weiter», betont Andrea Käppeli. Allerdings solle man sich auf gewisse Änderungen einstellen. Etwa, dass man für alles mehr Zeit benötigt, dass man mehr mit Routinen arbeitet, mit Ritualen, die Sicherheit vermitteln. Und was ist mit dem sozialen Umfeld? «Die Kontakte sollen aufrecht erhalten werden», sagt sie, «aber dosiert.» Und spätestens wenn die demenzbetroffene Person nicht mehr alles versteht, hilft es, ihr möglichst freundlich, lächelnd zu begegnen. «Ermutigen, loben und direkten Widerspruch vermeiden», rät Käppeli weiter.
«Demenz hat viele Gesichter», so die Pflegeexpertin. Und doch sollte man eines nicht vergessen: «Menschen bleiben Menschen. Mit Bedürfnissen.» Noch wirkt nichts nachhaltig gegen Demenz. Lichtblicke in der Forschung, lassen jedoch hoffen, dass die fortschreitende Krankheit irgendwann eingedämmt oder gar geheilt werden könnte.