Giulio Rossini übernimmt
24.10.2025 Region Oberfreiamt, Beinwil/Freiamt, Gewerbe«Rössli» Beinwil in neuen Händen
Das hätte sie selbst nicht für möglich gehalten. Knapp eineinhalb Jahre sind vergangen, seit Marlies Laubacher das «Rössli» in Muri eröffnete. Und nun gibt sie es per 1. Januar weiter. ...
«Rössli» Beinwil in neuen Händen
Das hätte sie selbst nicht für möglich gehalten. Knapp eineinhalb Jahre sind vergangen, seit Marlies Laubacher das «Rössli» in Muri eröffnete. Und nun gibt sie es per 1. Januar weiter. In die Hände eines im Freiamt bekannten und beliebten Gastronomen: Giulio Rossini. Am Anfang dieses Prozesses stand die Erkrankung des bisherigen Küchenchefs. «Ich wollte auf keinen Fall schliessen», sagt Laubacher. --ake
Restaurant Rössli Beinwil: Zuerst als Koch und ab Januar als Wirt
Er ist erfahrener Gastronom, lebt und wirtet seit 24 Jahren im Freiamt. Nachdem er als Aushilfe für den erkrankten Koch im «Rössli» in Beinwil einsprang, übernimmt er das Restaurant per Januar. Die jetzige Wirtin Marlies Laubacher spricht von einer Ideallösung. «Für beide», sagt Giulio Rossini.
Annemarie Keusch
Rund neun Jahre lang führte er sein eigenes Restaurant in Muri. «Caruso & Rossini» hiess es. Er kochte zeitweise im «Adler», half das «Veritas» aufzubauen. Auch an die Pizzeria «La Strada» dürften sich in Muri noch viele erinnern. Auch sie führte er einige Jahre. Seit 2015 ist er als Störkoch tätig und noch bis Ende Monat kocht er in der Schulmensa in Widen. Mangelnde Gastronomie-Erfahrung kann man Giulio Rossini ganz sicher nicht vorwerfen. «Die Gastronomie ist meine Leidenschaft», sagt er. Natürlich die Küche, aber auch alle anderen Bereiche, die dieses Metier mit sich bringt. Rossini fasst es einfach zusammen: «Ich bin Gastgeber mit Herzblut.» Das ist auch der Grund, weshalb er sich mit 60 Jahren nochmals als Wirt versucht. Nochmals ein Restaurant führt, mit allen schönen, aber auch mit den herausfordernden Seiten.
Dabei ist es knapp eineinhalb Jahre her, seit das «Rössli» in Beinwil wieder offen ist. Marlies Laubacher und ihr Team hauchten dem Traditionslokal im Herzen des Dorfes wieder Leben ein. Mit Erfolg. Das Restaurant wurde schnell wieder zum Treffpunkt im Dorf. Für Vereine, für die gesamte Bevölkerung – auch über Beinwil hinaus. «Es läuft gut, wir sind sehr zufrieden», sagt Laubacher denn auch. Nach so kurzer Zeit das «Rössli» in neue Hände zu übergeben, das war nicht ihr Ziel. Ergeben hat es sich trotzdem. Am Ursprung steht die schwere Erkrankung des Kochs. Dass er seine Arbeit im «Rössli» wieder aufnehmen wird, wurde je länger je unwahrscheinlicher. «Was jetzt?», dachte sich Marlies Laubacher. Giulio Rossini kennt sie seit vielen Jahren, sie war Gast in seinen Restaurants, holte ihn mit ins Boot, um das «Veritas» aufzubauen. «Ich wusste, dass er als Mensakoch gekündigt hat», erzählt Marlies Laubacher. Also rief sie ihn an – und Rossini sagte spontan zu.
Rossini lebt seit 24 Jahren in Beinwil
Zuerst war es eine Woche, in der er aushalf. «Er fing sofort Feuer», erzählt Laubacher. Gastgeber zu sein, das sei seine Berufung. Das «Rössli» war die ganze Woche voll mit begeisterten Gästen, Rossini in seinem Element. Kommt hinzu, dass der Gastronom seit 24 Jahren in Beinwil lebt, in unmittelbarer Nähe zum «Rössli». Und ihm gefällt, was Laubacher aus dem Restaurant gemacht hat. Nur eben, die Murianerin eröffnete im August 2024 das Restaurant nicht, um es knapp eineinhalb Jahre später weiterzugeben. Nur, einen neuen, passenden Koch zu finden, das hätte viel Zeit gebraucht. Das Restaurant eine gewisse Zeit zu schliessen, das wäre unumgänglich gewesen. «Das wollte ich nicht, auf keinen Fall. Es wäre dem restlichen Team auch kaum zuzumuten», sagt Marlies Laubacher.
So sagt sie, dass es die Ideallösung sei, dass Giulio Rossini übernimmt. Ab sofort als Koch. Das «Rössli» ist wegen seiner Anstellung bis Ende Monat nur abends geöffnet. Ab November kocht er auch über Mittag. Und ab Januar übernimmt er ganz, als Wirt, als Koch, als Gastgeber. Das «Rössli» an Giulio Rossini weiterzugeben, falle ihr leicht, sagt Marlies Laubacher. «Weil er es ist. Weil er ein erfolgreicher Gastronom ist, die Region, das Dorf kennt.» Und weil es für sie ein Drama gewesen wäre, wenn sie das Restaurant hätte schliessen müssen. Entsprechend froh ist Laubacher darüber, dass auch die Besitzer mit diesem Wechsel einverstanden sind.
Italienische Küche, aber keine Pizzeria
Verändern wird sich im «Rössli» einiges, aber nicht alles. Der Name bleibt, die Gaststube ebenfalls. Anpassen wird Giulio Rossini die Öffnungszeiten. Am Sonntag und am Montag wird das Restaurant künftig geschlossen bleiben und am Samstag ist es nur abends offen. «Wann dieser Wechsel erfolgt, das haben wir noch gar nicht wirklich besprochen. Es ist alles sehr schnell gegangen», sagt Marlies Laubacher. Klar ist hingegen bereits, dass sich die Speisekarte Schritt für Schritt der Küche Rossinis anpassen wird. «Italienisch», sagt er und lacht. «Aber keine Pizzeria.» Fischgerichte sind seine Spezialität, hinzu kommt Pasta. «Ich setze auf eine innovative Küche, auch Schweizer Einflüsse wird es natürlich geben.» Und Rossini legt Wert auf Regionalität und Saisonalität – ebenso auf eine kleine Karte, die regelmässig angepasst wird. Aber eben, der Wechsel folgt Schritt für Schritt. «In den nächsten Wochen ist Wild Trumpf», sagt Giulio Rossini. Auch aus Respekt vor dem vorherigen und erkrankten Koch wolle er nicht sofort alles auf den Kopf stellen.
Nicht wegen Gemeinderatswahl
Giulio Rossini ist die Vorfreude anzumerken. «Gastgeber sein zu können, darauf freue ich mich.» Der gebürtige Italiener sieht sein Engagement im «Rössli» langfristig. «Sicher fünf Jahre bis zur Pension, wenn alles nach Plan läuft.» Er fügt an, dass sein Sohn auch in der Gastronomie tätig ist. «Wenn er in meine Fussstapfen tritt, wäre das fantastisch.» So weit in die Zukunft mag er noch nicht blicken. Primär freut er sich auf das, was die nächsten Wochen und Monate ansteht. Und Marlies Laubacher? Auch sie ist glücklich. «Ich habe das Restaurant nicht weitergegeben, weil ich in Muri als Gemeinderätin gewählt wurde. Aber es trifft sich gut, mich nun auf diese Aufgabe konzentrieren zu können.» Gastronomin bleibt Laubacher. Mit dem «Veritas» und dem «Intermezzo» hat sie weiterhin zwei Betriebe in Muri. «Diese bleiben auch», sagt sie. Langweilig werde es ihr auch so nicht. Und ganz den Rücken kehrt sie dem «Rössli» nicht. «Ich werde sicher als Gast zurückkehren.»


