Gute Vernetzung gezielt eingesetzt
23.12.2025 Region Oberfreiamt, PolitikDer Sinser Gemeindeammann Josef Huwiler tritt nach 22 Jahren zurück und wird Ehrenbürger
Nach über dreissig Jahren im Dienst der Öffentlichkeit zieht sich Josef Huwiler aus der Lokalpolitik zurück. Der langjährige beliebte und geschätzte ...
Der Sinser Gemeindeammann Josef Huwiler tritt nach 22 Jahren zurück und wird Ehrenbürger
Nach über dreissig Jahren im Dienst der Öffentlichkeit zieht sich Josef Huwiler aus der Lokalpolitik zurück. Der langjährige beliebte und geschätzte Lokalpolitiker wird wieder zur Privatperson. Das heisst nicht, dass er aufhört, sich zur engagieren.
Verena Anna Wigger
Treffpunkt Gemeindehaus Sins. Josef Huwiler kommt direkt aus dem Geflügelstall seines Sohnes und erzählt, dass er sich darauf freue, wenn er nicht mehr stets von der Arbeit wegrennen müsse. Dabei wird schnell klar, dass ihm die Arbeit in der Politik und der Gemeinde genauso gut gefällt wie seine Beschäftigung in der Landwirtschaft.
Angesprochen auf den schwierigsten Moment in seiner Arbeit im Gemeinderat hält Huwiler einen Moment inne. Es habe ihn stets gestört, wenn man «nicht ehrlich miteinander umgegangen ist». Dies sei in den Anfängen seiner Zeit gewesen. Damals sei ein Projekt auf dem Tisch gelegen und am Ende sei ihm in den Rücken geschossen worden. «Ich hasse nichts mehr, als wenn man nicht ehrlich ist mit mir», sagt er. Das hat er sich wohl auf die Fahne geschrieben. Die Bevölkerung, die Verwaltung und alle Interessengruppen eines Projekts mitnehmen und offen kommunizieren, das sind seine Anliegen, die er in seiner Tätigkeit immer wieder vorlebte. Ihm ist bewusst: «Die Bevölkerung will das Ziel sehen.»
Diese Haltung und Arbeitsweise haben ihm auch die Achtung und den Respekt der Mitarbeitenden in der Kantonalen Verwaltung in Aarau eingetragen. Das erlebt er nun bei seinem Abschied. Als langjähriger Gemeindeammann war er im Vorstand der Gemeindeammänner im Kanton Aargau, Vertreter für das Obere Freiamt. So ist klar, dass er sagt, «Aarau ist nicht weit weg. Wir begegnen uns auf Augenhöhe.» Damit meint er die Sitzungen und die Kontakte, die er mit den Regierungsräten erlebt hat. Oder Informationen die, bevor sie gestreut wurden, ihnen zur Voransicht unterbreitet wurden. Aus dieser Arbeit weiss er, «dass der Aargau viele gute Facetten hat». Durch diese Arbeit im Vorstand hat er auch schöne Kontakte in andere Regionen im Kanton gewonnen, erzählt er. Er hat dabei auch Kontakte geknüpft, die der Gemeinde zugute kamen.
Der Gemeinderat und die Verwaltung
In seinen fünfeinhalb Legislaturen habe sich Sins recht verändert und weiterentwickelt, sagt Huwiler. Davor war er zehn Jahre Mitglied der Schulpflege. «Diese Zeit war intensiver als im Gemeinderat», erinnert er sich. «Es stand viel an, als ich begonnen habe. Dabei sah es finanziell nicht rosig aus, weiss er noch. Vor 20 Jahren, als er Gemeindeammann wurde, waren sie vier neue Gemeinderäte. Damals stellte er seinen Kollegen die Frage: «Was habt ihr für Ziele? Nach 20 Jahren haben wir alle umgesetzt und noch mehr erreicht», stellt er mit Genugtuung fest. Aus seiner Erfahrung weiss er, in der Politik braucht es etwas länger. Doch gut vorbereitete Geschäfte und eine offene und transparente Kommunikation sei alles. «Was geblieben ist, ist eine unglaubliche Akzeptanz», sagt er und der Rückhalt habe sich über die Jahre gesteigert.
Huwiler erzählt, dass sie im Gemeinderat immer darauf geachtet haben, wie sie die Geschäfte präsentiert haben, welche Vorbereitungen und Abklärungen gemacht wurden. Überhaupt sagt er: «Es gab keine Sitzung, in der wir nicht zusammen gelacht haben.» Dies scheint ebenfalls eines der Geheimnisse einer erfolgreichen politischen Arbeit zu sein. Den Humor nicht zu verlieren und eine gesunde Distanz zu bewahren. «Ich bin nach diesen Jahren überall vernetzt», sagt er und man glaubt es ihm. Die Medien hätten manchmal gesagt, es sei langweilig, weil bei ihm alles angenommen werde. Dies bringt Huwiler nicht aus der Ruhe. Er hat auch die Zusammenarbeit mit Vereinen, der Kirche und Institutionen geschätzt und nicht zuletzt mit den Mitarbeitenden in der Verwaltung.
Die umgesetzten Projekte
Geschätzt werden auch die Projekte, die Huwiler in seiner Amtszeit angegangen ist. Wer Sins kennt, weiss, dass eines der grossen Projekte die Umfahrung der Gemeinde mit dem heute viel befahrenen Tunnel ist. Dass ein solches Bauprojekt für eine ländliche Gemeinde wie Sins eine Herkulesaufgabe ist, steht ausser Frage. Doch hier wurde es realisiert. Und auch das ist sicherlich auf die guten Kontakte nach Aarau zurückzuführen. Dass er in diesem Zusammenhang auch Gratulationen der Kantonalverwaltung erhielt, freut Huwiler. Er schiebt aber sofort nach: «Es ist nicht so, dass alles immer gutgeheissen wurde. Manchmal hätten sie auch die Ellbögen ausfahren müssen. Das habe ihnen aber Respekt eingebracht.
Ein weiterer wesentlicher Bau ist die Dreifachturnhalle beim Schulhaus Ammansmatt und das «Filet» sei der neue Kulturbau. Damit verfüge die Gemeinde nun über eine Infrastruktur, die ihr dient, sich aber auch für grosse Veranstaltungen eignet. Was dazu führt, dass namhafte Sportanlässe und Veranstaltungen in Sins durchgeführt werden.
Diese Investitionen kann die Gemeinde dank Reserven aus der Aufwertung des Gebiets «Langweid» direkt an die Abschreibungen nehmen und so steht die Gemeinde heute finanziell gut da. Sie seien kein Ballenberg, «wir müssen leben können», ist Huwiler überzeugt. Sins sei recht attraktiv geworden. Davon profitieren auch die umliegenden Gemeinden, weiss der scheidende Ammann. Denn Sins sei die Metropole im Oberfreiamt. Sei es im Bereich Schule, wo die Gemeinden Dietwil, Oberrüti, Abtwil, Auw und Mühlau in die Oberstufe nach Sins kommen, oder bei den Vereinen, in welchen viele Mitglieder aus den Nachbarsgemeinden sind. Beim Steueramt und der Feuerwehr arbeitet Sins mit Abtwil zusammen. «Wir sind mit den umliegenden Gemeinden gut verbunden», freut sich Huwiler.
Der Mensch hinter dem Ammann
Huwiler, der in den letzten Jahren im Männerriegen-Chörli zu singen begann, fährt auch gerne Velo. Der Grossvater von vier «wunderbaren» Enkelkindern, wie er sagt, freut sich, künftig Kontakte zu pflegen, die zuweilen etwas zu kurz gekommen sind. Da auch seine Frau noch aktiv sei, werden sie künftig die Zeit etwas mehr nach ihrem Befinden einteilen. Er werde die Arbeit nicht mehr so suchen, freue sich aber, noch das eine oder andere zu erledigen. Und dabei hat es auch noch ein paar Aufträge der Gemeinde, die er zu Ende führen wird, wie das historische Amtshaus in Meienberg.
Die Freude am Amt gelebt
Doch ohne gutes Team komme man nicht vorwärts, sagt er. So bedankt sich der scheidende Lokalpolitiker mit einem Abschlussfest bei seinem Team.
Nur der Chef allein könne das nicht, ist sich Huwiler bewusst. Doch er bleibt auf dem Boden und sagt: Wer vorne ist, der muss den Karren ziehen. «Zudem fällt einem das Amt leichter, wenn man gerne vor Menschen spricht.» Die nächsten vier Jahre seien praktisch schon geplant und sollten laufen. Abschliessend ist er überzeugt, dass man in der Politik nirgends mehr bewirken kann als in einer Gemeinde. «Das Amt hat mir sehr viel gebracht und Freude bereitet», sagt er. Dass dem so ist und dass dies die Gemeinde auch so sieht, das wurde an der Wintergemeindeversammlung klar. Josef Huwiler wurde zum Ehrenbürger von Sins ernannt.
Dritter Ehrenbürger in Sins
Marcel Villiger über den Gemeindeammann
Gemeindeschreiber Marcel Villiger, der den scheidenden Ammann aus der Zusammenarbeit gut kennt, schätz an ihm seine grosse Termintreue. «In den 22 Jahren hat er selten einen Termin vergessen», sagt Villiger. Huwiler habe sein Amt ernst genommen. Das habe sich auch bei den Vertretungen und Verpflichtungen der Gemeinde, an Anlässen und Einladungen gezeigt. Villiger schätzt ihn als seriösen Lokalpolitiker, der den Bürgern und den Mitarbeitenden in der Verwaltung immer offen und freundlich begegnet ist.
Gemeindeversammlung bedankt sich bei Josef Huwiler
Dass Huwiler nun an der Gemeindeversammlung zum erst dritten Ehrenbürger nach Bundesrat Caspar Villiger und Künstler René Villiger ernannt wurde, liege auf der Hand, so Villiger. Denn wie Huwiler es von sich erzählte, sehen es auch der Gemeinderat und der Gemeindeschreiber: «Es liegt an seinem Bestreben, Transparenz zu leben.» So wussten die Einwohner immer, wohin die Reise geht und was das Ziel ist. Huwiler habe auf gewisse Weise eine neue Zeit in der Gemeindepolitik eingeläutet. Er habe Leitbild, Visionen und Strategien für die Gemeinde entwickelt und umgesetzt. Dabei hat er 10 Jahre in der Schulpflege und 22 Jahre im Gemeinderat mitgewirkt. Davon war er 20 Jahre Gemeindeammann.
Viel getan für die Gemeinschaft
Während seiner Zeit habe er ein Investitionsvolumen von 90 Millionen Franken umgesetzt und nicht nur darüber gesprochen. «Die Leute wussten immer, woran man ist», sagt Villiger weiter. Dazu wurden alle 54 Geschäfte, welche Huwiler an Gemeindeversammlungen eingebracht habe, angenommen. Über Huwiler sagt Villiger weiter: «Er hat einen uneigennützigen Einsatz für die Bevölkerung geleistet.» Dazu habe er ein gutes Gespür für die Volksmeinung. Daraus resultierte grosses Vertrauen in der Bevölkerung, weiss Villiger. Das habe sich jeweils in den guten Wahlresultaten und bei den Wiederwahlen widerspiegelt, erinnert er sich. --vaw

