Hilfe für die Ärmsten
14.10.2025 Region Bremgarten, ZufikonAm Samstag wurde der erste Lastwagen des Vereins «Rumänienhilfe Spiez» beladen
Aktuell sind 1700 Bananenschachteln mit Hilfsgütern in einem 40-Tönner-Lastwagen nach Rumänien in die Region um die Stadt Cluj unterwegs. Beladen wurde dieser ...
Am Samstag wurde der erste Lastwagen des Vereins «Rumänienhilfe Spiez» beladen
Aktuell sind 1700 Bananenschachteln mit Hilfsgütern in einem 40-Tönner-Lastwagen nach Rumänien in die Region um die Stadt Cluj unterwegs. Beladen wurde dieser durch den Verein «Rumänienhilfe Spiez» am Samstag zum ersten Mal in Zufikon.
Roger Wetli
Die Stimmung bei der ehemaligen Bru-Sie-Bäsebeiz in Zufikon ist konzentriert und gleichzeitig sehr locker. Elf Personen sieht man am Samstagmorgen einen Lastwagen mit Bananenkisten beladen. Darin sind gespendete Waren wie Schuhe, Sommer- und Winterkleider, Bettwäsche, Kleinmöbel, Spielsachen, Schulmaterial oder Toiletten- und Hygieneartikel. Eingelagert sind diese Waren in der Scheune neben der BruSie-Bäsebeiz. Die Kisten auf den Paletten werden mit einem Gabelstapler in den Lastwagen gehoben. Dort nehmen sie Helfer von den Paletten und stapeln sie auf. Ziel ist, möglichst wenig Luft zwischen den Bananenschachteln zu lassen und so möglichst viele Hilfsgüter nach Rumänien in die Region rund um die Stadt Cluj zu bringen.
Teilweise ohne Strom und fliessendes Wasser
«Die Not ist dort sehr gross», weiss die Zufikerin Barbara Siegrist. Die Vizepräsidentin des Vereins «Rumänienhilfe Spiez» war schon oft in Rumänien und reist nächste Woche wieder dorthin. Vereinspräsidentin Margrit Keller-Schild präzisiert: «Cluj ist zwar die zweitgrösste, zweitreichste und zweitteuerste Stadt von Rumänien. Aber bereits in dieser Stadt gibt es fast zerfallene Gebäude, in denen Leute wohnen. Fährt man nur 10 bis 15 Kilometer weg vom Stadtzentrum, gibt es in den Häusern teilweise noch nicht einmal Strom und fliessendes Wasser.» Vereins-Kassiererin Christine Lüscher unterstreicht: «Die soziale Not ist nach wie vor gross. Es gibt eine riesige Schere zwischen Arm und Reich. Hilfe brauchen insbesondere ältere und kranke Menschen. Die Minimalrente reicht knapp für die Miete und einen kleinen Teil des Essens.» Diese Not hat auch der Zufiker Landwirt Karl Brunner kennengelernt. Barbara Siegrist ist seine Partnerin. «Ein Rumäne half mir mehrere Jahre lang jeweils während zirka vier Wochen bei der Spargelernte. Wir besuchten ihn in seinem Land und haben so Rumänien kennengelernt.» Es gefalle ihm dort sehr gut. Landschaftlich erinnere es ihn an die Schweiz. «Ich staune, dass dort teilweise immer noch über offenen Holzherden gekocht wird. Kennt man die Situation in Rumänien, macht einen das betroffen.»
Kleiner, dafür öfter erreichbar
Der «Rumänienhilfe Spiez» fühlen sich Barbara Siegrist und Karl Brunner seit Langem verbunden. Siegrist gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins im Jahr 2004. Sämtliche Generalversammlungen fanden bisher in der Bru-Sie-Bäsebeiz statt. «Die Lager hatten wir in all den Jahren an verschiedenen Orten, zuletzt für eine längere Zeit in Kleindöttingen. Als uns dieses Lager gekündigt wurde, zogen wir es in diesem Frühling nach Zufikon um», so Barbara Siegrist. Sie bedauert: «Wir haben hier zwar weniger Platz, dafür können Passanten ihre Sachspenden regelmässiger hier abgeben, da wir gleich neben dem neuen Lager wohnen.»
Margrit Keller-Schild hofft, dass sie auch zukünftig genügend Spenden erhalten, um zweimal pro Jahr im Frühling und im Herbst je einen Lastwagen nach Rumänien fahren lassen zu können. «Zusätzlich lassen wir vor Weihnachten einen kleinen Lastwagen mit Päcklein fahren», so Keller-Schild. «Vor Ort fehlt es vor allem an Schuhen, dann an Kleidern, Haushaltssachen und Geschirr.»
Sich gegenseitig geholfen
In der Region um Cluj gelangen die Waren in Alters- und Blindenheime, Schulen und Heime für körperlich und geistig Beeinträchtigte. Der Partnerverein «Cluj-Napoca» sorgt für die gerechte Verteilung. «Dieser Verein stand am Anfang von allem», erklärt Barbara Siegrist. «Berta und Manfred Henzelmann zogen in den 90er-Jahren nach Rumänien, um dort zu helfen. Als Manfred verstarb, kam seine Frau in die Schweiz zurück und initiierte die «Rumänienhilfe Spiez».» Siegrist selbst hilft ebenfalls seit Anfang der 90er-Jahre regelmässig in Rumänien. «Die Henzelmanns waren dort mein Kontakt vor Ort. Als Berta Henzelmann zurückkam, kontaktierte sie im Gegenzug mich», schmunzelt die Zufikerin.
Sie, Margrit Keller-Schild und Christine Lüscher betonen, dass sie sich im Vorstand keinen Lohn auszahlen und auch ihre Rumänienreisen stets selber finanzieren. «Wir möchten, dass wirklich die ganze Hilfe in Rumänien ankommt», so Christine Lüscher. Die Fahrt der Waren erfolgt ebenfalls im Ehrenamt durch zwei Chauffeure der Organisation «Licht im Osten Schweiz». Das Team von «Rumänienhilfe Spiez» hofft jetzt, dass sie bis Frühling wieder genügend Hilfsgüter erhalten, um diese erneut mit einem Lastwagen vor Ort zu bringen. Margrit Keller-Schild erklärt das Credo, wie die Henzelmanns einst selber angefangen haben, in Rumänien zu helfen. «Manfred Henzelmann sah Anfang der 90er-Jahre Bilder der Not im Land und meinte, dass Weinen in der Küche nichts bringt, wir müssen vor Ort helfen. Das nehmen wir uns bis heute zu Herzen.»
Gut erhaltene und saubere Hilfsgüter, (Kleider, Schuhe, Geschirr, Frotteewäsche, keine Möbel) können bei Barbara Siegrist und Karl Brunner, Schlossbergstrasse 1, Zufikon, nach telefonischer Voranmeldung per Telefon 056 631 97 50 abgegeben werden. Ein voll beladener Transport nach Rumänien kostet rund 4200 Franken. Daher wird ein Solidaritätsbeitrag von 5 Franken pro Schachtel oder Sack verlangt.