In der Nische zu Hause
05.12.2025 Muri, GewerbeMetalldrückerei Heggli & Gubler in Muri feiert 80-Jahr-Jubiläum
Der Grossvater von Stefan Heggli gründete das Unternehmen im zürcherischen Obfelden und zog 1963 nach Muri. Heute ist der Produktionsbetrieb ein Hightech-Unternehmen im Bereich ...
Metalldrückerei Heggli & Gubler in Muri feiert 80-Jahr-Jubiläum
Der Grossvater von Stefan Heggli gründete das Unternehmen im zürcherischen Obfelden und zog 1963 nach Muri. Heute ist der Produktionsbetrieb ein Hightech-Unternehmen im Bereich Metalldrücken und feiert das 80-Jahr-Jubiläum.
Das Jubiläum stellt nicht nur ein geschichtliches Datum dar. Es ist auch der Zeitpunkt, an dem der aktuelle CEO Stefan Heggli den gesamten Betrieb übernimmt. Heggli arbeitet seit 2006 im Unternehmen. Seit 2014 führt er den Produktionsbetrieb. Das Familienunternehmen Heggli & Gubler zählt heute mit seinem maschinellen und fachlichen Know-how zu den Hightech-Unternehmen im Bereich der Metalldrückerei. Es hat ein spezifisches Blechumformverfahren entwickelt, um den Bedürfnissen seiner Kunden nachzukommen.
Geschichte und Besitzer
Gegründet wurde die Firma 1945 von Anton Heggli-Fischer und Otto Gubler, in einem Holzschopf im zürcherischen Obfelden. Die Räumlichkeiten waren bald zu klein und man plante einen Neubau in Affoltern. Der Gemeinderat von Merenschwand bekam Kenntnis von dem Projekt und stellte dem jungen Unternehmen gratis Bauland in Rickenbach zur Verfügung mit der Absicht, Arbeitsplätze zu schaffen. «Dies erwies sich als kluger Entscheid des damaligen Gemeinderates», sagt der Sohn des Gründers heute.
Die Auftragslage und die Bedürfnisse stiegen stetig, sodass die Platzverhältnisse in Rickenbach bereits nach vier Jahren wieder zu klein wurden. Worauf die beiden Gründer mit dem Unternehmen auf die grüne Wiese nach Muri zogen. Im Süden von Muri plante der Kanton damals ein Industriegebiet. So beschlossen die beiden, dort Bauland zu kaufen. Im Herbst 1963 wurden die neuen Räumlichkeiten am jetzigen Standort entlang der Luzernerstrasse in Muri bezogen und die Heggli & Gubler wurde in eine AG umgewandelt. Die Liegenschaft in Rickenbach wurde an eine Storenfabrik verkauft.
Hypothekarzins führte zu weiterer Firmengründung
Zurück nach Rickenbach: Um den hohen Hypothekarzins bezahlen zu können, kam Anton Heggli-Fischer damals auf die Idee, eine zweite Firma zu gründen: eine Profilpresserei. Er suchte Investoren, total waren es sieben, und sie gründeten 1955 im Restaurant Fischerstube in Rickenbach-Merenschwand die Profilpress AG. Diese erweiterte das Unternehmen über die Jahre mit einer Schlosserei und einem Formenlager, dazu gab es einen speziellen Raum für die Warmumformung. Doch auch hier platzte man über die Jahre aus allen Nähten und suchte einen neuen Standort mit Bahnanschluss, dies aufgrund des immer höheren Materialverbrauchs.
So zog auch dieser Firmenzweig 1964 nach Muri und baute separat eine Fabrikationshalle. 1999 verkaufte Anton Heggli-Schuler die Firma an den langjährigen Mitarbeiter Josef Nietlispach. Schon zuvor verliess Mitbegründer und Weggefährte Otto Gubler 1991 das Unternehmen. Was dazu führte, dass die Firma ganz in den Besitz von Anton Heggli-Schuler überging. Seniorchef Heggli-Schuler hat sich mittlerweile aus dem Unternehmen zurück-gezogen. Er und seine Frau Marie-Therese verbringen ihren Lebensabend in Cham. Wobei, ganz ohne seine Firma geht es nicht. Der Seniorchef widmet sich aktuell der Aufbereitung der Unternehmensgeschichte.
Fachkräftemangel schon vor Jahrzehnten
Die Firmengeschichte ist geprägt von der Suche nach Fachkräften. Denn der Mangel an guten Mitarbeitenden war schon nach dem Zweiten Weltkrieg das Schlagwort der damaligen Zeit, wie Heggli-Schuler zu berichten weiss. Daher bildete der Betrieb bereits im ersten Firmenjahr selber Fachkräfte aus. Dieser Aufforderung kommt nach dem Vater und dem Grossvater auch der aktuelle Geschäftsführer Stefan Heggli nach. Er sagt: «Wir haben sehr viele Quereinsteiger.» Heggli & Gubler bilde Lernende in den Berufen Polymechaniker sowie Produktionsmechaniker aus. «Wir sind auf Mitarbeiter aus Branchen, die etwas mit Blech zu tun haben, angewiesen», erklärt Stefan Heggli.
Aktuell wolle selten ein Schweizer in der Metalldrückerei-Branche tätig sein. Die Mitarbeitenden kommen vor allem aus osteuropäischen Ländern. Dies wiederum mache den Kontakt untereinander um einiges herausfordernder. Diese Schwelle gelte es zu überwinden, so Heggli. Aktuell seien sie in der glücklichen Lage, dass einer der Vorarbeiter mehrere Sprachen spreche. Dieser direkte Kontakt erleichtert vieles. «Wir führen auch immer wieder Mitarbeiteranlässe durch», sagt Heggli. Dies trage dazu bei, dass sich die Leute besser kennenlernen. Heute arbeiten 30 Personen im Unternehmen.
Krisen, die stärker machen
Gestützt wurde die Firma in verschiedenen Krisen, welche es in der Firmengeschichte zu bewältigen gab. Wie zum Beispiel in der Baukrise der 90-Jahre verfügte das Unternehmen über sehr gute Kontakte, welche ihm Aufträge zuwiesen und so über die schwierige Zeit hinweghalfen. Auch Corona hat das Unternehmen geprägt. «Wir hatten ein relativ schwaches Jahr», sagt Heggli dazu. «Mir ist die Gesundheit der Mitarbeiter aber wichtiger als alles andere.» Dafür freut sich der CEO nun über das ausgezeichnete Jubiläumsjahr. Dass das Unternehmen alle Stürme der vergangenen Jahrzehnte überstanden habe, liege in der Ausrichtung, wie Stefan Heggli sagt. Sie seien in Nischen zu Hause, das mache es aus.
Ein breites Spektrum ist die Stärke der Firma Heggli & Gubler. Der industrielle Betrieb ist Zulieferer für die Luftfahrt, Elektroindustrie, Bio-, Chemie- und Prozessindustrie. Das Unternehmen verarbeitet Aluminium, Stahl- und Kupferlegierungen als säure- und hitzebeständige, rostfreie Bleche. «Wir bieten Geometrien an, die nicht jeder machen kann», sagt Heggli. Dies habe die Firma «in eher schwierigen Zeiten über Wasser gehalten», erklärt er. Die Firma sei aber vor allem auch auf Materialien spezialisiert, die nicht Standard sind. Stefan Heggli erklärt: «Aufgrund unserer Spezialisierung sind wir starke Partner für die Medizin-, Chemie- und Pharmaindustrie geworden.» Aber auch Luft- und Raumfahrt setzten auf das Know-how des Freiämter Unternehmens. Unter anderem ist Boeing Airbus Kunde in Muri. So liegt es nahe, dass das Unternehmen sein Jubiläum auch zusammen mit den Kunden und Lieferanten und der Belegschaft gefeiert hat.

