Ja, aber zu anderer Variante
22.11.2024 Region Oberfreiamt, WaltenschwilMittendrin statt am Rand
Diskussionen an der «Gmeind» in Waltenschwil
Überraschend kamen die Diskussionen zum Standort der neuen Doppelturnhalle nicht. Schon an der Infoveranstaltung vor der «Gmeind» wurden Stimmen laut, wonach ...
Mittendrin statt am Rand
Diskussionen an der «Gmeind» in Waltenschwil
Überraschend kamen die Diskussionen zum Standort der neuen Doppelturnhalle nicht. Schon an der Infoveranstaltung vor der «Gmeind» wurden Stimmen laut, wonach der vom Gemeinderat favorisierte Standort nicht der ideale sei. Am südlichen Siedlungsrand, angrenzend an den Pausenplatz vor dem Schulhaus – dort wollte der Gemeinderat die Halle planen, ohne zusätzliche Parkplätze. Eine deutliche Mehrheit sprach sich nun für die andere Variante aus: anstelle der jetzigen Spielwiese und des Beachvolleyballfelds. Und forderte zudem, eine Tiefgarage miteinzuplanen. --ake
«Gmeind» Waltenschwil bewilligt Planungskredit für eine neue Doppelturnhalle
Wo soll die neue Doppelturnhalle zu stehen kommen? Das war die grosse Frage an der «Gmeind». Der Gemeinderat präferierte die Variante auf der grünen Wiese, südlich des Pausenplatzes. Der Souverän entschied sich dafür, die Halle anstelle der jetzigen Spielwiese und des Beachvolleyballfeldes zu planen – samt Tiefgarage.
Annemarie Keusch
Schon der Applaus verriet es. Und das Verdikt war bei der Abstimmung denn auch klar. 117 Stimmberechtigte folgten Flurin Burkard, sagten Ja zum Verpflichtungskredit von 200 000 Franken für die Projektierung und Planung einer neuen Doppelhalle. Aber eben nicht am Standort, den der Gemeinderat vorschlug. Plus soll bei der Projektierung und Planung der Bau einer Tiefgarage einbezogen werden. Die Parkiersituation bewegt nämlich in Waltenschwil. Ganz viele Voten gingen in diese Richtung – dass die bestehenden Parkplätze nicht reichen, obwohl Gemeinderat Pascal Vontobel betonte, dass die total 72 Parkplätze auf dem Areal reichen würden. «An Wochenenden stehen jetzt schon überall Autos, wie soll es denn mit einer Doppelturnhalle und bei noch mehr und grösseren Anlässen sein?»
Die Forderung nach einem zentralen Parkplatz kommt auch auf, weil sich viele nicht an das Fahrverbot zum Sportplatz Bannegg halten. Von einem «ausgewiesenen Parkplatzproblem» sprach auch Flurin Burkard. Und er liess die Erklärung von Gemeinderat Pascal Vontobel nicht gelten, dass mögliche Reserven für zusätzliche Parkplätze zwischen Birkenweg und Friedhof vorhanden seien. «Landverschleiss für Parkplätze, das ist nicht mehr zeitgemäss.» Die Idee der Tiefgarage kam schon am Informationsanlass vor der «Gmeind» auf. Entsprechend rechnete der Gemeinderat vor, dass eine solche pro Parkplatz 50 000 Franken kosten würde. Damit schreckte er die Stimmbevölkerung aber nicht ab. «Es ist eine teure, aber gute Lösung», ist ein Stimmbürger überzeugt. Und auch Flurin Burkard betonte angesichts der anstehenden Investitionen im Bereich der Schulanlage Bannegg müsste die Gemeinde diese Zusatzkosten aufbringen können. Ein anderer Stimmbürger meinte: «Beissen wir in diesen sauren Apfel, dafür haben wir eine Lösung für alle.» Eine Tiefgarage würde Platz bieten für Autos im Zusammenhang mit der Schule, der Verwaltung, der Turnhallen und dem Fussballplatz.
Gemeinderat wollte Kosten für Verschiebung einsparen
Die Tiefgarage ist das eine. Was aber vor allem zu Diskussionen führte, ist die Lage der neuen Turnhalle. Dafür analysierte der Gemeinderat sämtliche gemeindeeigenen Flächen. Zwei Flä- chen wurden als geeignet eingestuft, jene anstelle der Spielwiese zwischen Schulhaus und und Birkenweg (Variante 1) und jene südlich des Pausenplatzes direkt vor dem Schulhaus Bannegg (Variante 2). Nach einer Nutzwertanalyse war für den Gemeinderat klar, dass er Variante 2 bevorzugt, unter anderem weil dafür die Spielwiese und das Beachvolleyballfeld nicht für teures Geld verschoben werden müssen.
An der «Gmeind» aber wehte steifer Gegenwind. «Ein Klotz quer vors Schulhaus, der alles Licht nimmt. Das finde ich nicht gut», meinte ein Stimmbürger. «Das verschandelt die Südansicht unseres Dorfes und entspricht nicht dem raumplanerischen Trend, innen zu verdichten», betonte Flurin Burkard in seiner Rede. Die Doppelturnhalle dort zu planen, sei ein «riesengrosser Fehler». Hinzu kommt, dass er beim Bauprojekt auf der jetzt landwirtschaftlich genutzten Wiese Potenzial für mehr Einwendungen sieht, die das Bauvorhaben verzögern könnten. «Innerhalb des Dorfes zu bauen, geht schneller. Davon bin ich überzeugt.» Entsprechend hätten die Vereine und die Schule schneller die dringend benötigte Hallenkapazität.
Keine Frage, ob überhaupt nötig
Denn dass der Bedarf an mehr Hallenkapazität gross ist, war an der «Gmeind» unbestritten. Die Diskussion drehte sich nur darum, welche der beiden Varianten die bessere ist, nicht ob überhaupt eine neue Doppelturnhalle gebaut werden soll. Zumal es sich bei den beantragten 200 000 Franken um einen Planungs- und Projektierungskredit handelt. Weil dieser nun auch eine Tiefgarage miteinbeziehen soll, wird es wohl etwas teurer. Aber angesichts der geplanten Investitionen im Bereich der Schulanlage Bannegg nehmen das die Stimmbürger in Kauf. Aktuell geht man von 5,7 Millionen Franken für die Erweiterung und Sanierung des Schulhauses Bannegg aus. Der Gemeinderat rechnete mit 9,2 Millionen Franken für die neue Halle – ohne Tiefgarage. Und am weiten Horizont sind Kosten von 4,9 Millionen Franken für die Umnutzung der Myra-Halle in eine Mehrzweckhalle und noch weiter (zirka 2040) sind 9,2 Millionen Franken für den Bau eines neuen Schulhauses anstelle der jetzigen Bannegg-Halle aufgelistet.
«Bei solch hohen Kosten macht eine Tiefgarage nicht enorm viel aus. Zumal sie ganz viele Probleme löst», ist Flurin Burkard überzeugt. Und überzeugte damit auch fast alle Stimmbürger. Sein Antrag, die Variante 1 mit Bau der Halle auf der jetzigen Spielwiese, samt Tiefgarage darunter, zu planen, erreichte 117 Ja- und 15 Nein-Stimmen und wird somit weiterverfolgt.
Die Beschlüsse
Von den 2135 Stimmberechtigten nahmen deren 150 an der «Gmeind» teil. Ohne Gegenstimme sagten sie Ja zum Protokoll, zur Bildung von Vorfinanzierungen für die neue Sporthalle und für die Sanierung des alten Teils des Schulhauses, samt Erweiterung mit Gruppenräumen, zum Budget und zu den überarbeiteten Reglementen: Gebührenreglement zur Bauund Nutzungsordnung (nachdem ein Antrag, der entsprechende Stundensatz sei jeweils von der «Gmeind» zu genehmigen, klar abgelehnt wurde) und Reglement über die Finanzierung von Erschliessungsanlagen. Ein Rückweisungsantrag gabs gegen die Beteiligung an der regionalen Integrationsfachstelle im Oberen Freiamt. Die Zusammenarbeit sei in diesem Bereich stärker mit Wohlen zu suchen. Dieser Antrag wurde mit nur 6 Ja-Stimmen deutlich abgelehnt, jener des Gemeinderats mit 126 Ja-Stimmen klar angenommen. Klar war es auch beim Verpflichtungskredit von 200 000 Franken für die Projektierung und Planung einer neuen Sporthalle – nur wählten die Stimmbürger nicht die Variante des Gemeinderates, sondern jene, die ein Stimmbürger beantragte: mit 117 Ja- zu 15 Nein- Stimmen. Beim Kredit von 270 000 Franken für die Projektierung und Planung der Sanierung alter Teil Schulhaus und Erweiterung mit Gruppenräumen folgten die Stimmbürger mit einer Gegenstimme dem Antrag des Gemeinderates. Unter Verschiedenem kam es zu einer Besonderheit. Der Antrag, dass die Einwohnergemeinde künftig den Seniorennachmittag mit 3000 Franken finanzieren sollte, erreichte 44 Jaund 44 Nein-Stimmen. Ammann Simon Zubler fällte den Stichentscheid zum Nein. Er betonte: «Im nächsten Jahr wird ein Altersleitbild erarbeitet, vielleicht findet Ihr Anliegen darin Gehör.»
Am Montag tagten die Ortsbürger. Von den insgesamt 199 Stimmberechtigten nahmen deren 58 Personen teil. Sie genehmigten das Protokoll, die Kompetenzerteilung an den Gemeinderat für den Erwerb der Landparzellen 943 und 946, Althauholz und das Budget. Ebenfalls nahmen sie die künftige Strategie der Ortsbürgergemeinde zur Kenntnis. Sämtliche Beschlüsse sind rechtskräftig, nachdem das Beschlussquorum an der Versammlung erreicht wurde.



