Künftig eine grosse Kläranlage?
04.11.2025 Bremgarten, FinanzenZwei regionale Abwasserverbände prüfen einen Zusammenschluss – Kredit über 1,1 Millionen Franken beantragt
An den Gemeindeversammlungen der insgesamt 13 Verbandsgemeinden der Abwasserverbände Bremgarten-Mutschellen und Kelleramt wird in den ...
Zwei regionale Abwasserverbände prüfen einen Zusammenschluss – Kredit über 1,1 Millionen Franken beantragt
An den Gemeindeversammlungen der insgesamt 13 Verbandsgemeinden der Abwasserverbände Bremgarten-Mutschellen und Kelleramt wird in den nächsten Wochen über einen Verpflichtungskredit befunden. Hintergrund: Die Verbände prüfen eine Fusion. Und eine gemeinsame grosse Anlage in Bremgarten.
Marco Huwyler
«Es ist eigentlich eine alte Idee», sagt Pius With, Präsident des Abwasserverbands Bremgarten-Mutschellen. Bereits vor gut 20 Jahren hat man eine Zusammenlegung der beiden regionalen Abwasserverbände mit einem zentralen Standort in Bremgarten geprüft. «Gescheitert ist das Ganze damals an der technischen Machbarkeit», erinnert sich With. Nun, zwei Jahrzehnte später, ist man diesbezüglich einen Schritt weiter. «Es haben Entwicklungen stattgefunden – etwa bei den Bohrungsverfahren», weiss With. Und bei den beiden Abwasserverbänden herrscht wieder Handlungsbedarf. Deshalb wagt man nun einen neuen Anlauf.
Beide übernehmen die Hälfte
An den Gemeindeversammlungen in den kommenden Wochen wird in den Verbandsgemeinden der Abwasserverbände Bremgarten-Mutschellen (AVBM) und Kelleramt (AVK) über einen Verpflichtungskredit von 1,109 Millionen Franken befunden, um eine gemeinsame Planung voranzutreiben. Dem AVBM gehören die Gemeinden Bremgarten (inkl. Hermetschwil-Staffeln), Berikon, Widen, Zufikon und Eggenwil an. Dem AVK die Gemeinden Arni, Islisberg, Jonen, Oberlunkhofen, Oberwil-Lieli, Ottenbach, Rottenschwil und Unterlunkhofen. Die Finanzierung des Verpflichtungskredits würde zu je 50 Prozent durch die beiden Verbände AVBM und AVK erfolgen.
Der beantragte Kredit soll der Planung des Ausbaus der Kläranlage Kessel in Bremgarten des Abwasserverbands Bremgarten-Mutschellen (AVBM) sowie der Abklärung einer möglichen Zusammenlegung mit dem Abwasserverband Kelleramt (AVK) dienen. «Es geht vor allem darum, genaue Daten zu erheben, um abschätzen zu können, was in welchem Rahmen machbar ist», sagt With. Im Fokus stehen dabei technische, raumplanerische, ökologische und wirtschaftliche Fragen.
Handlungsbedarf bei beiden
Hintergrund und Anlass dieser Abklärungen: Sowohl die ARA Bremgarten als auch die ARA Kelleramt in Unterlunkhofen haben ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. «Aufgrund des Bevölkerungswachstums und neuer Umweltauflagen sind in den nächsten Jahren beiderorts grössere Investitionen erforderlich», erklärt With. Die beiden Abwasserverbände Bremgarten-Mutschellen und Kelleramt haben deshalb beschlossen, sowohl den eigenständigen Ausbau als auch einen Zusammenschluss zu prüfen.
Ergebnisse der bisherigen Machbarkeitsstudien
Bereits im Vorfeld des nun nötig werdenden Planungskredits haben gemäss dem Präsidenten des AVBM diverse Abklärungen stattgefunden. «Wir sind seit Längerem mit den kantonalen Ämtern und diversen Experten in Kontakt.» Einschätzungen beauftragter Fachbüros würden zeigen, dass ein Zusammenschluss am Standort Bremgarten aus technischer und raumplanerischer Sicht heutzutage grundsätzlich machbar ist. «Ob diese Lösung auch gesamthaft – aus ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Sicht – überzeugt, soll nun in einem Vorprojekt vertieft geprüft werden», erklärt With.
Standortevaluationen ergaben, dass ein Ausbau am bestehenden Standort Bremgarten am sinnvollsten erscheint. Gleichzeitig bestehen dort jedoch Bewilligungshürden – insbesondere im Zusammenhang mit Waldflächen, dem Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN) sowie einem kantonalen Naturschutzgebiet (NkBW). Auch bei einem Alleingang der beiden Kläranlagen wären solche Auflagen indes zu erfüllen. Ein Ausbau in Bremgarten würde zudem eine Waldrodung erforderlich machen, die andernorts eine Aufforstung nötig machen würde.
Geplantes Vorprojekt
Im Rahmen des Vorprojekts soll ein möglicher Zusammenschluss der beiden Kläranlagen im Detail geprüft werden. Die Erkenntnisse der Abklärungen sollen aber auch bei einem allfälligen Alleingang nutzbar sein, wie die beiden Abwasserverbände betonen. Beide seien von denselben Umweltauflagen betroffen, weshalb ein gemeinsames Vorgehen Sinn ergebe. «Das ist für beide günstiger als ein Alleingang», sagt With. Die heute geltenden behördlichen Auflagen erfordern insgesamt grössere Beckenvolumen – unabhängig von einem allfälligen Zusammenschluss. Beim alleinigen Ausbau der ARA Bremgarten ohne Beteiligung des Kelleramts wäre zusätzlicher Platzbedarf von rund 20 Aren notwendig, bei einer Zusammenführung beider ARAs in Bremgarten rund 100 Aren (10 000 Quadratmeter).
Kommt die Zusammenlegung zustande, würde das Abwasser aus dem Kelleramt über eine Pumpendruckleitung – mit Unterquerung der Stadt Bremgarten und der Reuss – zur ARA Bremgarten geführt. Weil die dortige neue Kläranlage in jedem Fall künftig mehr Platz braucht, ist Landerwerb nötig – denn das Grundstück rund um die heutige Anlage gehört der Schweizer Armee. Bezüglich Landabtausch laufen deshalb derzeit Gespräche zwischen der Ortsbürgergemeinde Bremgarten – welche ihrerseits Land an die Armee abtreten könnte – und dem Bundesamt für Rüstung (armasuisse).
Alle müssen Ja sagen
Das 1,1 Millionen Franken teure Vorprojekt umfasst insgesamt die Ausarbeitung folgender Projektperimeter: 1. Rückbau der ARA Kelleramt und Umbau zu einem Pumpwerk. 2. Leitungsführung inklusive Unterquerung von Bremgarten und Reuss. 3. Auswahl des Reinigungsverfahrens. 4. Wirtschaftlichkeitsberechnung. 5. Erweiterung der ARA Bremgarten. Die Projektdauer dieses Vorprojekts wird auf zwei bis drei Jahre geschätzt.
Auf beide Abwasserverbände entfallen bei der vereinbarten hälftigen Kostenteilung 554 500 Franken. Der Anteil unter den Verbandsgemeinden verteilt sich nach einem Schlüssel, der Einwohnerzahl und Einwohnergleichwerte berücksichtigt. Im Falle des AVBM würde Bremgarten als grösste und einwohnerstärkste der fünf Verbandsgemeinden davon 202 500 Franken übernehmen (rund 36 Prozent). Die Kosten würden indes aus den gebührenfinanzierten Eigenwirtschaftsbetrieben Abwasserbeseitigung der Verbandsgemeinden gedeckt und belasten damit die steuerfinanzierten Haushalte der Gemeinden nicht.
Damit der Verpflichtungskredit gesprochen werden kann, müssten sämtliche dreizehn Gemeinden der beiden Abwasserverbände an ihrer Gemeindeversammlung das entsprechende Traktandum genehmigen. «Ich bin allerdings guten Mutes, dass dies gelingt», sagt AVBM-Präsident With. «Dass wir hier eine gute, zukunftsträchtige Lösung finden, ist ein echtes Bedürfnis der Region und im Interesse aller Beteiligten.»

