Kostenexplosion an Volksschulen
20.09.2024 Wirtschaft, Region Wohlen, Region Bremgarten, Region Unterfreiamt, Region OberfreiamtBildungskosten steigen mit den Schülerzahlen
Die Investitionszahlen von Merenschwand, Niederwil oder Wohlen im Bereich Volksschulen zeigen auf, welche Kosten im Bildungswesen auf Gemeinden zukommen. Dazu mangelt es an Lehrkräften. Simone Strub Larcher, Leiterin ...
Bildungskosten steigen mit den Schülerzahlen
Die Investitionszahlen von Merenschwand, Niederwil oder Wohlen im Bereich Volksschulen zeigen auf, welche Kosten im Bildungswesen auf Gemeinden zukommen. Dazu mangelt es an Lehrkräften. Simone Strub Larcher, Leiterin Kommunikation des Departements Bildung, Kultur und Sport, ordnet ein.
Bei der Einführung des Lehrplans 21 hiess es, dieser sei einigermassen kostenneutral. Nun kommen wegen dem Schulraumbedarf trotzdem stets neue Kosten auf die Gemeinden zu. Wie wird das dem Steuerzahler erklärt, war die Frage ans Departement Bildung Kultur und Sport (BKS). Im Kanton Aargau seien die Gemeinden für den Bau und den Unterhalt der Schulhäuser und Schuleinrichtungen der Volksschulen zuständig. «Darüber hinaus gibt es keine spezifischen Vorgaben. Das Departement Bildung Kultur und Sport (BKS) stellt den Gemeinden Empfehlungen zur Verfügung», so die Leiterin Kommunikation Simone Strub.
In den vergangenen Jahren wurde die Integration der Kindergärten in die Volksschule vollzogen. Dies hat ebenfalls Auswirkungen. Verschiedentlich müssen infrastrukturelle Anpassungen vorgenommen werden. Verlangt das BKS diese Anpassungen? «Der Schulraumbedarf stieg und steigt weiterhin aufgrund der demografischen Entwicklung mit überdurchschnittlich stark steigenden Schülerzahlen.» Mit der Einführung des neuen Aargauer Lehrplans auf Basis des Lehrplans 21 oder der Integration des zweijährigen Kindergartens in die obligatorische Volksschule habe dies nichts zu tun. Beides verlange nicht zwingend nach baulichen Anpassungen oder Erweiterungen.
Weil die Bereitstellung der Schulbauten in der Verantwortung der Gemeinden liegt, können diese jedoch auf die lokalen Gegebenheiten (zum Beispiel Schulwege) und die betrieblichen Abläufe in den Schulen Rücksicht nehmen. So können durchaus auch Zyklus-1-Schulhäuser Sinn machen. Zyklus-1-Schulhäuser zeichnen sich durch die Zusammenlegung von Kindergarten mit erster und zweiter Klasse aus. Dies sieht das BKS als möglichen Mehrwert für Gemeinden.
Quereinstieg und Attraktivität
Zur Infrastrukturthematik wirkt auch der anhaltende Fachkräftemangel (Lehrermangel) auf die Gemeinden ein. «Es ist richtig, dass bei allen schulischen Funktionen ein Fachkräftemangel besteht», so Strub in ihren Ausführungen. Dieser sei in einzelnen Bereichen, wie beispielsweise bei den schulischen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen akzentuiert. Das Departement BKS setzt im Rahmen des Projekts «MAGIS» Massnahmen um, die dazu beitragen, den Personalbedarf an den Schulen zu decken. Die Zielsetzung des Projekts «MAGIS» ist die quantitative und qualitative Stärkung des Personals für die Aargauer Volksschule – «MAGIS» steht für Massnahmen gegen den Personalmangel an der Volksschule –, weiter die Erhöhung der Sichtbarkeit und Förderung der Attraktivität der Berufstätigkeit an Schulen sowie der Erhalt des bestehenden Personals unter Berücksichtigung aller Berufsphasen und Laufbahnmöglichkeiten an den Aargauer Volksschulen. Dazu gehört beispielsweise die Einführung der neuen Studienvarianten für Quereinsteigende (QUEST) und mit begleitetem Berufseinstieg (BachelorPlus/MasterPlus) an der PH FHNW (Pädagogische Fachhochschule Nordwestschweiz) und die Begleitung von Studierenden beim Berufseinstieg durch erfahrene Lehrpersonen (Mentorat begleiteter Berufseinstieg).
Zum Lehrpersonal- kommt der Fachkräftemangel bei den spezifischen Fachkräften wie Heilpädagogen oder Schulsozialarbeiter. Bei den Förderfachpersonen (zum Beispiel Schulische Heilpädagoginnen SHP) wurde die Anzahl Studienplätze an der PH FHNW erhöht. Weiter werden Weiterbildungsleistungen von Lehrpersonen neu an den Masterstudiengang SHP angerechnet. So werden auch die Kosten für zertifizierende Weiterbildungsangebote im Bereich Heilpädagogik, die an ein folgendes Masterstudium SHP angerechnet werden können, vollumfänglich durch den Kanton getragen. Diese Massnahmen sollen dazu beitragen wieder genügend Fachkräfte zu gewinnen.
Grösster Budgetposten
Simone Strub zeigt auf: «Die Steigerung der Bildungsausgaben ist hauptsächlich auf das Schülerwachstum zurückzuführen.» Die kantonalen Prognosen dazu sind im Aufgaben- und Finanzplan 2025–2028 ersichtlich. «Wir rechnen in den nächsten Jahren weiterhin mit steigenden Zahlen an der Volksschule. Die Gemeinden machen ihre eigenen Bevölkerungsprognosen für ihre Gemeinde, welche natürlich auch von der Bautätigkeit in einer Gemeinde abhängig sind. Daraus lässt sich wiederum die Schulraumplanung ableiten.»
Welche Unterstützung bietet das BKS Gemeinden, die an ihre Kapazitätsgrenzen bei den finanziellen Mitteln für die Schule stossen? Für Simone Strub eine klare Sache: «Der Gemeindeautonomie wird im Kanton Aargau grosse Bedeutung zugemessen. Die Gemeinden sind sich ihrer Aufgaben und Verpflichtungen bewusst und richten ihre Finanzplanung danach aus. Es ist nicht am Departement Bildung Kultur und Sport, den Gemeinden Ratschläge bezüglich ihrer Finanzpolitik zu erteilen.» --vaw