Künftige Kameraden unter sich
14.03.2023 Region Bremgarten, ZufikonEinführungskurs für neue Feuerwehrleute der Bezirke Bremgarten, Lenzburg, Muri
Dieses und nächstes Jahr findet der jeweils zweitägige Einführungskurs des Ausbildungskreises 4 bei der Feuerwehr Zufikon statt. Die Lektionen sind detailliert, langsam ...
Einführungskurs für neue Feuerwehrleute der Bezirke Bremgarten, Lenzburg, Muri
Dieses und nächstes Jahr findet der jeweils zweitägige Einführungskurs des Ausbildungskreises 4 bei der Feuerwehr Zufikon statt. Die Lektionen sind detailliert, langsam und also nachhaltig. Auffallend war die erfreulich hohe Anzahl junger Frauen.
Hans Rechsteiner
Diesen ersten Eindruck bestätigt Kurskommandant David Trottmann, Kdt der Feuerwehr Unterlunkhofen-Rottenschwil und kantonaler Instruktor (Fachspezialist Tanklöschfahrzeuge), als Erstes. Diese trendige Entwicklung sei sehr erfreulich, die Frauen seien motiviert, ihnen stehe aber auch jede Funktion und Kaderstufe offen. «Sie fahren die überschweren Fahrzeuge eventuell feinfühliger als mancher bestandene Mann.» Unterlunkhofen-Rottenschwil hat aktuell eine Vizekommandantin. Und es habe den positiven Effekt, dass junge Mütter untertags die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr im Dorf sicherstellen.
Im Gegenzug nennt Marcel Hottinger, Kdt der gastgebenden Feuerwehr Zufikon, die Herausforderungen an die Organisation solcher Einführungskurse im Ausbildungskreis 4 (Bezirke Lenzburg, Bremgarten, Muri) beim Namen. Seine Feuerwehr stellt die Infrastruktur – bis hin zur ausreichenden Verpflegung. Einfach ist es zudem nicht, im Dorf Ausbildungsplätze für 80 bis 100 Personen zu finden – und wenn der Liegenschaftsbesitzer noch einverstanden wäre, kann es dem Nachbarn nicht gefallen, wenn etwa Schaum eingesetzt wird. Kursgeber ist die Aargauische Gebäudeversicherung, Abteilung Feuerwehrwesen. Mit Bedacht werden die zehn Klassenlehrer aus dem Bezirk Bremgarten rekrutiert. Nachbarfeuerwehren stellen Fahrzeuge samt Maschinisten und zusätzliches Material zur Verfügung.
Grundfähigkeiten im Lösch- und Rettungswesen erarbeitet
Die Einführungskurse sind zweitägig, Freitag und Samstag. Es werden je fünf Themenkurse in den Disziplinen Brandbekämpfung und Rettung geschult, in gebotener Langsam- und Gründlichkeit. Die Schwierigkeitsgrade der Kursmodule sind nachvollziehbar aufbauend. Im Bereich Rettung beispielsweise lernt man zuerst die einfache Schiebeleiter aufbauen, dann die Sicherung von Personen, es geht zur praktischen Rettung von Personen über die Leiter, dann zur ersten Hilfe und zu technischer Unterstützung (Lüfter, Wärmebildkamera usw.). Sanitäter und Verkehrsgruppen geniessen zusätzliche Spezialkurse.
Richtige Brandbekämpfung ist ungleich anspruchsvoller. Nur schon die Theorie mit den «Brandklassen»: Fette und nicht schmelzende Stoffe, Flüssigkeiten und schmelzende Stoffe, Gase, Metalle, Speiseöle und Fette, Brand elektrischer Anlagen, Probleme bieten neuerdings die Batterien in Elektroautos – bei einem Unfall. Die Ausbilder sind mit den Anfängern auf Augenhöhe und lassen ironisch herrlichen Humor aufblitzen. Zuunterst im Leiterdienst haben wir den herrlichen Satz aufgegriffen: «Das ist der Posten mit den besten Aufstiegsmöglichkeiten.»
Abschliessend am zweiten Ausbildungstag folgt die Einsatzübung, Brandbekämpfung «eins zu eins». Man will das Gelernte in Echtzeit testen: Zufahrt, Schadenplatzorganisation, Kommandostruktur, Schnellangriff, Ausführung der Aufträge. Das passiert aber nicht «heiss», man muss die Umwelt schonen.
Den Nachbarn kennenlernen
Eigentlich könnten die Feuerwehren ihre «Neulinge» an jeden Einführungskurs im Kanton Aargau anmelden. Das mache aber wenig Sinn, sagt David Trottmann. «Denn Feuerwehren sollten sich möglichst oft treffen und sich kameradschaftlich kennenlernen.» Wenn es dann um Nachbarschaftshilfe gehe und man sich gegenseitig schon gut kenne und die gleiche Sprache spreche, sei der gemeinsame erfolgreiche Einsatz sicherer. Kameradschaft ist in der Feuerwehr legendär.
Ein sehr aktuelles Beispiel: die schwierigen Strassenbaustellen im Innerortsbereich von Unterlunkhofen und in der gesperrten Durchfahrt nach Rottenschwil, von den kantonalen Stellen sehr kurzfristig kommuniziert und auch nicht regional übergreifend beschildert. Die Feuerwehr Unterlunkhofen-Rottenschwil hat schnell festgestellt, dass sie von ihrem eigenen Lokal aus die nördlich der Hauptdurchgangsstrasse liegenden Quartiere nicht rechtzeitig bedienen könnte. David Trottmann und Marcel Hottinger haben sich unkompliziert zusammengetan. Alle Alarme, Einsatzpläne und Hydrantenstandorte, Zufahrten sind gegenseitig kurzgeschlossen. Die Feuerwehr Zufikon wäre im Ernstfall wohl – ohne Rotlichter und Baustellen – schneller in den Unterlunkhofer Nordseitenquartieren als die eigene Feuerwehr.