Die Gemeinde Auw macht mit bei «Natur findet Stadt» – Der Startschuss ist erfolgt
Die Freude an der Natur wecken – mit diesem Ziel bieten regionale Gartenunternehmen in Auw künftig kostenlose Beratung zum Thema Artenvielfalt an. Dahinter steht ...
Die Gemeinde Auw macht mit bei «Natur findet Stadt» – Der Startschuss ist erfolgt
Die Freude an der Natur wecken – mit diesem Ziel bieten regionale Gartenunternehmen in Auw künftig kostenlose Beratung zum Thema Artenvielfalt an. Dahinter steht eine Initiative des Kantons, umgesetzt in Zusammenarbeit mit dem Naturama.
Thomas Stöckli
Eigentlich hätte sie im Freien an der Industriestrasse stattfinden sollen, die Eröffnungsveranstaltung der Initiative «Natur findet Stadt» in Auw. Hier hat die Gemeinde einen langen, viereinhalb Meter breiten Streifen Rasen am Strassenrand zu einem Anschauungsobjekt für Biodiversität aufgewertet: Von kargen Ruderalflächen über Totholz, Sand- und Steinhaufen bis zu Magerwiesen, Hecken und Hochstammbäumen bietet hier neu ein Querschnitt an wertvollen Strukturen eine Vielfalt an Lebensräumen. Die insgesamt gut 1000 Quadratmeter sind quasi das Eintrittsticket, mit dem sich die Gemeinde die Teilnahmebewilligung zum kantonalen Projekt verdient hat.
Vielfalt ist gefährdet
Aufgrund des Regens musste der Anlass allerdings ins Foyer des Mehrzweckgebäudes verlegt werden. Hier hat die Biodiversitätsgruppe der kommunalen Umwelt- und Energiekommission mit den Fachleuten des Naturama, die das Projekt begleiten, Infostände aufgebaut. Stände, die einen Eindruck geben, für welches Tier- und Pflanzenreichtum der ganze Aufwand überhaupt betrieben wird. Kommissionsmitglied Georg Thies zeigte etwa das Präparat einer Mönchsgrasmücke – anders als der Name vermuten lässt, kein Blutsauger, sondern ein Singvogel, der kaum noch zu hören ist. «Jeder von uns hat die Verantwortung, Natur zu erhalten», betont Thies. Wie das auch auf kleinen Privatgarten- oder gar Balkonflächen geht, dazu will das Projekt Ideen und Anregungen bieten.
Weshalb dies nötig ist, veranschaulicht David Preiswerk, Leiter Fachbereich Naturförderung und Klima beim Naturama, anhand von zwei Luftaufnahmen. Die eine aus dem Jahr 1955, die andere von 2024. Beide zeigen sie Auw. Was fällt auf? Auf dem ersten sind unglaublich viele Bäume zu sehen. «Die Obstgärten um die Gemeinde hatten eine zentrale Bedeutung – nicht nur in Auw», ordnet Preiswerk ein. Weiter hat die Siedlungsfläche zugenommen und die Landwirtschaftsparzellen sind grösser geworden. Drei Faktoren, welche die Vielfalt an Lebensräumen einschränken.
Nischen schaffen
Die Aufgabenstellung lautet nun, unter den veränderten Rahmenbedingungen das Bestmögliche zu schaffen. Und da sieht Preiswerk durchaus Potenzial: «Auch im Siedlungsraum hat es kleine Grünflächen.» Wenn hier mehr Strukturierendes und Blühendes gedeihen darf, könne man der Natur und der Artenvielfalt Gutes tun. Die Gemeinde Auw lebt das vor. Nicht nur an der Industriestrasse, sondern auch auf dem Friedhof, an den Bushaltestellen Unterdorf und Altersheim, auf diversen Flächen rund ums Schulhaus und auf dem Grünstreifen entlang der Strasse in Rüstenschwil. Damit auch in Privatgärten die Artenvielfalt gefördert werden kann, sieht die Initiative «Natur findet Stadt» ab sofort kostenlose Beratungen vor. Vier Gärtnerbetriebe aus der Region konnten dazu schon gewonnen werden. Ihren Aufwand entschädigt der Kanton mit 130 Franken pro Beratung. «Es muss nicht der ganze Garten umgestellt werden», versichert Georg Thies. Es gehe vielmehr darum, Nischen zu schaffen.
Nachahmung erwünscht
In einer zweiten Phase sollen in den folgenden Jahren dann die Erkenntnisse weiter gestreut werden, etwa durch öffentliche Anlässe, wie Gartenbesichtigungen und -führungen. «Um andere zu einer Nachahmung zu animieren», so Thies. Denn: «Es macht Freude, Natur im Garten zu haben», betont er.
Mittlerweile hat der Regen aufgehört. So geht es doch noch an die Industriestrasse. Eva Christinat, Projektleiterin Naturförderung und Klima beim Naturama, stellt die verschiedenen Strukturen und Lebensräume vor, die hier geschaffen werden konnten. Es sind ansehnliche und pflegeleichte Alternativen zum herkömmlichen Rasen und zu immergrünen Bodendeckern. Gleichwohl Inspirationsquellen für Besitzerinnen und Besitzer von Privatgärten in der Gemeinde – und vielleicht auch für die eine oder andere Gemeinde im Umkreis.