Leidenschaft bis zur Besessenheit
05.12.2025 Muri, Literatur, JugendDer Murianer Teenager Basil Lang hat seinen ersten Roman «Mörderische Liebe» vorgestellt
Es gibt viele, die gerne mal ein Buch schreiben wollen. Basil Lang hat dies tatsächlich getan. Mit 19 Jahren. Das grosse Interesse an seiner Lesung in ...
Der Murianer Teenager Basil Lang hat seinen ersten Roman «Mörderische Liebe» vorgestellt
Es gibt viele, die gerne mal ein Buch schreiben wollen. Basil Lang hat dies tatsächlich getan. Mit 19 Jahren. Das grosse Interesse an seiner Lesung in Merenschwand überraschte selbst ihn und die Mediotheksleiterin.
Thomas Stöckli
Mit der szenischen Beschreibung einer Eskalation schliesst Basil Lang seine Lesung ab. Es ist die Milieustudie einer disfunktionalen Familie. Ein Teenager und seine Mutter, die unter dem Joch eines jähzornig prügelnden Alkoholiker-Vaters leiden. Über die Wahrnehmung des Jugendlichen nähert sich der Leser dem düsteren Szenario an. Erst akustisch: man hört es krachen, dann Schreie. Die nächsten Eindrücke sind visuell: die Mutter mit ihren zerrissenen Kleidern und überall blauen Flecken. Und dann findet man sich plötzlich auf der Gefühlsebene des Jugendlichen wieder, der nicht mehr mitansehen kann, wie seine geliebte Mutter vom Vater brutal verprügelt wird. Eines Jugendlichen, der in seiner Hoffnungslosigkeit ein Messer zückt.
In diesem Moment bricht der 19-jährige Murianer die Lesung abrupt ab. Mit einem «Cliffhanger», einem Unterbruch der Handlung an der spannendsten Stelle. Besonders häufig wird das Spannungselement in TV-Serien eingesetzt. Serien, wie sie Basil Lang gerne schaut. Am liebsten mit düsteren Geschichten.
Dramatisches Völkerball-Spiel
Solch eine düstere Geschichte mit psychologischer Tiefe habe er schon immer mal selber zu Papier bringen wollen, verrät der junge Murianer. Mit «Mörderische Liebe» hat er dies nun auch getan. Vorerst in digitaler Form ist das Erstlingswerk auf Amazon erhältlich. «Ich finde das Buch gut», sagt Claudia Zölch. Als Leiterin der Mediothek Merenschwand ist sie die Gastgeberin des Abends. Und voll des Lobes: «Basil Lang schafft es in seiner eigenen Sprache, Bilder entstehen zu lassen.» Tatsächlich: Wenn er vom «monotonen Surren des Reifens auf dem Asphalt» schreibt oder vom «Geruch nach Deo, Schweiss und nassen Turnschuhen» in der Umkleidekabine der Turnhalle, kommt Atmosphäre auf. Genauso, als er die erste Begegnung der Hauptprotagonisten schildert: Auf dem Weg zum Start an einer neuen Schule kollidiert der Neuntklässler Tom auf seinem Velo mit einer Strassenlaterne – und blickt dann in die wunderschönen blauen Augen der bezaubernden Elena.
Natürlich gehen beide in dieselbe Klasse. Gemeinsam müssen sie sich gegen den miesen Schläger Ronnie behaupten. Das tun sie unter anderem auch im Sportunterricht. Über mehrere Seiten beschreibt Basil Lang ein Völkerball-Spiel, in dessen Verlauf mal der eine, mal der andere der rivalisierenden Jungs obenaufschwingt. Als ein dramatischer Showdown zwischen «Gut» und «Böse» unausweichlich scheint, lässt der Autor die Geschichte ganz unvermittelt ins Komische abdriften: Die Beschreibung, wie Elena stolpert, sich im Hinfallen an der Trainerhose des Schulschlägers festkrallt und der schliesslich in seinen knallblauen Unterhosen mit Herzaufdruck vor der Klasse steht, lässt manche Zuhörer in der Mediothek Merenschwand Tränen lachen.
Faszination für das Böse
Das Gespür für Timing und Humor des Jungautors soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich nicht um eine locker-leichte Teenie-Geschichte handelt. «Wie weit würdest du aus Liebe gehen?» Mit dieser Frage konfrontiert Basil Lang seine Leserinnen und Leser bereits auf dem Buchdeckel. Sie gibt einen Vorgeschmack auf den Plot, vom Grat zwischen Leidenschaft und Besessenheit. Vom Kipppunkt einer zwischenmenschlichen Beziehung, ab dem es richtig gefährlich wird.
Gefährlich wird es im Erstlingswerk von Basil Lang auf verschiedenen Ebenen. Der Autor gerät bei seiner Premierenlesung in der Mediothek allerdings trotz anfänglicher Nervosität nie ernsthaft in Bedrängnis. Im Gegenteil: Das Publikum folgt den Textauszügen gebannt und nimmt in den frei gestalteten Teilen dazwischen die Einladung zur Interaktion bereitwillig an. Ja, das Verhalten des Protagonisten scheint nachvollziehbar und ja, «Ronnie» ist ein absoluter Unsympath. Auch wenn sich da noch jemand anderes für die Bösewicht-Rolle empfiehlt, allerdings viel subtiler ...
Fortsetzung folgt
Mit seinem Protagonisten Tom verbinde ihn einiges, verrät der Autor nach der Lesung auf Nachfrage, etwa die Hobbys und die eigene Welt, in der sich beide zuweilen zu bewegen pflegen. In Bezug auf Gewalt und Besessenheit unterscheide er sich allerdings auch klar von der Romanfigur.
Im Rahmen der Lesung spricht Basil Lang wiederholt von seinem «ersten Buch». Das macht deutlich, dass es nicht bei dem einen bleiben soll. Eine Fortsetzung hat der Murianer bereits im Kopf. Klar ist, manche der Charaktere aus dem Debütroman sollen darin wieder auftauchen. Eigentlich habe er für seinen Erstling einen ganz anderen Schluss im Kopf gehabt, sagt er. Im Laufe des Schreibens habe sich dann allerdings gezeigt, dass nicht alles in ein Buch passt. Entsprechend hob er sich den angedachten Schluss wie viele andere Ideen ebenfalls für den zweiten Teil auf. Man darf gespannt sein.
Lesung als Projektarbeit
Den Debütroman seines Kollegen Basil Lang hat Marc Lierhaus zum Thema einer Projektarbeit im Rahmen seines Allgemeinbildungsunterrichts gemacht. Konkret hat er sich mit der digitalen Buchveröffentlichung befasst – «die war auf Amazon überraschend einfach», verrät er – und mit der Organisation der Lesung, was sich als aufwendiger erwies. Bei der Bibliothek in Muri kam die Anfrage zu kurzfristig, Claudia Zölch machte es in Merenschwand noch möglich und nahm sich darüber hinaus Zeit, die beiden jungen Männer bezüglich Ablauf der Veranstaltung und Werbung zu unterstützen.

