Lieber hinter als auf der Bühne
19.01.2024 Region Unterfreiamt, SarmenstorfSarmenstorf: 8. «Goldigi Söiblootere» geht an Pius Wey
Seit 2016 wird die Auszeichnung jeweils vergeben. Sie geht an Personen, die sich um die Fasnacht im Dorf besonders verdient gemacht haben. In diese Gruppe passt der diesjährige Preisträger ...
Sarmenstorf: 8. «Goldigi Söiblootere» geht an Pius Wey
Seit 2016 wird die Auszeichnung jeweils vergeben. Sie geht an Personen, die sich um die Fasnacht im Dorf besonders verdient gemacht haben. In diese Gruppe passt der diesjährige Preisträger bestens. Auch wenn er seine Ehrung beinahe verpasst hätte.
Chregi Hansen
Sie sind nie um einen dummen Spruch verlegen, die bisherigen Preisträger. «Haben wir eigentlich einen Plan B?», meinte einer, als der in diesem Jahr Auserkorene auch nach einer Viertelstunde noch immer nicht da war. «Wenn er nicht kommt, stellen wir ihm das Ding einfach vor die Tür», antwortete ein anderer. «Oder wir geben sie ihm nächstes Jahr. Dann wird sie aber schon ziemlich stinken», lachte ein Dritter.
Dabei war doch alles so schön eingefädelt. Wie immer wurde die Übergabe im Geheimen vorbereitet und sollte für die betreffende Person eine grosse Überraschung sein. Martin Joller, ebenfalls schon mit der «Goldige Söiblootere» ausgezeichnet, hatte den Auserwählten zu einer privaten Unterredung zu sich nach Hause eingeladen. Im Wohnzimmer warteten alle bisherigen Preisträger und die Mitglieder des Sarmenstorfer Fasnachtskalenders (SaFaKa) plus Gemeindeammann Mäni Baur auf den Besucher. Aber der kam und kam nicht. Er fühle sich nicht so fit, erklärte er, als Martin Joller ihn schliesslich telefonisch erreichte. Und liess sich dann doch überreden, schnell vorbeizuschauen. Kurze Zeit später war er dann da: Pius Wey.
Gleich zweimal geschockt
Gross war seine Überraschung, als ihn im Wohnzimmer eine ganze Gruppe gut gelaunter Fasnachtskollegen erwartete und ihm den Stab mit den vergoldeten Schweineblasen in die Hand drückte. Und es brauchte einige Momente, bis die Verwirrung sich legte. Schliesslich hatte ihm Joller beim Empfang noch erklärt, dass man ihn zu einer Wahl in den Gemeinderat überreden wolle. Das war für Wey schon Schreck genug. Nun aber in den erlauchten Kreis der Träger der «Goldige Söiblootere» aufgenommen zu werden, das musste erst einmal verdaut werden. «Damit habe ich nicht gerechnet. Ich dachte, es gehe um ein Problem beim Wagenbau, darum bin ich hier», erklärte Wey.
Nach dem gemeinsamen Anstossen und dem ersten Schluck Bier verschwand die Verwunderung und machte grosser Freude Platz. Schliesslich gilt es im Dorf als grosse Ehre, mit diesem Titel ausgezeichnet zu werden, vergleichbar mit einem Film-Oscar. 2016 eingeführt und damals an den leider verstorbenen Schnyderli Toni vergeben, geht die «Goldigi Söiblootere» jährlich an Personen, die sich speziell um die Dorffasnacht verdient machen. Und das schon seit Jahrzehnten. Diese Kriterien erfüllt Pius Wey locker, wie Hans Melliger im Namen der Jury in seiner Laudatio nachwies.
Immer dabei, wenn es um Bauen geht
Seit 1992 ist Pius Wey Mitglied der Fasnachtsgruppe Variété und war viele Jahre deren Präsident. Zusammen mit seiner ganzen Familie sorgt er jeweils für die berühmte Mehlsuppe in der Fasnachtszeit. Auch beim Scheesewagerönne zeichnet er für die Organisation verantwortlich. Sein Motto sei «Liefere statt Lafere», so Melliger, statt grosser Diskussionen liebe Wey das Umsetzen eines Projekts, am liebsten löst er technische Probleme. «Er ist ein Macher», so das Lob des Redakteurs des Fasnachtskalenders. Und Sandra Joho, die bisher einzige Frau im Kreis der Preisträger, ergänzte treffend: «Wenn man will, dass er vorbeikommt, muss man ihn nicht zum Bier einladen. Sondern zum Arbeiten.» Und erhielt dafür viel Zustimmung.
Zur Pause zwingen
Melliger bezeichnete Wey als «Pius, der Houdini vom Variété». Der Vergleich mit dem berühmten Zauberer und Entfesselungskünstler kommt nicht von ungefähr. «Er schuftet wie entfesselt und liebt die Bühne. Im Gegensatz zum richtigen Houdini ist er lieber hinter als auf der Bühne», so Melliger weiter. Mehr noch: Pius Wey entwickelt und baut die Bühne gleich selber. «Er ist der treue und verlässliche Schaffer im Hintergrund», so das Lob Melligers. «Und dies mit einer enormen Ausdauer, sodass man ihn quasi zu Pausen zwingen muss.» Seine Ausdauer trainiert er mit Velofahren und in der Männerriege.
Das WEF sausen lassen
Der Inhaber einer eigenen Firma, die sich auf den Bau und die Reparatur von Hühnerställen spezialisiert hat, liebt das Basteln auch in seiner Freizeit. Seine Welt sind die Traktoren, und mit seinen Einachsern hat er so manchen Umzug bereichert. Nebenbei chauffiert er auch das eine oder andere Mal einen Car durch das Land. «Eigentlich hatte ich heute eine Anfrage für einen Einsatz für das WEF, aber ich hatte zu viel zu tun», erzählt er lachend. Das Treffen in Davos musste also ohne ihn auskommen. Zum Glück für die Söiblootere-Jury, die aus allen Preisträgern und der Redaktion des Kalenders besteht. Denn sonst hätte sie noch länger auf ihn warten müssen.
«Es hat auch diesmal wieder den Richtigen erwischt», ist Hans Melliger überzeugt. Und dem stimmten alle anderen bei. Und als endlich auch Ehefrau Dorothea eingetroffen war, konnte das rauschende Fest starten. Mit Verspätung zwar. Dafür umso ausgelassener. Die Sarmenstorfer sind jedenfalls gut vorbereitet auf die kommende Fasnacht. Wo Pius Wey ganz sicher auch wieder im Einsatz ist.