Neophyten und Klimawandel
11.07.2025 Region Oberfreiamt, Oberrüti, Natur
Interessanter und vielseitiger Waldumgang in Oberrüti
Kürzlich führte die Ortsbürgerkommission den traditionellen Waldumgang durch. Rund 45 Teilnehmende, darunter Familien mit Kindern, Erwachsene sowie Seniorinnen und Senioren, folgten trotz der ...
Interessanter und vielseitiger Waldumgang in Oberrüti
Kürzlich führte die Ortsbürgerkommission den traditionellen Waldumgang durch. Rund 45 Teilnehmende, darunter Familien mit Kindern, Erwachsene sowie Seniorinnen und Senioren, folgten trotz der hochsommerlichen Temperaturen der Einladung in den Oberrüter Wald.
Nach einer kurzen Begrüssung wurden die Anwesenden in zwei Gruppen aufgeteilt, die nacheinander zwei thematische Rundgänge besuchten. Im ersten Rundgang führte Markus Meier in das Thema Neophyten ein und erklärte anschaulich, worum es sich dabei handelt. Neophyten sind Pflanzenarten, die ursprünglich nicht in Mitteleuropa heimisch sind, sich aber in den letzten Jahrzehnten stark verbreitet haben. Ursachen dafür sind vor allem der weltweite Handel, die zunehmende Mobilität und der Einfluss des Menschen auf natürliche Lebensräume. Während viele dieser Pflanzenarten harmlos sind, gibt es einige, die sich invasiv verhalten. Sie breiten sich unkontrolliert aus, verdrängen einheimische Pflanzen und stören damit das ökologische Gleichgewicht.
Meier erläuterte dies anhand typischer Beispiele wie des Kirschlorbeers, des Sommerflieders oder des Staudenknöterichs. Diese Arten wachsen schnell, bieten heimischen Insekten oft kaum Nahrung und verändern ganze Pflanzengemeinschaften. Die Teilnehmenden erhielten praktische Hinweise zur sicheren Erkennung und fachgerechten Entfernung solcher Pflanzen – insbesondere auch im privaten Garten.
Für Zukunft entscheiden
Der zweite Rundgang wurde von Revierförster Stefan Staubli geleitet. Er beleuchtete die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder und zeigte auf, welche Herausforderungen und Chancen sich daraus für die Forstwirtschaft ergeben. Besonders eindrücklich war seine Erklärung zu den verschiedenen Wurzeltypen der Bäume: Flachwurzler wie die Fichte reagieren sehr empfindlich auf Trockenperioden, während Tiefwurzler wie die Eiche oder die Douglasie deutlich besser mit längeren Trockenphasen umgehen können. Staubli betonte die Bedeutung einer vorausschauenden Waldpflege, denn schon heute müsse darüber entschieden werden, wie der Wald in 50 oder 100 Jahren aussehen soll. Der gesunde, strukturreiche Mischwald, wie er in Oberrüti bereits heute gepflegt wird, bietet dafür eine gute Grundlage.
Wurst und Brot zum Abschluss
Neben den konkreten Auswirkungen des Klimawandels ging Staubli auch auf die grundlegenden Funktionen des Waldes ein. Dieser reguliert den Wasserhaushalt, speichert grosse Mengen an Kohlenstoff, filtert die Luft und stellt einen vielfältigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen dar. Gleichzeitig erfüllt der Wald eine wichtige Rolle als Naherholungsgebiet und bietet den Menschen einen Ort der Ruhe, der Bewegung und der Naturbegegnung.
Nach den beiden Rundgängen kamen alle Teilnehmenden zu einem gemeinsamen Imbiss zusammen. Die Ortsbürgergemeinde servierte Wurst und Brot sowie erfrischende Getränke. In geselliger Atmosphäre wurde das Gehörte nochmals aufgegriffen und diskutiert. Gegen 13 Uhr fand die Veranstaltung ihren Abschluss. Die Ortsbürgerkommission zeigte sich zufrieden mit dem Anlass und freute sich über das Interesse und die aktive Teilnahme der Bevölkerung. --gk
Neophyten-Säcke
Die Gemeinde stellt spezielle Neophyten-Säcke kostenlos zur Verfügung. In diesen können invasive Pflanzenarten gesammelt und der regulären Kehrichtabfuhr mitgegeben werden. Diese Säcke sind auf der Gemeindeverwaltung erhältlich.