Nie eine Bewerbung geschrieben
11.03.2025 Region Unterfreiamt, VillmergenMeyerhans Mühlen AG Villmergen verabschiedete zwei langjährige Mitarbeiter – einen davon nach 50 Jahren
Im April 1975 hat Walter Meyer seine Lehre als Müller begonnen. 50 Jahre später verabschiedet er sich in den Ruhestand. «Es hat immer ...
Meyerhans Mühlen AG Villmergen verabschiedete zwei langjährige Mitarbeiter – einen davon nach 50 Jahren
Im April 1975 hat Walter Meyer seine Lehre als Müller begonnen. 50 Jahre später verabschiedet er sich in den Ruhestand. «Es hat immer gepasst», schaut er auf die lange Zeit zurück. Fast ebenso lang war Zeljko Medic hier beschäftigt – er kommt auf 36½ Jahre.
Chregi Hansen
Wenn sogar die Geschäftsleitung aus Weinfelden extra nach Villmergen kommt, dann muss es wohl um ein bedeutendes Ereignis gehen. «Wir haben einige langjährige Mitarbeitende. Aber 50 Jahre Firmentreue, das hatten wir noch nie», sagt Daniel von Felten, Leitung Produktion und Technik sowie Mitglied der Geschäftsleitung.
Doch Walter Meyer, um den es heute geht, hat diese Marke erreicht. War sein ganzes Arbeitsleben dem gleichen Unternehmen treu. «Ich musste noch nie eine Bewerbung schreiben. Ich weiss nicht mal, ob ich das könnte», schmunzelt er. Dabei wollte er eigentlich einst Förster werden. Aber damals gab es keine freie Lehrstelle. «Mein Vater meinte, ich solle doch mal bei der Mühle nachfragen. Und es hat sofort geklappt», erzählt der gebürtige Villmerger, der heute in Sarmenstorf lebt. Und so ging er nach der 8. Klasse von der Schule weg und begann eine Lehre als Müller. Schloss diese mit Erfolg ab. «Der damalige Chef meinte, er würde mich über die RS hinaus weiter beschäftigen, wenn ich mich verpflichte, nach dem Militärdienst noch ein oder zwei Jahre zu bleiben», berichtet er. Es wurden ein paar Jahr mehr.
Bald in Führungsfunktion
50 Jahre Firmentreue, das ist wahrlich selten. Walter Meyer sieht darin aber nichts Besonderes. «Es hat mir gefallen. Im Betrieb. Mit dem Team. Ich hatte keinen Grund zum Wechseln, habe mich hier immer wohlgefühlt», sagt er. Dazu kam der kurze Arbeitsweg – den hat der Jubilar immer geschätzt. Auch die Arbeit hat ihm immer gefallen. Zwar hat er Müller gelernt, aber schon früh wurde er im Magazin eingesetzt und hat dort schon bald eine Führungsfunktion übernommen. 41 Jahre lang hat er als Chefmagaziner die Bestellungen der Kunden vorbereitet. «Er hat Tausende von Tonnen Getreide abgefüllt und bereitgestellt», erklärt von Felten. Und daneben auch dafür gesorgt, dass immer alles blitzblank war. «Er hat viel geputzt», lacht von Felten. Dass die Tätigkeit im Magazin auch physisch anstrengend war, hat ihn nicht gestört. «Ich habe heute keinerlei Beschwerden, fühle mich fit», sagt Meyer strahlend. Er kommt auch heute immer noch regelmässig mit dem Velo zur Mühle.
Einst selbst bei ihm in der Lehre
Für Daniel von Felten ist die Verabschiedung ein besonderer Anlass. «Ich war selbst einst bei Wädu in der Lehre», erzählt er. Während von Felten den Betrieb zwischendurch verlassen hat und später zurückgekehrt ist, blieb Walter Meyer. Auch als die damalige Dambach-Mühle 2005 übernommen wurde, gab es für ihn keinen Grund zu wechseln. Auf ihn habe man sich immer verlassen können, «wenn er da war, wusste man, es läuft», lobt sein Vorgesetzter. Und das, obwohl er lange gar keinen Arbeitsvertrag hatte. Er ist nach der Lehre einfach geblieben. Und erst 1996 fiel es im Büro auf, dass ihr tüchtiger Mitarbeiter nie einen neuen Vertrag unterschrieben hatte. «Der Lohn hat gepasst, das war das Wichtigste», kommentiert der Jubilar.
Von Felten ist nicht das einzige Mitglied der Geschäftsleitung, welches für die Feier nach Villmergen gekommen ist. Auch CEO Dominic Meyerhans und CFO Rochus Hilber erweisen dem treuen Mitarbeiter die Ehre. Meyerhans hat für den Anlass ein wenig im Archiv gewühlt. «Walter Meyer hat nicht nur durch seine Arbeitsleistung geglänzt. Er hat auch fast nie gefehlt», kann er feststellen. Besonders gelobt wird in den Unterlagen Meyers Einsatz beim grossen Unwetter im Mai 1999. Damals war er fast rund um die Uhr im Einsatz, um die Produktion zu retten. «Als Dank für diese ausserordentliche Leistung gab es offenbar ein Pack Teigwaren», konnte Meyerhans den Akten entnehmen. Es ist spürbar, dass dieser bescheidene Obolus ihm eher peinlich ist. Meyer selber kommentiert dieses Ereignis hingegen in seiner gewohnt fröhlichen Art. «Wegen dem Einsatz konnte ich nicht in die Kirche», sagt er lachend.
Zu Hause wartet genug Arbeit auf ihn
Auch wenn er seinen Job noch immer mag, so freut er sich auch auf den Ruhestand. «Ich habe zu Hause genug Arbeit, die auf mich wartet», berichtet er. Er besitzt ein Stück Wald, in welchem er regelmässig am Holzen ist. Auch im eigenen Haus und im Garten gibt es immer etwas zu tun. Er schätzt den Kontakt zu den Töchtern, die in der Nähe leben. Daneben ist er gern und oft mit dem Rad unterwegs, ist Mitglied der Militärvelogruppe Sarmenstorf, die sich regelmässig zu Ausfahrten trifft. Für ihn ist denn auch klar: «Ich war zwar immer gerne hier. Aber das Aufhören fällt mir leicht.»
Walter Meyer ist aber nicht der einzige langjährige Mitarbeiter, der verabschiedet wird. Auch Zeljko Medic war dem Betrieb treu, tritt nun nach 36½ Jahren in den Ruhestand. Wie Meyer sei auch Medic ein zuverlässiger Mitarbeiter gewesen, betont Dominic Meyerhans. «Und er hat das Müller-Gen weitergegeben, sein Sohn hat den gleichen Beruf gewählt.» Überhaupt ist den Meyerhans Mühlen AG der Nachwuchs wichtig, regelmässig bildet man junge Menschen aus, mit Erfolg. Die Produkte aus der Mühle mit Standorten in Weinfelden und Villmergen haben einen guten Ruf. Dies auch dank Mitarbeitenden wie Walter Meyer und Zeljko Medic. Die an diesem Tag den Heimweg mit einem prall gefüllten Geschenkkorb und einer grossen Weinflasche antreten können. Und nicht nur mit einem Pack Teigwaren.