Panzer an der Schweizer Grenze
15.04.2025 Region Bremgarten, ZufikonZufikon: Matthias Vetsch veröffentlicht seinen ersten Roman
«Operation Tiefer Dorn, Band 1: Aufmarsch» heisst das Erstwerk des Zufiker Autors Matthias Vetsch. Er erzählt darin von einer Zukunft, wie sie hoffentlich niemals eintreffen wird. Dem ersten ...
Zufikon: Matthias Vetsch veröffentlicht seinen ersten Roman
«Operation Tiefer Dorn, Band 1: Aufmarsch» heisst das Erstwerk des Zufiker Autors Matthias Vetsch. Er erzählt darin von einer Zukunft, wie sie hoffentlich niemals eintreffen wird. Dem ersten Band sollen zwei weitere folgen.
Roger Wetli
Russland hat den Krieg gegen die Ukraine gewonnen, sich Teile des Landes einverleibt und sich jetzt mit Serbien, Ungarn und weiteren Ländern zur «Budapester Koalition» zusammengeschlossen. Die Amerikaner haben Europa fallen gelassen, Westeuropa steckt in einer grossen Krise, Österreich ist aus der EU ausgetreten und wird durch schwere innere Unruhen erschüttert. Plötzlich stehen russische Panzerverbände in Vorarlberg vor der Schweizer Grenze. – Dieses Zukunftsszenario entwickelte der Zufiker Matthias Vetsch als Ausgangslage für seinen ersten Roman «Operation Tiefer Dorn, Band 1: Aufmarsch.» Die Geschichte beginnt im März 2025 und spannt den Bogen über fünf bis sieben Jahre. Den «Tiefen Dorn» stellen dabei Ungarn und Österreich dar, die tief in das NATO-Territorium nach Mitteleuropa stechen. «Die Geschichte könnte leider durchaus Realität werden, auch wenn ich das nicht hoffe», erklärt der Autor. «Auch in Österreich gibt es Gruppierungen, die gegenüber Russland sehr freundlich gestimmt sind.» Zumal in den letzten Monaten einige seiner Theorien und Fiktionen auf einmal erschreckend greifbar wurden.
Erfahrungen aus dem Beruf
Matthias Vetsch ist es sich gewohnt, in Szenarien zu denken. «Ab 2000 arbeite ich in leitender Position bei der Credit Suisse. Da gehörte es zu meinen Aufgaben, zu schauen, wie sich das Umfeld entwickelt und was passieren könnte. Aber auch da waren am Schluss die meisten – auch ich selbst – vom Untergang dieser Traditionsbank überrascht», blickt der Pensionierte zurück. Ebenfalls engagierte sich Vetsch als Oberst in der Schweizer Armee und erlangte da einen der höchsten Ränge eines Milizoffiziers. «Auch da durfte ich mögliche Konflikte und Übungen zu Szenarien ausdenken, auf die wir dann reagieren mussten.»
Neben der rein technischen Seite findet es Matthias Vetsch besonders spannend, wie Menschen in besonderen und gefährlichen Situationen agieren. «Das war mein Grundgedanke zu diesem Roman: Wie reagiert die Schweiz auf einen grossen Konflikt, in dem man nicht mehr nur reden kann, sondern Entscheidungen treffen muss», erklärt er. In seinen beruflichen und militärischen Tätigkeiten habe er Führungspersonen erlebt, die bei einer Krise plötzlich total überfordert waren und andere, die nun aufblühten.
Authentische Orte
In seinem Roman stehen verschiedene Menschen im Zentrum. So etwa eine Bundesrätin, ein Brigadekommandant oder ein Bankangestellter. Von Letzterem hat er als Wohnort gar Berikon ausgewählt. «Der Roman spielt aber an vielen Orten der Schweiz. So etwa auch im Bundeshaus und natürlich an der Schweizösterreichischen Grenze zwischen St. Galler Rheintal und Vorarlberg», gibt er Einblick. Dort ist Matthias Vetsch auf einem Bauernhof aufgewachsen, den heute sein Bruder bewirtschaftet. «Ich besuche ihn und meine Mutter noch oft. Ich kenne die dortige Gegend immer noch sehr gut.» Dem Roman ist deshalb auch eine Karte dieser Gegend angefügt.
«Mir war es wichtig, im Roman authentische Orte zu beschreiben. Kannte ich sie nicht selbst, schaute ich mir Fotos an. So zum Beispiel beim Bundesratszimmer.» Auch in einem Kampfjet F/A-18 sei er nie gesessen. «Also habe ich diese Stellen des Romans einem Piloten gesendet, der mich dann im Detail korrigierte.» Er betont, dass keine klassifizierten Informationen im Buch vorkommen. «Über diese verfüge ich zwar als ehemaliger Oberst, und sie halfen zum Teil beim Schreiben. Aber alles, was man im Roman liest, ist öffentlich einsehbar. Das habe ich überprüft.» Zumal er seit zehn Jahren aus dem Dienst entlassen sei und damit neue Armeegeheimnisse nicht mehr kenne.
Durch Martin Rüfenacht inspiriert
Matthias Vetsch wohnte zirka 15 Jahre in Dottikon, bevor er 2010 nach Zufikon zog. Romane schrieb er nie. «Aber Fachartikel und Ausbildungsanleitungen», fällt ihm ein. «Das ist aber alles weit entfernt von einem Roman. Das ganze war jetzt für mich totales Neuland.» Eine Reise, die nicht klappte, war schliesslich der Auslöser, dass er tatsächlich erste Kapitel schrieb. Vetsch kennt den Freiämter Autor Martin Rüfenacht. «Er war einer derjenigen, die mich zum Schreiben inspirierten», ist Vetsch dankbar. «Und er gab mir auch Tipps bei der Suche nach einem Verlag.» Der Antium Verlag aus Wangen SZ ist jetzt ein idealer Partner. «Ich traf den Verleger und wir wurden uns einig. Er veröffentlicht sonst vor allem historische Romane von Schweizer Autoren, fand es aber spannend, jetzt mal eine Fiktion im Programm zu haben.»
Sehr geschätzt hat Matthias Vetsch auch sein Lektorat. «Es tat aber weh, wenn ganze Kapitel gestrichen wurden, weil deren Handlung für das grosse Ganze nicht wichtig genug waren. Aber das hat das Buch definitiv besser gemacht.»
Für seinen ersten Roman recherchierte Matthias Vetsch so viel, dass er bald merkte, dass ein normaler Umfang für sein Buch nicht reichen würde. «Also habe ich mich mit dem Verleger auf einen Dreiteiler geeinigt. Der zweite Band ist jetzt im Lektorat. Für das dritte Buch entwickle ich gerade das Konzept. Die Leser dürfen gespannt sein, wie diese Geschichte endet.»
Zeitlose Geschichte
Der Zufiker Autor strahlt. «Das Schreiben war für mich ein Plausch. Ich hatte auch nie einen Schreibstau. Manchmal konnte ich kaum mehr aufhören.» Und er freut sich, dass jetzt der erste Teil seines Romans erhältlich ist. Matthias Vetsch verspricht: «Auch wenn das Buch ein aktuell mögliches Szenario erzählt, ist die Geschichte doch zeitlos. Die Gedanken und wie sich die Personen verhalten, werden auch künftig noch nachvollziehbar und vielleicht ein wenig unterhaltsam sein.»