Projekt mit vielen Gewinnern
17.11.2023 Region Unterfreiamt, VillmergenGestern fand der Spatenstich statt für die AEW Wärmezentrale Villmergen Industrie
Nächste Woche entscheiden die Villmerger an der «Gmeind» über einen Wärmeverbund. Im Gebiet Allmend ist man schon einen Schritt weiter. Hier erfolgte ...
Gestern fand der Spatenstich statt für die AEW Wärmezentrale Villmergen Industrie
Nächste Woche entscheiden die Villmerger an der «Gmeind» über einen Wärmeverbund. Im Gebiet Allmend ist man schon einen Schritt weiter. Hier erfolgte gestern der Startschuss für den Bau einer Heizzentrale, die bereits im Winter 2024 Wärme liefern soll.
Chregi Hansen
Es sei genau das richtige Wetter für einen solchen Akt, scherzte David Gautschi, während sich eine weitere Regenfront näherte. «Wenn es so kalt und ungemütlich ist, dann ist es Zeit, sich Gedanken zum Heizen zu machen», fuhr der Leiter Produktion der AEW fort.
Wobei: Gedanken haben sich die AEW und etliche Unternehmen im Villmerger Industriegebiet schon länger gemacht. Das Projekt des neuen Wärmeverbunds ist kein Schnellschuss, erste Ideen wurden bereits 2018 entwickelt. «Solche Projekte haben immer wieder das gleiche Problem. Ohne Kunden kann man nicht richtig planen, und ohne Plan kann man keine Kunden gewinnen», so Gautschi weiter. Es sei nicht einfach gewesen, genügend Kunden zu gewinnen. Inzwischen haben sich acht Villmerger Betriebe für einen Anschluss entschieden, drei weitere sind noch am Prüfen. Und nachdem auf dem Areal der Cellpack genügend Land gefunden wurde für den Bau der Zentrale, steht dem Start nichts mehr entgegen.
In kleinen Schritten zum Erfolg
Gautschi sprach von einem Freudentag. «Wenn von der Energiewende gesprochen wird, geht es meist um den Stromverbrauch. Aber die Wärme macht rund einen Drittel des Verbrauchs aus», erklärte er. Und in diesem Bereich sieht die AEW noch ganz grosses Potenzial. «Wir realisieren seit 27 Jahren Wärmeverbünde. Es ist schön, dass wir auch in Villmergen tätig werden können», betonte Gautschi. Der Bau sei ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der Energiestrategie 2050.
Auch Vizeammann Renato Sanvido zeigt sich erfreut. «Dieses Projekt kennt nur Gewinner», ist er überzeugt. Er lobt die AEW dafür, dass sie die Gemeinde von Anfang an in ihre Pläne einbezogen hat. Und dass es ihr gelungen ist, genügend Kunden zu akquirieren. Dass dies keine einfache Sache ist, erlebt die Gemeinde mit dem geplanten Wärmeverbund der Gemeindewerke am eigenen Leib. «Es braucht viele kleine Schritte, um ein solch grosses Projekt zu realisieren», weiss Sanvido darum genau. Zudem muss ein solcher Wärmeverbund nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch funktionieren. Das bedeutet auch, dass sich die Unternehmen im Industriegebiet Gedanken machen mussten, ob sich der Anschluss lohnt. Und ob der Zeitpunkt richtig ist. «Sie haben sich richtig entschieden», ist der Vizeammann überzeugt. «Über die Klimawende wird viel diskutiert und gestritten. Hier gibt es Taten statt Worte.»
Einen wesentlichen Beitrag zur Realisierung leistet die Cellpack. Sie gehört nicht nur zu den Kunden, sondern stellt auch das Land für den Bau der Heizzentrale zur Verfügung. «Wir haben hier noch brachliegendes Land. Es bringt nichts, wenn wir das einfach horten. Es ist besser, es zu teilen», betont Christian Schweiger, Verwaltungsratspräsident der Cellpack Power Systems AG in Villmergen. Für sein Unternehmen kam die Anfrage der AEW zum genau richtigen Zeitpunkt, musste man sich doch eh Gedanken machen über eine neue Heizung. «Dank dem Wärmeverbund erreichen wir unsere eigenen Umweltziele früher als geplant», freut sich Schweiger.
Reserven eingeplant für viele weitere Kunden
Grund zum Strahlen hat an diesem Morgen auch Daniel Wernli, Leiter Wärmeproduktion der AEW. Nach der langen Planungsphase sei der Bau jetzt quasi das Dessert, meinte er beim Spatenstich. Ursprünglich hat man sich für Villmergen als Standort entschieden, weil man auf die Ferro als Abnehmer hoffte. «Diese gehört noch nicht zu den Kunden, aber wir bleiben dran», kündigte Wernli an. Nicht nur bei der Ferro, sondern beispielsweise auch beim Gebinde Logistik Center. «Diese müssten aber das ganze System umstellen, das muss gut durchdacht sein», weiss Wernli.
Investitionen in der Höhe von 12 Millionen Franken
Die Heizzentrale wird in einer ersten Etappe mit einem Altholz-Heizkessel mit 2000 Kilowatt Nennleistung und einer Ölheizung für die Spitzenlast gebaut. «Doch wir bauen so, dass wir über genügend Reserven verfügen», sagte Wernli. So könnte später ein weiterer Altholz-Heizkessel eingebaut werden, der doppelt so gross ist wie der jetzige. Nachgedacht wird auch über den Einbau einer Wärmepumpe für den Sommerbetrieb. Auf dem Dach wird zudem eine Photovoltaik-Anlage installiert. Die erste Wärmelieferung ist auf Ende 2024 vorgesehen.
Durch die energetische Verwertung von Altholz setzt die AEW auf die besonders ökologische Kaskadennutzung. Die nach ein- oder mehrfacher Nutzung anfallenden unbehandelten Holzabfälle stammen dabei mehrheitlich direkt aus dem Industriegebiet. Die AEW Energie AG investiert in einer ersten Phase rund 12 Millionen Franken und berücksichtigt bei der Auftragsvergabe zahlreiche Unternehmen aus der Region.