Robatech-CEO Yves Ottiger erzählt aus der 50-jährigen Geschichte der Firma

Mehr als 670 Mitarbeitende. Präsenz in 80 Ländern, 19 Tochtergesellschaften in 22 Ländern. Was 1975 ganz klein in Muri begann, ist ein Weltkonzern geworden. Die Robatech AG ist weltweit führend, wenn es um Klebstoffauftragstechnik geht. «Immer genauer, schneller und ökologischer», fasst es CEO Yves Ottiger zusammen.

Annemarie Keusch

Im Alltag von fast allen sind Produkte omnipräsent, an denen die Robatech AG mitwirkt. Cornet-Formen, Yoghurtbecher, Matratzen. «Alles, was irgendwo geklebt ist», sagt Yves Ottiger. Seit Anfang Jahr ist er CEO der Robatech AG. Und sein erstes Jahr an der Spitze des Unternehmens ist ein spezielles: das Jubiläumsjahr. 50 Jahre gibt es die Firma bereits. Gefeiert wurde mit allen Mitarbeitern, im Sommer drei Tage auf Malta. «Eine tolle Zeit», blickt Ottiger zurück. Weil die ganze Robatech-Familie zusammenkam. Weil auf einen Blick deutlich sichtbar wurde, was die Zahlen schon verraten: Die Murianer Firma ist ein Weltkonzern geworden.

Dabei waren die Anfänge ganz klein. Hans Meyer wars, der die Firma 1975 gründete. «Er arbeitete im Maschinenbau und war nicht zufrieden mit den Klebstoffapplikationen», erzählt Ottiger von den Anfängen. «Das können wir besser», sagte sich Meyer und wollte den Worten Taten folgen lassen. «Ein Unternehmer und ein Erfinder, wie er im Buche steht», so beschreibt Yves Ottiger den Robatech-Gründer. Über viele Jahre entwickelte sich die Firma positiv. Mittlerweile setzt sie über hundert Millionen Franken jährlich um und ist weltweit tätig. «Schon in den Anfangsjahren war die Robatech AG auch im Ausland tätig, aber vor allem in Deutschland und Italien, Länder, die für den Maschinenbau bekannt sind.» Heute sind es rund 80 weltweit, in 22 davon beschäftigt die Firma eigene Mitarbeiter, in den anderen arbeitet sie mit exklusiven Partnern zusammen.

240 Personen arbeiten am Hauptsitz

Hochwertige Steuerungen, Auftragsköpfe, Schmelz- und Dosiersysteme, die Klebeprozesse umweltverträglicher, sicherer und einfacher machen. Über all die fünf Jahrzehnte hat die Firma solches entwickelt und produziert. Maschinen, Schläuche – das Gesamtsystem entsteht dabei in Muri. Am Hauptsitz arbeiten aktuell rund 240 Personen, 40 davon sind Konstrukteure und Ingenieure, die die Produkte stetig weiterentwickeln. «Durchschnittlich sind diese seit 13 Jahren bei uns. Ein deutliches Zeichen dafür, wie viel Know-how zusammenkommt», betont Ottiger. Eine gute Mischung aus neuen und langjährigen Mitarbeitenden sei für die Entwicklung jedes Betriebs wichtig. «Das macht stark für die Zukunft.»

«Speed Star» heisst einer der Premium-Auftragsköpfe. Bis zu 800 Klebstoffpunkte setzt er pro Sekunde. «Schneller muss es vorerst nicht gehen, dieses Maximaltempo braucht aktuell noch keiner unserer Kunden.» Die Systeme bestehen aus mehreren hundert Teilen. «Viele lassen wir anfertigen, montiert und getestet wird aber alles hier vor Ort in Muri.» Das Komplexeste sei der Kopf der Maschine, dort, wo das erwärmte Granulat als flüssiger Klebstoff in richtiger Temperatur und Kadenz aufgetragen wird.

Immer effizienter in Sachen Energie

Nicht nur in Sachen Genauigkeit und Schnelligkeit haben sich die Maschinen der Robatech AG in den 50 Jahren stark entwickelt. Mittlerweile verbrauchen die Maschinen viel weniger Energie. «40 Prozent weniger als der zweitbeste Anbieter in diesem Bereich», sagt Yves Ottiger. Einerseits, weil nur so viel Klebstoff aufgetragen wird, wie nötig. «Klebstoff ist ein chemisches Produkt, eine CO2-Schleuder», weiss der CEO. Hinzu kommt die immer bessere Wärmedämmung der Schläuche. Gerade in diesem Bereich versuche man sich aber immer weiterzuentwickeln. Ottiger erzählt davon, dereinst Maschinen zurückzunehmen und aufzubereiten. «Langlebigkeit ist zentral.»

Produziert werden die verschiedenen Maschinen in Muri. Auch wenn das ungeschulte Auge kaum Unterschiede erkennt, betont Yves Ottiger die Individualität der Maschinen. «Eine unserer ganz grossen Stärken.» Trotz Individualität, die Maschinen werden im Bausatz-System hergestellt – ein Monteur oder eine Monteurin baut nicht selten allein ein Gerät zusammen. Das bringt Ottiger zu einem weiteren, vielleicht zu dem Alleinstellungsmerkmal schlechthin: «In Sachen Serviceleistung macht uns kein Mitbewerber etwas vor. Wir garantieren unseren Kunden weltweit schnelle, kompetente und verlässliche Unterstützung.»

Von keinem einzelnen Kunden und Land abhängig

Schreinereien, die mit ihren Produkten Holz kleben, Verpackungsindustrie, E-Commerce – «Robatech Gluing Solutions» ist in vielen Branchen präsent. «Trotz Grosskunden wie Amazon sind wir von keinem Kunden allein abhängig», betont Ottiger. Dass kein Klumpenrisiko besteht, sieht der CEO als weiteren grossen Vorteil für die Firma. Auch von keinem Land sei man abhängig. Gründer Hans Meyer fokussierte sich auf die Schweiz, Italien und Deutschland – seine Söhne Marcel und Thomas trieben die Internationalisierung voran. Marcel Meyer ist nach wie vor Besitzer und Verwaltungsratspräsident. Vor sieben Jahren übernahm mit Martin Meier erstmals kein Familienmitglied die Geschäftsführung und per Anfang dieses Jahres nun Ottiger. «Bei Innovationsthemen ist die Familie Meyer nach wie vor eng an der Firma», freut er sich. Ottiger vergleichts mit einer Enzyklopädie.

Trotz vieler Vorteile, trotz vielem, was gut läuft – Yves Ottiger sieht auch Potenzial. «Etwa im Bereich des Fadenzugs bei der Leimauftragung.» Die Visionen der Familie Meyer, die Innovationskraft der Mitarbeitenden – «wir gehen immer vorwärts». Wie es in der Vergangenheit war, soll es auch in Zukunft sein. Festhalten will die Firma dabei sicher am Standort Muri als Hauptsitz. Obwohl seit 2024 in Tschechien ein zweiter Montagestandort hinzukam. «Hier vereinen wir Tradition und Innovationsgeist. Seit 50 Jahren und auch in Zukunft.»

Mehr Infos: www.robatech.com