Sieben Köpfe für Merenschwand
02.09.2025 Merenschwand, Region Oberfreiamt, Wahlen, PolitikUmkämpfte Erneuerungswahl des Gemeinderats am 28. September
An Auswahl mangelt es nicht, wenn in Merenschwand Sitze im Gemeinderat zu vergeben sind. Das gilt auch für die anstehenden Erneuerungswahlen. Sieben Kandidierende stehen zur Verfügung. Auch ...
Umkämpfte Erneuerungswahl des Gemeinderats am 28. September
An Auswahl mangelt es nicht, wenn in Merenschwand Sitze im Gemeinderat zu vergeben sind. Das gilt auch für die anstehenden Erneuerungswahlen. Sieben Kandidierende stehen zur Verfügung. Auch Gemeindeammann Rainer Heggli wird herausgefordert.
Thomas Stöckli
Claudia Dober steht nicht mehr zur Verfügung, wenn Merenschwand am 28. September seinen Gemeinderat für die kommenden vier Jahre wählt. Für ihre Nachfolge als Vizeammann kandidiert einzig Kevin Faes. Ansonsten hat die Bevölkerung die Auswahl. Ums Präsidium steht nebst Rainer Heggli auch noch Fabian Brun zur Verfügung. Üblicherweise übernimmt der Gemeindeammann neben allen präsidialen Aufgaben auch das Ressort Finanzen. Insgesamt haben zwei Frauen und fünf Männer termingerecht ihre Absicht bekundet, sich in den Gemeinderat wählen zu lassen. Hier ein Überblick.
Rainer Heggli: Erfahrung als Trumpf
Vor allem das Interesse am Gestalten der gemeindlichen Entwicklung habe ihn dazu motiviert, weitere vier Jahre im Gemeinderat mitzuarbeiten, sagt Gemeindeammann Rainer Heggli, Die Mitte: «Ich leiste gerne meinen persönlichen Beitrag zum Zusammenleben in Merenschwand.» Rückblickend auf die zu Ende gehende Legislatur ruft er die Einführung des Verwaltungsleitermodells in Erinnerung. «Dies hat dazu geführt, dass es sehr kurze Wege innerhalb der Verwaltung gibt und wir auch sehr nah am Einwohner sind.» Die Verwaltung sei gut aufgestellt, Handlungsbedarf sehe er momentan vor allem darin, die Immobilien der Einwohner- und Ortsbürgergemeinde optimal zu nutzen, so Heggli.
Die Dorf- und Zentrumsgestaltung werde denn in der kommenden Zeit sicher eine Herausforderung bleiben. «Ganz wichtig sind bezahlbare Wohnungen für unsere jüngeren, aber auch für die älteren Einwohner.» Weiter müssen die zukünftige Gesundheitsversorgung im Dorf vorausschauend angegangen und alle Bedürfnisse mit den Finanzen in Einklang gebracht werden. Im Hinblick auf diese Herausforderung sieht Heggli vor allem seine Erfahrung als Trumpf. Seit zwölf Jahren ist er als Gemeinderat tätig, die letzten vier davon als Ammann. «Zuvor war ich fünf Jahre Kirchenpflegepräsident, und die ehemalige Tätigkeit im Musikverein hat mir den Grundstein dazu gelegt.» Als Geschäftsführer eines KMU mit 23 Mitarbeitenden, das bereits 25 Jahre in Merenschwand ansässig ist, bringt er zudem viel Erfahrung aus der Wirtschaft mit.
«Wichtig ist es, teambildend im Gremium, aber auch in der Verwaltung und in den verschiedenen Kommissionen zu wirken», sagt Heggli über das Präsidialamt. Um die Schlussverantwortung tragen zu können, sei ein gutes Team wichtig, denn: «nur im Konsens können bestmögliche Entscheidungen getroffen werden», sagt der 51-jährige Gärtnermeister, der sich selbst als guten Versteher und Kommunikator bezeichnet. «Mein wirtschaftliches Denken sowie die Führungserfahrung aus Wirtschaft und Politik helfen mit, die teilweise komplexen Geschäfte zusammenhängend anzugehen.» Weiter sei seine gute Vernetzung in der Region ebenfalls ein Vorteil.
Fabian Brun: Mehr Transparenz
«Ich kandidiere, weil die Einflussmöglichkeiten als Stimmberechtigter begrenzt sind», sagt Herausforderer Fabian Brun. «Wenn man einer Staatsgewalt ausgesetzt ist, muss im Gegenzug die Möglichkeit bestehen, dort mitzuwirken. Ich habe genügend zeitliche Reserven, um das Amt gewissenhaft auszuüben.» Danach gefragt, was in Merenschwand gut läuft, spricht Brun den Kreisel im Zentrum an: «Seit der in Betrieb ist, läuft der Verkehr besser.» Handlungsbedarf sieht er allerdings bei der Abwicklung von privatrechtlichen Geschäften der Gemeinde, zum Beispiel Landgeschäfte. Diese sollen transparent ablaufen und öffentlich ausgeschrieben werden. Weiter fordert der 44-Jährige, dass – eventuell wichtige – Entscheide und deren Begründungen des Rates und der Verwaltung anonymisiert publiziert werden: «Es ist mir ein Anliegen, dass man ergründen kann, wie das Recht von der jeweiligen Staatsgewalt verwaltet wird.»
Fabian Brun möchte die Grundlagen für mehr Wohnraum schaffen, um weiteren Preisanstiegen entgegenzuwirken: «Die derzeitige Preisentwicklung bei Landkosten und den daraus folgenden Wohnkosten erachte ich als schädlich.» Er werde den Leuten gut zuhören, Sitzungen nach ausgiebiger Vorbereitung geordnet abhalten und die Verwaltung exakt kontrollieren, wie sie arbeitet. Die Leitung der Sitzungen und Versammlungen nennt er denn auch als bedeutendste Verpflichtung, die mit dem Amt als Gemeindeammann verbunden ist, für das er zusätzlich kandidiert – nebst den repräsentativen Aufgaben, die auch dazugehören. Weitere Aufgaben seien im Gemeindegesetz nicht ersichtlich. Nach seinem Dafürhalten sollte die Ressortverteilung gleich ablaufen wie die Departementsverteilung beim Bundesrat: «Derjenige mit der längsten Amtsdauer kann das nächste übrig gebliebene Ressort auswählen.» Die Ressortverteilung solle jedoch nicht überwertet werden: «Ein Gemeinderat muss auch zu Themen, die nicht in seinem Ressort angesiedelt sind, den Überblick haben.»
Kevin Vaes: Teamplayer als Vizeammann
«Das Allgemeinwohl liegt mir sehr am Herzen», sagt Kevin Vaes. «Ich sehe noch viele innovative Ansätze, die ich weiterentwickeln möchte. Es gibt noch einiges zu tun.» Entsprechend sei er voll motiviert. «Und ich arbeite in einem guten Team», betont der 52-jährige Kandidat der Mitte, der in seiner Freizeit gerne wandert, schwimmt oder liest. Wichtig ist es ihm als Bildungs- und Sportvorstand der Gemeinde, optimale Vorraussetzungen für die Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler zu schaffen. Dazu gelte es, den Herausforderungen von steigenden Schülerzahlen und Lehrermangel bestmöglich zu begegnen.
«Ich bin ein Teamplayer», sagt Kevin Vaes über sich selbst, «habe ja bereits Erfahrung als Schulpfleger und Gemeinderat.» Zudem bringe er als Geschäftsbereichsleiter in einer innovativen Logistikunternehmung viel Führungs- und Projekterfahrung mit. «Die Vizeammann-Kandidatur wurde im Gremium besprochen», betont er, «die Nomination wird vom Gemeinderat unterstützt.»
Christoph Notter: Unterhalt der Infrastruktur angehen
«Die letzten vier Jahre durfte ich als Mitglied des Gemeinderats spannende und interessante Projekte umsetzen», sagt Christoph Notter und lobt die Zusammenarbeit im Rat in den vergangenen Jahren. «Wir konnten Projekte realisieren und neue anstossen.» Nun sei er bereit, die Gemeinde weiter mitzugestalten und sich für die Mitbürgerinnen und Mitbürger einzusetzen.
Er könne nicht sagen, dass in der Gemeinde etwas nicht ‹rund› läuft, so der 61-Jährige. «Es gibt aber Aufgaben zu bewältigen, welche auf die Gemeinde zukommen.» Als Beispiele nennt er private Bauvorhaben mit Gestaltungsplanverfahren sowie Unterhalts- und Erneuerungsarbeiten an bestehenden Infrastrukturanlagen: «Im Unterhalt von Strassen, Abwasseranlagen und der Wasserwasserversorgung sind gewisse Defizite feststellbar», hält er fest.
Eine grosse Herausforderung werde denn auch der Umbau der Abwasserreinigungsanlage (ARA) sein: «Dieses Projekt wird uns in der kommenden Legislatur besonders fordern.» Im Weiteren müssen Investitionen geplant und getätigt werden für die ausreichende Versorgung der Gemeinde mit Trinkwasser. Zudem stehen Strassenbauprojekte in den Ortsteilen Benzenschwil und Rickenbach zur Umsetzung an. «Meine langjährige berufliche Tätigkeit in der Baubranche gibt mir das Rüstzeug, um wichtige Bauprojekte strategisch und finanziell zu begleiten, um nicht unnötige Kosten zu verursachen, aber für die Gemeinde die grösstmögliche Wertschöpfung zu erzielen», sagt Notter.
Patrick Bachman: Konstruktiv zusammenarbeiten
Erst seit Anfang Jahr ist Patrick Bachmann für die FDP Merenschwand im Gemeinderat. «Als Benzenschwiler möchte ich die Verbindung zu Merenschwand stärken», sagt er. «Ich sehe mich aber nicht nur als Vermittler zwischen Ortsteilen, sondern auch zwischen Menschen und ihren Positionen. Gerne möchte ich diesen Sitz auch in der nächsten Legislatur im Gemeinderat verteidigen.» In Merenschwand laufe vieles sehr gut, findet der 49-jährige Architekt: «Die Zusammenarbeit im Gemeinderat ist sehr sachbezogen und konstruktiv.»
Die zukünftigen Herausforderungen für die Gemeinde sieht Bachmann vorwiegend im hohen Wachstumsdruck. Es fehlen Begegnungsorte mit hoher Aufenthaltsqualität bei den Dorfkernen, ebenso wie Räumlichkeiten für Vereine. «Da ich mich in verschiedenen Vereinen engagiere und schon diverse Veranstaltungen in der Gemeinde organisiert habe, bin ich gut vernetzt», sagt er. Und weiter: «In diesem Jahr habe ich mir verschiedenes Wissen in der Gemeinderatsarbeit angeeignet und konnte mich bei diversen Punkten auch aktiv einbringen. Das gefällt mir, dies würde ich auch gerne weiterführen.»
Nicole Liviero: Dorfteile zusammenbringen
Weil sie in Merenschwand persönlich etwas bewirken will, stellt sich Nicole Liviero zur Wahl. «Verstärkt wurde dies durch das Zutragen von anderen Parteien, dass auch wir, die SVP – wieder mit einer Frau für einen Sitz im Gemeinderat kandidieren sollten.» In Merenschwand laufe vieles gut, findet sie. «Wir von der SVP Me-Be sind der Meinung, dass wir die Dorfteile mehr zusammenbringen sollten. Damit wir ‹ein› Merenschwand sind.» Nach dem Zusammenschluss sei nun noch etwas mehr Zusammenrücken gefragt. «Aus diesem Grund organisieren wir Veranstaltungen, zum Beispiel einen Grillkurs oder den Familientag.» Als grösste Herausforderungen bezeichnet Nicole Liviero die Kosten für Migration und Sicherheit sowie Bildung, die wie in allen Gemeinden immer grösser werden. «Daneben merken wir als Gesellschaft, dass immer mehr Firmen wegen hoher Kosten und Regulationen schliessen müssen.» In diesem Umfeld will sie verhindern, dass einfach die Steuern erhöht werden.»
Als Generalistin wie auch durch ihre Erfahrung im Kantons- und Gemeindewesen ist die 52-Jährige zuversichtlich, sich schnell einbringen zu können. «Auch wird mir der Start leichter fallen, da sich in meiner Nachbarschaft bereits ein Gemeinderatsmitglied befindet, mit dem ich mich sehr gut verstehe und wir so im Gemeinderat eine solide Basis haben, um die anstehenden Herausforderungen kollegial zu meistern.»
Theres Schöni: Direkten Draht schaffen
«Mir ist es wichtig, dass wir in unserer Gemeinde eine gute Lebensqualität aufrechterhalten können, sagt Theres Schöni, die mit der IG für das Allgemeinwohl im Rücken antritt. Entsprechend möchte sie einen direkten Draht zwischen den Einwohnern und den Gemeindeprojekten schaffen, Anliegen der Beteiligten ernst nehmen und so gut wie möglich einbeziehen. An ihrem Wohnort schätzt sie die Infrastruktur, das vielfältige, aktive Vereinsleben und die gelebte Begegnung in Quartieren. Ungut finde sie hingegen, «dass der Gemeinderat in Abhängigkeit der Baulobby agiert und ein ständiges Wachstum als notwendig erachtet, wobei Bedürfnisse der bestehenden Einwohnerschaft übergangen werden». Geheime Planungen im Ratsstübli ohne nachträgliche Information der zuständigen Kommission und der Bevölkerung seien nicht tolerierbar, findet sie: «Es braucht mehr ehrliche Transparenz.» Entsprechend gelte es, Gefässe zu schaffen, um die Gesamtbevölkerung besser und fairer in Entscheidungsprozesse integrieren zu können.
«Der Gemeinderat soll Anliegen der Bevölkerung auch vor anderen Interessen, etwa Tech-Konzernen oder dem Kanton, in einer starken Position vertreten und durchsetzen», fordert Theres Schöni. «Vermeintlicher wirtschaftlicher Fortschritt aus Profitgründen darf nicht als Rückschritt für die Bevölkerung enden.» Die 63-jährige Pädagogin will sich mit breitem Fachwissen, Erfahrung und Kompetenz in vielen organisatorischen Bereichen einbringen. Im Dialog erkenne sie lösungsorientiert, wo der Hebel angesetzt werden sollte, im Sinne aller Beteiligter. Und: «Ich habe das Rückgrat und die Stärke, auch mit Widerständen umgehen zu können», wobei ihr Hauptinteresse dem Allgemeinwohl gelte.