Speziell FDP und Mitte in Feierlaune
30.09.2025 Muri, Parteien, WahlenVerspätung sorgte für Nervosität
Die FDP ist zurück im Murianer Gemeinderat – auch Laubacher und Meier sind gewählt
Muri hat gewählt. Der Gemeinderat besteht ab 2026 aus Hans-Peter Budmiger, Daniel Räber, ...
Verspätung sorgte für Nervosität
Die FDP ist zurück im Murianer Gemeinderat – auch Laubacher und Meier sind gewählt
Muri hat gewählt. Der Gemeinderat besteht ab 2026 aus Hans-Peter Budmiger, Daniel Räber, Jörg Weiss, Marlies Laubacher und Herbert Meier.
Annemarie Keusch
Was eine Stunde ausmachen kann. Eigentlich sollte das Telefon um 12 Uhr klingeln. Das Telefon, das darüber informiert, wer gewählt ist und wer eben nicht. Nur, der Anruf kam und kam nicht. Mehr als 45 Minuten vergingen, bis es bei den sechs Kandidatinnen und Kandidaten klingelte. «Ich kam schon ins Grübeln», sagt Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger (GLP), der wie Daniel Räber (Mitte) mit einem Glanzresultat wiedergewählt wurde. Noch nervöser dürften die vier Neuen gewesen sein. «Es war eine Situation, die ich so nicht kannte. Entsprechend war ich angespannt», sagt Regula Marthaler (SP), die den Einzug in den Gemeinderat um 81 Stimmen verpasste. Eine spezielle Methode, um gegen ihre Nervosität anzukämpfen, entwickelte Marlies Laubacher (Mitte). «Ich habe alle Kästchen im Badezimmer ausgeräumt und geputzt.» Als die Nachricht kam, dass sie gewählt sei, «ist mir das Herz in die Hose gerutscht». Die Nervosität stieg im Laufe des Morgens auch bei Herbert Meier (SVP). «Am Morgen bei den Kühen war ich ganz ruhig.» Er hat es geschafft, ist als Gemeinderat gewählt. Genauso Jörg Weiss (FDP) – mit dem besten Resultat der Neugewählten. «Ich war froh, als der Anruf endlich kam», gesteht er. Viele lachende Gesichter zeigten sich an den verschiedenen Wahlfeiern. Und auch die vermeintliche Verliererin sieht sich als Siegerin.
Jörg Weiss, Marlies Laubacher und Herbert Meier schaffen den Einzug in den Gemeinderat
Die FDP ist zurück, die Linken verlieren ihren Sitz, die Mitte und die SVP verteidigen ihn. So lassen sich die Gemeinderatswahlen in Muri zusammenfassen. Dahinter stehen ganz viele Emotionen – bei der Mitte und der FDP nur positive, bei der SVP auch gemischte.
Annemarie Keusch
Er kommt aus dem Strahlen fast nicht mehr heraus. «Fast unheimlich», sagt Jörg Weiss. Dass er das beste Resultat aller Neugewählten erreicht hat, damit habe er nicht gerechnet. Er weiss: «Alleine mit den FDP-Wähleranteilen hätten wir das nicht geschafft.» Es sei wohl sein grosses und vielseitiges Engagement in der Vergangenheit, sein Netzwerk, das ihm zu diesem guten Resultat verholfen habe. «Ich durfte von vielen Seiten Unterstützung erfahren, darüber bin ich sehr dankbar.» Die Wahl sei eine tolle Bestätigung, «dass ich in den letzten 50 Jahren nicht alles falsch gemacht habe».
Jörg Weiss steht im Zentrum an der Wahlfeier der FDP. Natürlich. Trotzdem spricht er immer von «wir». «Ohne die Partei wäre das so nicht möglich gewesen.» Viele Jahre sind vergangen, seit die FDP zuletzt im Gemeinderat vertreten war. Präsident Tobias Knecht betont: «Mit Jörg Weiss wollten wir das unbedingt schaffen.» Die Partei hat entsprechend in den Wahlkampf investiert. «Wir wollten uns später nicht vorwerfen müssen, allenfalls zu wenig getan zu haben.» Alleine die Investitionen hätten aber nicht gereicht, davon ist Knecht überzeugt. «Es hat einfach alles gepasst. Wir überzeugten mit dem Gesamtpaket.» So sieht es auch Jörg Weiss selbst. Die Freude, nun im Gemeinderat mitwirken zu können, ist gross. «Natürlich würde ich mit meinem beruflichen Hintergrund am liebsten das Ressort Tiefbau übernehmen», sagt er. Zu weit in die Zukunft habe er aber noch nicht gedacht. «Zu einem solchen Amt gehört Demut dazu und diese bringe ich sicher mit.»
Doppelte Freude bei der Mitte
Lauter glückliche Gesichter gab es auch bei der Mitte zu sehen. Daniel Räber hat seinen Sitz bravourös verteidigt – mit dem besten aller Resultate. Und Marlies Laubacher hat die Wahl in den Gemeinderat geschafft. «Ein riesiger Vertrauensbeweis», sagt Räber. Die Motivation, Muri weiterhin mitzugestalten, sei gross. Das gute Wahlresultat und die deutliche Wahl als neuen Vizepräsidenten interpretiert er als Vertrauen, das daraus wuchs, was er in der Vergangenheit anpackte. Und das auch in seine zukünftigen Projekte reicht. Dies freue ihn speziell, weil er sich eher als «Chrampfer» im Hintergrund sieht. «Schön, wenn die Wählerschaft auch das honoriert.»
Überglücklich ist auch Marlies Laubacher. «Ich freue mich riesig auf die Aufgaben im Gemeinderat und auf die Zusammenarbeit», sagt sie. Verantwortung zu tragen, das liege ihr, das möge sie. «Aber dennoch, die letzten 20 Jahre war ich immer Chefin. Ich freue mich, nun Teil eines Gremiums zu sein und die Verantwortung miteinander tragen zu können.» Laubacher ist fest entschlossen, Muri während zwei Legislaturen mitzugestalten. «Am liebsten in den Bereichen Hochbau und Raumplanung.» Dabei betont sie, bereits viel Spass im Wahlkampf gehabt zu haben. «Das hätte ich nicht gedacht.» Nun gewählt zu werden, sei für sie eine Art Abrechnung. Ein negativ behaftetes Wort, das sie durchaus positiv meint. «In verschiedenen Gesprächen in den letzten Wochen erhielt ich viele Rückmeldungen auf mein Wirken in den letzten zwei Jahrzehnten in Muri.» Offensichtlich mehr Positives als Negatives. «Das macht mich sehr glücklich.»
«Schöner Sonntag» für die SVP
Freude an seiner Wahl als Gemeinderat hat auch Herbert Meier – auch wenn er das schlechteste Resultat aller Gewählten vorzuweisen hat. «Gewählt ist gewählt. Aber ja, es ist gefährlich. Ich habe von allen Seiten immer wieder gehört, ich sei gesetzt.» Viel mehr als am Wahlresultat werde er künftig aber daran gemessen, wie er als Gemeinderat arbeitet. «Ich trage eine grosse Verantwortung, bin aber überzeugt, dass ich dem gewachsen bin.» Das habe er als langjähriger Präsident der Schulpflege bereits bewiesen. Meier tritt damit in die SVP-Fussstapfen von Milly Stöckli. «Perfekt, ein schöner Sonntag. Wir haben alles richtig gemacht», sagt diese. Meier habe sich nicht verbogen, um anderen zu gefallen. «Das kommt nicht immer gut an. Aber er hat es geschafft und das ist die Hauptsache.»
Der Wermutstropfen: die klare Niederlage gegen Daniel Räber um das Vizepräsidium. «Überraschend kommt das für mich nicht», sagt Meier.
Die Resultate
Mit einer Wahlbeteiligung von 44,8 Prozent fielen total 2405 Wahlzettel in Betracht. Stimmen haben erhalten: Daniel Räber: 2066, Hans-Peter Budmiger: 2003, Jörg Weiss: 1722, Marlies Laubacher: 1532, Herbert Meier: 1362. Diese fünf gelten als gewählt. Regula Marthaler erreichte 1281 Stimmen. Das absolute Mehr lag bei 1023 Stimmen. Vereinzelt gültige Stimmen gingen 257 ein.
Als Gemeindepräsident gewählt ist Hans-Peter Budmiger mit 1841 Stimmen. Als Vizeammann gewählt ist Daniel Räber mit 1446 Stimmen. Auf den zweiten Kandidaten Herbert Meier entfielen 538 Stimmen.