Tradition heisst vorwärtsgehen
07.10.2025 Muri, TraditionenPflegi Muri gewinnt AKB-Nachhaltigkeitsförderung und fokussiert sich auf drei Projekte
Die Fokuspunkte sind Strategie, Biodiversität und Umgang mit der PET-Thematik im Betrieb. Hier wollen die Verantwortlichen der Pflegi Muri durch ihre Arbeit bei der ...
Pflegi Muri gewinnt AKB-Nachhaltigkeitsförderung und fokussiert sich auf drei Projekte
Die Fokuspunkte sind Strategie, Biodiversität und Umgang mit der PET-Thematik im Betrieb. Hier wollen die Verantwortlichen der Pflegi Muri durch ihre Arbeit bei der Nachhaltigkeitsförderung vorangehen. Sie möchten aufzeigen, dass ein Betrieb mit der Tradition der Pflegi Sorge zur Institution und den Bewohnern trägt und sich der Verantwortung für die Zukunft stellt.
Verena Anna Wigger
Margit Schneider, Direktorin der Pflegi Muri, weiss, in welch privilegierter Situation sie wirken kann. Darum sagt sie: «Der Ball wurde uns zugeworfen und das Thema war präsent.» Sie hätten im Haus schon seit längerer Zeit eine Gruppe mit dem Namen «Öko-Pflegi», welche sich um nachhaltige Projekte kümmert. Daraus entstanden Ideen aus allen Bereichen rund um die Pflegi und ihre Bewohner. Diese seien eher niederschwellig gewesen und umgesetzt worden. Wie das Beispiel des Tabletten-Bechers zeigt. Hier werden jetzt neu Porzellan-Schälchen eingesetzt. Nun seien aber die Ideen ausgeschöpft. «Uns ist seit Längerem bewusst, dass wir eine nachhaltige Unternehmensführung strategisch und strukturell angehen wollen», so Schneider. Als dann in einem Newsletter das Projekt der AKB ausgeschrieben wurde und sie einen der zehn Plätze gewonnen haben, sei es erst recht losgegangen, so die Direktorin weiter.
Reichhaltiges Programm
«Das ganze Programm hat uns überrascht», sagt Thomas Weber, Verantwortlicher Marketing und Kommunikation der Pflegi Muri. «Es tönt nicht nur gut. Es ist auch gut», so Weber weiter. An drei grossen Workshops konnten die Gewinner des Förderprogramms der Aargauer Kantonalbank (AKB) teilnehmen. Sie wurden in die Thematik eingeführt und erhielten die Möglichkeit, sich damit auseinanderzusetzen. Experten der AKB und der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) unterstützen die Betriebe mit ihrem Wissen auf dem Weg der Projektumsetzung. Dieses Wissen kann abgeholt werden, ausrichtet auf die fokussierten Projekte, in Form von ausgewiesenen Expertinnen und Experten, welche die Projekte unterstützen oder begleiten.
Thomas Weber sagt: «Der Mix der Teilnehmerbetriebe ist auch sehr spannend.» Denn sie alle seien mit dem Anspruch gekommen, «Nachhaltigkeit zu etablieren und dort noch besser zu werden», ergänzt Margit Schneider. Dabei seien die Bedürfnisse und Ausrichtungen unterschiedlich. Und die Pflegi Muri ist erst noch in einem historischen Gebäude untergebracht, welches zusätzliche Faktoren einfliessen lasse.
Auf drei Punkte fokussiert
In den Workshops des Programms sei schnell klar geworden, so Schneider, dass sie sich auf drei Punkte fokussieren. Zum einen die Strategie. Hier will die Führung der Pflegi Muri für sich festhalten: «Das ist für uns Nachhaltigkeit und da gehen wir voran.» Dies biete in der Zukunft die Basis, um weitere Projekte für eine nachhaltig strukturierte Unternehmensführung anzugehen. Die Biodiversität sei das zweite Projekt. Bei all den Grünflächen, welche die Pflegi Muri hat und bei denen sie auch erleben, wie ihr Gärtner diese Haltung und Arbeitsweise bereits verinnerlicht lebe, sei es für sie eine Verpflichtung in ihrem Betrieb, hier einen Fokus zu setzten. Zwei Teilprojekte gebe es aus diesem Bereich: Zum einen die in diesem Jahr angelegte Biodiversitätshecke im alten Pflegi-Friedhof an der Spitalstrasse. Die Böschung am Nordklosterrain wird das Zweite sein. Diese wird neu bepflanzt werden. «Dabei achten wir darauf, dass die historische Mauer sichtbar bleibt», definiert Schneider die Pläne. Denn dieses Projekt wird zwar von der Pflegi umgesetzt, hier hat aber auch der kantonale Denkmalschutz Mitspracherecht. Kommunikationsleiter Weber ist sich bewusst: «Wir wollen Vorbild sein und inspirieren.» Denn ihnen sei bewusst, welches Privileg es sei, diesen Umschwung zu haben.
Projektbeispiel für Fragestellung
Als drittes Projekt wurde ein Thema gewählt, welches aufzeigt, wie man sich eines beliebigen Themas annehmen kann, um dabei vertieft Erfahrungen und Wissen zu sammeln. Damit am Schluss ein Entscheid gefällt werden kann im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie. Das ausgewählte Projekt heisst: «PET-Flaschen-Verbrauch in der Pflegi». Dabei wird abgeklärt, ob es Sinn macht, dass die Pflegi Muri Wasser weiterhin in PET-Flaschen einkauft. Bei den Abklärungen werden Faktoren wie Qualität, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit geprüft.
Die ausgearbeiteten Erkenntnisse aus den Projektarbeiten werden an einer Abschlussveranstaltung einer Jury vorgestellt. «Wir sind überzeugt, einen Mehrwert zu schaffen und dass es sich lohnt, diesen Weg zu beschreiten und nach vorne zu gehen», so der einhellige Tenor der beiden. Denn in Muri und Umgebung, scheine es einige Pioniere zum Thema zu geben, wissen Schneider und Weber. Sie durften den letztjähren Gewinner des Förderprogramms, das Murimoos, besuchen und erhielten eine Einführung in dessen Projekte und Umsetzungen.
Schneider sagt: «Wir möchten unserer Verantwortung nachkommen.» Damit wolle die Pflegi auch ein attraktiver Arbeitgeber bleiben und den Fokus auf die Mitarbeitenden im Unternehmen legen. Ihr ist bewusst, dass Arbeitnehmer heute auch ein Augenmerk auf die Nachhaltigkeit legen. Denn auch im Sozialbereich gehe es um Nachhaltigkeit, «da sind wir vorne und recht gut dabei», so Schneider.
Basis für Umsetzung legen
Nun sei es ihr Ziel, die konkrete Strategie bis Ende des Jahres zu definieren. «Mit dem Baukastensystem legen wir einen Grundstock, aus dem wir jedes Jahr ein Thema verfolgen werden. Das werden wir konsequent umsetzen, um voranzukommen», erklärt die Direktorin. «Wir können Unternehmen in der Region empfehlen, beim Programm der AKB mitzumachen», so Schneider.
Dass die Bank es mit dem Programm ernst meint und was diese an finanziellen Aufwendungen einsetzt, hat Margit Schneider beeindruckt. «Da sind wirklich Profis auf dem Platz», so Schneider. Bewusst ist den beiden, dass es bei der Arbeit, ein Ausprobieren und sich auf den Weg machen ist. Denn das Thema falle auf fruchtbaren Boden. Man spreche darüber. Nachhaltigkeit sei heute weit weg vom «Birkenstock-Image». Es sei alles sehr realistisch.
Für Schneider und Weber ist vor allem klar: «Nach diesem Jahr ist es nicht fertig.» Es wird weitergehen. Darum wollen sie die strategische Einbettung in den Traditionsbetrieb vorantreiben. Im Fokus stehen Fragestellungen und Sorge um die Institution und die Bewohner, und das im Rahmen der Möglichkeiten.