Tradition lebt weiter
15.07.2025 Sport, Pferdesport, TraditionenReitsport: 23. Dressurtage auf der Fohlenweid in Bremgarten
Rund 200 Teilnehmer starteten auf der Fohlenweid, verteilt auf die vier Tage. Während Reitsportanlässe schweizweit mit rückläufigen Starterzahlen zu kämpfen haben, behaupten die ...
Reitsport: 23. Dressurtage auf der Fohlenweid in Bremgarten
Rund 200 Teilnehmer starteten auf der Fohlenweid, verteilt auf die vier Tage. Während Reitsportanlässe schweizweit mit rückläufigen Starterzahlen zu kämpfen haben, behaupten die Dressurtage in Bremgarten ihren Platz im Reitsportkalender. Ein Erfolg für das Team Rothenfluh – das einmal mehr auch sportlich überzeugen konnte.
Josip Lasic
Susanne Rothenfluh ist nicht nur Mitorganisatorin der Dressurtage Fohlenweid und selbst Pferdesportlerin. Sie ist auch Mentaltrainerin. Ihre Fähigkeiten in diesem Bereich durfte sie an den Dressurtagen gleich auf sich selbst anwenden. Am Samstag war sie an der Prüfung Nummer 8 gleich mit zwei Pferden im Einsatz. «Verglichen mit dem Arbeitsaufwand, den wir sonst auf der Fohlenweid haben, ist während der Dressurtage eigentlich eher wenig zu tun», erzählt sie. «Trotzdem muss man immer mit dem Kopf bei der Sache sein. Wenn es irgendwo Probleme gibt, wenn irgendetwas nicht funktioniert, dann ist es klar, dass entweder meine Schwester Martina oder ich uns darum kümmern müssen.» Vor ihrem Einsatz hat sie sich eineinhalb Stunden Zeit zum Einreiten genommen. «Ich habe ganz langsam angefangen, mein Pferd ‹gezöpfelt› und in dieser Zeit visualisiert, wie ich einreite und die Prüfung absolviere. Der Heimwettkampf ist auf mentaler Ebene deutlich herausfordernder, als an anderen Orten, wo wir nur Teilnehmerinnen sind.» Diese mentale Vorbereitung sollte sich auszahlen. Mit einem der beiden Pferde konnte Susanne Rothenfluh den 2. Rang erreichen, gefolgt von ihrer Schwester Martina auf Rang 3. Für Martina Rothenfluh gab es zuvor bei der Prüfung Nummer 6 bereits einen 2. Rang.
Die Schwestern des Teams Rothenfluh haben es einmal mehr geschafft, die sportliche und organisatorische Herausforderung unter einen Hut zu bringen. «Wir wollen nicht einfach nur teilnehmen, um dabei gewesen zu sein. Ein gewisser Ehrgeiz ist schon vorhanden.»
Den Tieren soll es gut gehen
Dass sie aktiv mitreiten, ist für die Schwestern nicht nur aus sportlicher Sicht wichtig. «Wir sind nahe dran am Geschehen, wissen, wie sich das Reglement im Pferdesport entwickelt, ebenso die Auflagen.» Denn Reitsport wird in den letzten Jahren immer kritischer beäugt. «Bei vielen Grossanlässen ist es mittlerweile so, dass der sportliche Teil komplett in den Hintergrund rückt. Der grösste Teil der Berichterstattung dreht sich darum, dass sich die Organisatoren rechtfertigen und erklären müssen, ob jetzt alle Standards eingehalten werden, ob Reitsport noch zeitgemäss ist und ähnliche Dinge. Das ist schade.»
Susanne Rothenfluh ist sich bewusst, dass es innerhalb des Reitsports schwarze Schafe gibt, die nicht korrekt mit ihrem Tier umgehen. «Aber das sind eher Ausnahmen. Im Normalfall wollen Menschen, die ein Pferd haben und reiten, dass es dem Tier auch gut geht. Wir haben hier auf der Fohlenweid beispielsweise einen Pensionsbetrieb für Pferde. Oft sagen wird mit einem Augenzwinkern, dass es ein Hotel für die Tiere ist. Aber es ist uns tatsächlich ein Anliegen, dass sie sich wohlfühlen. Pferde sind kostspielige Tiere. Und wenn man selbst reitet, muss man eine Bindung zum Tier haben, um erfolgreich sein zu können. Egal aus welchem Blickwinkel man es betrachtet: Es ist ergibt keinen Sinn, das Tierwohl zu vernachlässigen.»
Keine bösen Überraschungen erwartet
Dementsprechend ist auch das Feedback, das die Dressurtage auf der Fohlenweid erhalten. Während gesamtschweizerisch die Teilnehmerzahlen bei Wettkämpfen im Pferdesport zurückgehen, waren in Bremgarten wieder rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Einsatz. Negative Zwischenfälle, die dem Ruf des Events geschadet hätten, gab es nie. Dafür gibt es Jahr für Jahr spannende Wettkämpfe zu sehen. «Spannend ist, dass die Amateurprüfungen von den Zuschauern fast besser frequentiert werden als diejenigen mit den professionellen Reitern», sagt Susanne Rothenfluh. «Mit dem schönen Wetter haben wir ausserdem zusätzlich den Jackpot gezogen.»
Die Dressurtage auf der Fohlenweid haben dieses Jahr zum 23. Mal stattgefunden. «Es ist schon fast ein Traditionsanlass», sagt Susanne Rothenfluh lachend. Und die Chancen stehen gut, dass die Tradition fortgeführt wird. Im Vergleich zum Springreiten und anderen Disziplinen des Pferdesports wurde das Dressurreiten in den letzten Jahren von riesigen Auflagen verschont, die Veranstaltern wie dem Team Rothenfluh die Durchführung einer solchen Veranstaltung erschweren würden. «Und so lange wir selbst reiten und immer auf dem aktuellen Stand sind, gibt es keine bösen Überraschungen. Das könnte eher passieren, wenn man sich zurückzieht und nicht mehr mitbekommt, was im Pferdesport vor sich geht. Dann kann es sein, dass man plötzlich auf dem falschen Fuss erwischt wird.»
Danach sieht es für das Team Rothenfluh momentan aber nicht aus. Es ist also davon auszugehen, dass die Tradition der Dressurtage auf der Fohlenweid im kommenden Jahr ein weiteres Kapitel findet. Vielleicht auch wieder mit einer guten Platzierung der Gastgeberinnen. Schliesslich hat Susanne Rothenfluh bewiesen, dass sie weiss, wie sie sich mental vorbereiten muss.