Viel Leidenschaft für den Beruf
24.01.2023 Region Unterfreiamt, Villmergen4. Ausgabe der Talkreihe «Villmärgerle» mit Daniela Frutiger und Hugo Weibel
Der eine hat die grossen Namen bekocht, die andere war als Fotografin da, wo Sportgeschichte geschrieben wurde. Hugo Weibel wie auch Daniela Frutiger lieben ihren Beruf, den beide ...
4. Ausgabe der Talkreihe «Villmärgerle» mit Daniela Frutiger und Hugo Weibel
Der eine hat die grossen Namen bekocht, die andere war als Fotografin da, wo Sportgeschichte geschrieben wurde. Hugo Weibel wie auch Daniela Frutiger lieben ihren Beruf, den beide per Zufall ergriffen haben.
Chregi Hansen
Die vom Kulturkreis lancierte Reihe «Villmärgerle» entwickelt sich zum Hit. Das Konzept, dass ein Wohler Moderator (Jörg Meier) an einem Sonntagmorgen eine Stunde lang zwei Villmerger Persönlichkeiten befragt, funktioniert so gut, dass jedes Mal mehr Publikum kommt. Bei der 4. Ausgabe mussten etliche zusätzliche Stühle organisiert werden, am Schluss zählten die Organisatoren über 130 Zuhörer und Zuhörerinnen.
Das liege vielleicht auch daran, dass erstmals eine Frau auf dem Podium Platz nehme, meinte Meier bei der Begrüssung schmunzelnd. Mit dabei in der vierten Ausgabe war Daniela Frutiger. Sie ist selber Sportfotografin und Geschäftsführerin von Freshfocus, der grössten Schweizer Sportbild-Agentur. In Villmergen aber noch bekannter dürfte allerdings der zweite Gast sein. Hugo Weibel war jahrelang Chefkoch im Fünfsternehotel Palace in Gstaad. Er ist inzwischen zwar pensioniert, hilft aber noch aus als Lehrer an der Fachschule. Oder als Koch, beispielsweise für die Theatergesellschaft.
Beide Gäste wussten Spannendes aus ihrem Leben zu erzählen. Und beide waren eher aus Zufall in ihrem Beruf gelandet. Weibel, der im Weiler Hembere aufgewachsen ist, wusste nach acht Jahren Volksschule nicht so recht was machen. «Ich habe erst in einer Folienfabrik geschnuppert, aber das hat mir nicht gefallen», erzählt er. Weil er schon damals gerne Kuchen backte, organisierte ihm sein Vater eine Lehrstelle in einem Restaurant. «Ich musste mit 15 von zu Hause weg, das war nicht einfach. Aber wenn ich zwischendurch frustriert nach Hause kam, meinte meine Mutter nur: Andere müssen auch arbeiten, geh wieder zurück.»
Daniela Frutiger wollte eigentlich Kleinkinderzieherin werden. Weil sie für diese Lehre 18 Jahre alt sein musste, überbrückte sie die Zeit mit Praktika und einer Schnupperlehre bei Foto Dubler. «Ich habe schon in der Schule gern fotografiert, von daher hat mir das gefallen», erzählte sie. Zur Sportfotografie kam sie, weil sie immer die Filme ihres späteren Chefs entwickeln durfte, der damals als Fotograf unterwegs war. «Er meinte, ich solle das auch probieren.» Für viele Sportfotografen war es ungewohnt, dass eine Frau vor Ort ist. «Aber das hatte auch Vorteile – wenn alle um das beste Bild kämpfen, liess man mir meist Raum», lacht sie.
Heute ist sie selber nur noch wenig im Einsatz, dafür organisiert sie die Einsätze der Angestellten und sorgt dafür, dass die Bilder der Sportevents rechtzeitig verfügbar sind. Unvergessen ist das besondere Bild des jubelnden Fussball-Trainers Köbi Kuhn, das sie 2003 nach der Qualifikation für die EM schiessen konnte. «Ich war damals hochschwanger. Nach dem Schlusspfiff rannten alle Fotografen auf den Platz, ich kam da nicht hinterher. Und das erwies sich als Glücksfall, ich war die Einzige mit diesem Bild», erzählte sie.
Michael Jackson bekocht
Auch Hugo Weibel wusste viel Spannendes aus seinem Beruf zu erzählen. Wie beispielsweise bei einem Silvesterbuffet das Entrecote zu sehr durch gebraten war und ihn erst Curd Jürgens und später Roger Moore darauf aufmerksam machten. «Aber ändern konnte man das nicht mehr.» Zu den regelmässigen Gästen gehörten auch Liz Taylor und ihre wechselnden Ehemänner. Und da war noch die Geschichte mit Michael Jackson, der einmal gar das «Palace» kaufen wollte. «Das gelang ihm nicht, dafür haben wir ihn oft mit Essen beliefert», so der Villmerger Koch.
Beiden Gästen gemeinsam ist die enge Verbindung zu Villmergen. Und beide waren als Jugendliche gern und oft in der «Hurti»-Beiz. Gemeinsam sind auch die besonderen Arbeitszeiten. Frutiger ist oft nachts im Einsatz. «Es geht alles immer schneller. Das Siegestor bei einem Fussballspiel muss spätestens fünf Minuten später online sein», sagt sie. Auch Weibel wurde während der Saison bis aufs Äusserste gefordert. «In der Küche musste ich der Diktator sein. Aber ich war keiner, der herumschrie. Im Gegenteil. Immer wenn ich still wurde, wussten alle, dass etwas nicht gut ist», berichtete er.
Es war eine höchst unterhaltsame und kurzweilige Stunde. Gerne hätte man den beiden noch länger zugehört. Und nach dem vielen Reden über das Essen ging so mancher später hungrig nach Hause. Und hat vermutlich in der Zeitung nach Bildern von Freshfocus gesucht.